1943: Der Zweite Weltkrieg hat Europa erfasst, der D-Day steht kurz bevor und die Alliierten befürchten ein Massaker, wenn ihre ungeschützten Truppen in der Normandie landen. Mit allerhöchster Geheimhaltung wird deshalb auf Spionage-Ebene die sogenannte „Operation Mincemeat“ ins Leben gerufen. Während die Invasion Italiens auf Sizilien vorbereitet wird, soll den Deutschen indes ein Täuschungsmanöver vorgegaukelt werden, dass die Truppen eigentlich Griechenland ins Auge gefasst haben. Ob die gewagte Aktion aufgehen wird, ist ungewiss. Schließlich erfordert sie die ganze Kompetenz der Beteiligten wie Ewen Montagu (Colin Firth), Charley Colmondeley (Matthew Macfadyen) und Ian Fleming (Johnny Flynn), um den Feind in dem Glauben zu lassen, ihnen seien wichtige Pläne zu alliierten Kriegsentscheidungen in die Hände gefallen...
"Die Täuschung" sieht aus wie ein richtiges britisches Spionagedrama und ist es größtenteils auch. Es ist eine der seltsamsten Geschichten des Zweiten Weltkriegs. und die Handlung ist von den Geschichtsbüchern bis hin zu Hollywood gut dokumentiert: Aber die Geschichte selbst ist so absurd und mit genügend Überraschungen und trockenem Humor erzählt, dass sie stets fesselnd ist. Die im Original titelgebende "Operation Mincemeat" war ein erfolgreiches Täuschungsmanöver der British Army im Zweiten Weltkrieg. Das deutsche Oberkommando der Wehrmacht (OKW) ließ sich davon überzeugen, dass die Alliierten eine Invasion auf dem Peloponnes und auf Sardinien vorbereiteten anstelle von Sizilien, dem eigentlichen Ziel. Um dies zu erreichen, musste man den Deutschen den Glauben vermitteln, sie seien durch Zufall an streng geheime Dokumente gelangt, die Details alliierter Kriegspläne enthielten. Der Erfolg der Operation Mincemeat hing mit der ungewöhnlichen Methode zusammen, die hierfür gewählt wurde: Die Dokumente befanden sich in einer Aktentasche, die an eine Leiche gekettet war, welche man an einen spanischen Strand treiben ließ, um so den Absturz eines Kuriers vorzutäuschen.
"Die Täuschung" dient auch irgendwie als eine Art James-Bond-Ursprungsgeschichte. Einer der britischen Geheimdienstoffiziere, die hinter diesem unwahrscheinlichen Plan standen, war Ian Fleming, der auf der Grundlage seiner eigenen Spionageerfahrungen die ikonische Figur 007 erschuf. Wenn sich man also jemals über die Inspiration hinter so legendären Figuren wie M und Q gewundert hat - hier gibt es die amüsante Aufklärung. Der charismatische Schauspieler und Sänger Johnny Flynn spielt Fleming und liefert die dramatische Erzählung des Films, begleitet vom Klicken seiner Schreibmaschine, während die anderen Mitglieder seines behördenübergreifenden Geheimdienstteams in ihrem versteckten Hauptquartier die eigentliche Arbeit erledigen. Aber wer könnte es dem aufstrebenden Romanautor verübeln, dass er sich Notizen machen wollte? Ewen Montagu von Firth und Charles Cholmondeley von Macfadyen leiten den Plan, eine Leiche zu sichern, ihr eine Militäruniform anzuziehen und sie vor der Küste Spaniens abzuladen, in der Hoffnung, dass sie mit einer Aktentasche voller gefälschter Dokumente an Land gespült wird. Eine Million große und kleine Teile müssen zusammenpassen, um sicherzustellen, dass diese Desinformation genau in die richtigen Hände gelangt, um Hitler zu täuschen und die Macht seiner Armee über Europa zu brechen. Und wie es in jedem großen Raubüberfallfilm der Fall ist, besteht der größte Spaß darin, den Spielern bei der Umsetzung ihres Plans zuzusehen. Hier bedeutet das, eine fiktive Identität und Hintergrundgeschichte für den verstorbenen Drifter zu schaffen, die so vollständig und luftdicht ist, dass sie keinen Verdacht erregt. Diese Brainstorming-Sitzungen zwischen den Beamten Montagu und Cholmondeley, der Angestellten Jean Leslie (Kelly Macdonald) und der Sekretärin Hester Leggett (einer liebenswerten Penelope Wilton) haben ein flottes, unbeschwertes Tempo, ermöglichen einem aber auch, diese Charaktere kennenzulernen. Sie investieren ihre eigene, sehr reale Persönlichkeit, ihre Träume und ihr Bedauern in den erfundenen Captain William Martin.
Sie machen sich auch verwundbar in einem Beruf, in dem es nur darum geht, die eigenen Abwehrkräfte aufrechtzuerhalten. Das erstreckt sich auch auf die romantische Bindung, die sich zwischen dem verwitweten Jean und Ewen stetig aufbaut, der seine Frau und seine Kinder nach Amerika schickte, um sie zu beschützen, weil sie Juden sind; Erste Szenen deuten darauf hin, dass die Ehe des Paares ohnehin in Gefahr war. Zwischen Macdonald und Firth herrscht eine süße und lockere Chemie, gepaart mit einer leichten Traurigkeit und Weltschmerz. Sie sind beide großartig. Doch diese aufkeimende Beziehung wird komplizierter, als klar wird, dass Charles auch Gefühle für Jean hegt; Macfadyen ist größtenteils stoisch, kann aber auch viele ironische Bemerkungen machen. Und das Misstrauen beginnt bei allen im Team zu brodeln, wenn Täuschungen innerhalb der Täuschung auftauchen. "Die Täuschung" wächst sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene zu Recht angespannt, während das Team die Mission ausführt und gespannt darauf wartet, zu erfahren, ob sie erfolgreich war. Winzige Zick-Zack-Kurven auf dem Weg können jeden Moment eine Katastrophe bedeuten, und Charaktere, die zunächst unbedeutend erschienen, werden zu großer Bedeutung, da sie zum Improvisieren gezwungen sind. Manchmal wünscht man sich vielleicht, dass Madden das gleiche Risiko eingegangen wäre wie die Drahtzieher hinter "Die Täuschung", aber sein Film ist immer mitreißend. Auch wenn der Film als Ganzes dicht und zurückhaltend wirkt, erwecken ihn die Darbietungen und die Liebe zum Detail stets zum Leben. Toll.8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia
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