Freitag, 9. Februar 2024

Trunk - Trunk: Locked In (2023)

https://www.imdb.com/title/tt27214365/

Die 28-jährige Rucksacktouristin Malina (Sina Martens) findet sich in einer furchterregenden Situation wieder: Sie wacht gefangen im Kofferraum eines fahrenden Autos auf und ihr fehlt jegliche Erinnerung an die Ereignisse, die sie dorthin gebracht haben. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist ihr Handy, das der oder die Entführer offenbar übersehen haben und mit dem es ihr gelingt, die Polizei anzurufen. Während sie unaufhaltsam einer unbekannten Gefahr entgegenrast, versucht sie zu verstehen, was vor sich geht und sich aus der lebensbedrohlichen Lage zu befreien.

Man würde anfänglich nicht vermuten, dass "Trunk: Locked In" ein deutscher Thriller ist. Doch tief in den Weiten der Streaming-Landschaft bietet dieser Film etwas mehr Flair, als man vermuten würde. "Trunk: Locked In" ist eine spannende und visuell auffällige Kriminalgeschichte. Das sagt viel, wenn man bedenkt, dass die Story fast ausschließlich im Kofferraum eines Autos stattfindet. Autor/Regisseur Marc Schießer (in seinem Spielfilmdebüt) sorgt trotz des begrenzten Raums für jede Menge Intrigen und Spannung. Ähnlich wie "Buried", "Oxygen" und "Nicht auflegen!" ihre Protagonisten auf engstem Raum unterbrachten, nutzt "Trunk" seine Prämisse als Vorteil und nicht als Hindernis. Und auch wenn dieser Streifen das Krimi-Genre vielleicht nicht auf ein neues Niveau hebt, bietet er doch genug, um ihn sehenswert zu machen. Die Handlung nimmt sofort Fahrt auf. Malina (Sina Martens) erwacht bereits hinten im Auto. Der Kofferraum ist offen, aber Malina wurde auf mysteriöse Weise unter Drogen gesetzt, wodurch sie von der Hüfte abwärts wie gelähmt ist. Bevor sie sich zurechtfinden kann, schließt ein namenloser Fahrer (Poal Cairo) den Kofferraum und sie darin ein. Das Auto fährt in Richtung eines unbekannten Ziels. Malina nimmt ihre missliche Lage zur Kenntnis und versucht, einen Fluchtweg zu finden. Ihre Lebensader ist ihr Mobiltelefon, mit dem sie Freunde, Familie und Behörden anruft - eben jeden, der sie möglicherweise finden und retten könnte. 

Schießers Drehbuch sorgt für einen gleichmäßigen Ablauf und blättert bei jedem Telefonanruf oder jeder SMS Schicht für Schicht ab. Bei manchen Interaktionen fühlt sich Malina hilflos (ihre eigene Schwester hält ihre Bitten um Hilfe für einen Streich), bei anderen Gelegenheiten werden sie zum zentralen Spannungspunkt. Dies lässt sich am besten an der Notfallhelferin Elisa (Luise Helm) zeigen. Elisa ist eine der wenigen Menschen, die Malina ernst nimmt und ihr Bestes gibt, um ihr Hilfe zu schicken. Obwohl man nur Elises Stimme hört, sorgt ihr Hin und Her mit Malina für einige der besseren dramatischen Wortwechsel. Martens und Helm spielen effektiv gegeneinander, auch wenn sie auf der Leinwand nie zusammen zu sehen sind. Eine der größeren Überraschungen von "Trunk" ist, wie körperlich anstrengend er ist. Die Enge an einem so kleinen Ort ist natürlich eine Belastung für den Körper, aber Malina wird auch noch wie eine Flipperkugel herumgeschleudert, während der Fahrer auf das Gaspedal tritt. Er dreht das Radio lauter, um ihre Hilferufe zu übertönen. Die Tatsache, dass sie verletzt in den Kofferraum gelegt wurde, erhöht die Gefahr zusätzlich. In der körperlichen Qual liegt ein Körper-Horror-ähnlicher Ton. Die Kamera (Daniel Ernst, Tui Lohf) wirft immer wieder einen Blick auf Malinas verstörtes Gesicht und ihre offenen Verletzungen. Rot ist die dominierende Farbe (aufgrund der Bremslichter des Autos), die das Schmerzgefühl, das Malina durchmacht, verstärkt.

Stilistisch verfolgen Schießer und der Rest der Produktion einen hyperkinetischen, freizügigen Ansatz. Während Malina in der Bewegung eingeschränkt ist, ist dies bei der Kinematographie nicht der Fall. Der Rahmen bewegt sich in alle möglichen Richtungen hinein, heraus, auf und ab - vom Inneren des Kofferraums bis ganz außerhalb des Autos. Dramatische Gespräche werden von ununterbrochenen Kamerafahrten begleitet, die Malina im Kreis drehen. Momente des Schocks oder der Offenbarung werden durch Snap-/Crash-Zooms unterbrochen, und die Beleuchtung geht in einen Stroboskop-ähnlichen Effekt über, um die zunehmende Angst zu verstärken. Der Schnitt läuft ständig auf Hochtouren und springt von einem Blickwinkel zum anderen. Die Erzählung beginnt stark, aber mit fortschreitender Laufzeit bemerkt man, dass die Schwächen im Schreibstil durchsickern. Malina wird als kluge und einfallsreiche Figur dargestellt, aber je weiter der Film voranschreitet, desto irrationaler verhält sie sich. Zugegeben, man weiß nicht,m wie man selbst reagieren würde, allerdings ist Malinas Übergang von einer Seite des Spektrums zur anderen zu abrupt. Obwohl der Film dafür gelobt werden sollte, dass er sich auf die Charakterentwicklung konzentriert, passt die Art und Weise, wie er in die Erzählung integriert wird, nicht richtig. Es ist schlicht ungeschickt, Malina während ihrer Geiselhaft tiefe, bedeutungsvolle Gespräche führen zu lassen. Sollte sie angesichts des begrenzten Akkus ihres Telefons nicht lieber einen Ausweg finden? Naja. "Trunk: Locked In" funktioniert dennoch besser als eine viszerale Erfahrung als als eine logische. Wenn man erst einmal darüber nachdenkt, wie alle Teile zusammenpassen, ist das Gesamtbild nicht mehr ganz so stimmig. Hier gibt es viel zu bewundern und Schießer ist als Geschichtenerzähler vielversprechend. Auch wenn das Endergebnis nicht völlig zufriedenstellend ist, kann man hier eine Menge Talent sehen, was auf zukünftige positive Erfahrungen hoffen lässt. 

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: MGM / amazon Video
Poster/Artwork: MGM

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