Donnerstag, 16. November 2023

The Pelican Brief - Die Akte (1993)

https://www.imdb.com/title/tt0107798/

Die Jurastudentin Darby Shaw (Julia Roberts) mutmaßt in einer Abhandlung über die Ermordung zweier Richter des Obersten Gerichtshofs und die potentiellen Nutznießer dieser Tat. Ihr Freund und Rechtsprofessor Thomas Callahan (Sam Shepard) übergibt das Dokument einem Bekannten, der für das FBI und die Regierung arbeitet. Darby scheint mit ihren Vermutungen genau ins Schwarze getroffen zu haben - nur knapp entkommt sie einem Mordanschlag, bei dem Thomas ums Leben kommt. Auf der Flucht vor ihren Verfolgern erhält Darby Unterstützung von dem Reporter Gray Grantham (Denzel Washington), mit dem sie der Verschwörung auf den Grund geht...

"Die Akte" basiert auf dem Bestsellerroman von John Grisham aus dem Jahr 1992 und wurde von Regisseur Alan J. Pakula in Szene gesetzt. Bereits vor Veröffentlichung des Buches stand fest, dass "Die Akte" verfilmt werden würde. Grisham hatte nur eine kleine Kostprobe präsentieren müssen und die Filmrechte auf der Stelle verkauft. Während Grisham "Die Akte" schrieb, hatte er bereits Julia Roberts als Darby Shaw im Kopf. Nachdem Roberts den Roman gelesen hatte, sagt sie zu, ohne das entsprechende Drehbuch gesehen zu haben. In "Die Akte" arbeitet Gray Graham für den fiktiven Washington Herald, wohingegen es in der Buchvorlage die real existierende Washington Post ist. In Vorbereitung auf seine Rolle traf sich Denzel Washington mit Redakteuren und Reportern eben jener Zeitung. Interessant ist, dass "Die Akte" im gleichen Jahr wie "Die Firma", die erste John-Grisham-Verfilmung, erschien. Doch mit der perfekten Besetzung und der herausragenden Arbeit des Autors, Produzenten und Regisseurs Alan J. Pakula, die die meisten Mängel des Romans beseitigt, steht sie der ersten Verfilmung aber in nichts nach.

Die Geschichte beginnt damit, dass zwei Richter des Obersten Gerichtshofs in derselben Nacht von einem Auftragsmörder namens Khamel (Stanley Tucci) ermordet werden. Die 24-jährige Jurastudentin Darby aus Tulane ist von den bizarren Ereignissen fasziniert und recherchiert und entwirft einen Bericht über einen obskuren Fall, der schließlich für die Gerichtsverhandlung bestimmt ist und als Inspiration für die Doppelmorde dienen könnte. Darbys Freund, der Professor, Thomas Callahan (Sam Shepard, in einem tollen Cameo-Auftritt), gibt den Auftrag an einen Freund beim FBI (John Heard) weiter. Als Thomas‘ Auto explodiert, beginnt das Katz-und-Maus-Spiel - sowohl die Regierung als auch die Täter verfolgen Darby, auch wenn der Präsident (Robert Culp) und sein Stabschef (Tony Goldwyn) befürchten, dass eine tiefgreifendere Verschwörung etwas damit zu tun haben könnte. Um sich zu retten kontaktiert Darby den Zeitungsreporter Gray Grantham (Washington), der die Geschichte bereits über eine anonyme Quelle verfolgt. Pakula leistet bemerkenswerte Arbeit darin, diese komplexen Stränge zu verweben und ihnen einen Sinn zu verleihen. Obwohl es jede Menge Spannung gibt, während Darby und Gray ihren Verfolgern ausweichen, verzichtet der Regisseur auf die billigeren Tricks des Handwerks und respektiert die Fähigkeit des Publikums, den Überblick über das Geschehen zu behalten. Außerdem ist "Die Akte" ein relativ schauspielerischer Thriller, bei dem der Großteil der Gewalt wirkungsvoll außerhalb des Bildschirms vermittelt wird.

Pakula bearbeitet einige Verschwörungtheorien und schafft so einen spannenden, intelligenten Thriller, der auf fast allen Ebenen erfolgreich ist. Julia Roberts spielt eine Rolle, die speziell für sie geschrieben wurde, und ist als Jurastudentin Darby Shaw sensationell. Roberts ist einfach großartig und drückt Darbys anfängliche Verwirrung aus, gefolgt von Einfallsreichtum und eiserner Entschlossenheit. Denzel Washington beweist, dass er ihr ebenbürtig ist, in einem lobenswerten Beispiel für die Besetzung. Er beeindruckt als Gray, dessen Persönlichkeit im Roman vage bleibt, so dass der Schauspieler der Rolle seinen eigenen Stempel aufdrücken kann. Parallel dazu verfilmt Washington übrigens "Philadelphia" - was ihn quasi über Nacht zum Superstar machte. Die Besetzung der Nebenrollen ist ebenso akribisch und bietet rundum erstklassige Leistungen - selbst bei so begrenzter Aufmerksamkeit wie Shepard und Heard. Culp ist der Präsident (offenbar eine Mischung aus Gerald Ford und George Bush) und Goldwyn wunderbar schmuddelig als sein kühler Stabschef, während Tucci als Attentäter eine beträchtliche, aber verhaltene Bedrohung darstellt.

Wie diejenigen, die sich die mehr als zweieinhalb Stunden von "Die Firma" angesehen haben, herausgefunden haben, ist die Adaption von Grisham schwer und erfordert Aufmerksamkeit. Trotz seiner brillanten Inszenierungen tendiert der Autor nämlich oft dazu, in der zweiten Hälfte seiner Geschichten herumzuschlendern und sich in technischen Kauderwelsch zu verstricken, der oft nicht actiongeladen genug ist, um das typische Thrillerpublikum zufrieden zu stellen. Das zwingt die Filmemacher, diese Mängel zu beheben, und Pakula ist es sogar noch effektiver gelungen - mit fast allen notwendigen Abweichungen und im Ziel, und dabei dem Buch völlig treu geblieben. Auch die technischen Credits sind tadellos, von James Horners stimmungsvoller, zurückhaltender Filmmusik bis hin zu Philip Rosenbergs prächtigem Produktionsdesign, vom Weißen Haus über schlichte Anwaltskanzleien bis hin zur Bourbon Street in New Orleans. Washington ist etwas schicker gekleidet als die meisten Reporter, denen man begegnet, aber darauf hinzuweisen, ist Mackern auf hohem Niveau - und so ziemlich der einzige Fehler, den man in "Die Akte" finden kann.

8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork:
Warner Bros.

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