http://www.imdb.com/title/tt0107818/
Philadelphia zu Beginn der 1990er Jahre: Der erfolgreiche Jung-Anwalt Andrew Beckett (Tom Hanks)
steht kurz vor der Beförderung zum Partner in einer der größten
Anwaltskanzleien der Stadt. So selbstbewusst er auch im Job auftreten
mag, sein Privatleben hält er wohlweislich in dem konservativen
Unternehmen unter Verschluss. Denn Beckett ist homosexuell. Und nicht
nur das: Er ist an AIDS erkrankt. Als er unter fadenscheinigen Gründen (er soll wichtige Unterlagen für
einen großen Fall verlegt haben) fristlos entlassen wird, versucht
Beckett das Unmögliche: Er will seine Firma wegen Diskriminierung
verklagen. Doch die Suche nach einem Anwalt, der ihn vor Gericht
vertritt, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Überall begegnet man
ihm mit Vorbehalten bis offener Abneigung wegen seiner
Auto-Immun-Schwäche, die (noch) als “Schwulen-Krankheit” verschrien ist.
Auch Joe Miller (Denzel Washington)
lehnt den Fall zunächst ab, nicht nur wegen der geringen Aussicht auf
Erfolg, sondern wegen seiner Mysophobie, seiner offenen Angst vor
Ansteckung. Schließlich lässt er sich doch überzeugen.Es beginnt ein Kampf von David gegen Goliath, gegen irrationale
Vorurteile – und vor allem gegen die Zeit, die Beckett
unmissverständlich und zusehends davonläuft...
1993 entsteht mit Jonathan Demmes Film "Philadelphia" nicht einfach
nur das Portrait eines gesellschaftlichen Außenseiters, der mit seiner
Krankheit und dem Umgang der Menschen mit eben jener zu kämpfen hat.
Nein, viel mehr noch ist Philadelphia Portrait einer ganzen
Gesellschaft, die von dem Film den Spiegel vorgehalten bekommt, ruhig
und beherrscht auf ihre Unarten hingewiesen wird und dabei doch völlig
Eindeutig eine genauso simple wie auch wertvolle Botschaft vermittelt
bekommt. Eine Botschaft, die auch heute noch lange nicht bei allen
angekommen ist, auch wenn wir Fortschritte machen.
Eingeleitet von Bruce Springsteens bis heute unvergessenem Titel "Streets Of Philadelphia" und abgeschlossen mit Neil Youngs fast
mindestens genauso wunderbaren Song, welcher ebenfalls den Namen
besagter Amerikanischer Großstadt trägt, werden wir in diesem Film Zeuge
von so Vielem. Wir sehen das für die meisten wohl unvorstellbare Leiden
einer furchtbaren Krankheit, sowohl körperlich als auch seelisch. Wir
erleben das langsame, schreckliche und vor allem unaufhaltsame
Dahinsiechen eines Menschen und wie dieser und dessen Freunde und
Familie damit fertig werden müssen. Uns werden die Vorurteile und
Ausgrenzungen einer Gesellschaft gezeigt und gleichzeitig auch ein
kleiner Schritt dieser hin zur Toleranz und dem Verständnis. Wir werden
konfrontiert mit einem Rechtssystem, welches sich eingestehen muss, dass
der Traum der völligen Gleichheit vor den Augen der Justitia eben nur
ein Traum bleibt und welches gleichzeitig am Mut zweier Männer wächst,
die bereit sind, für Gerechtigkeit einzustehen, welcher Widerstand da
auch immer kommen möge.
Man sieht das brillante und hingebungsvolle Schauspiel dreier
großartiger Darsteller und schließlich einen Tom Hanks, der sich bei der
Entgegennahme des redlich verdienten Oscars dem sturen Amerikanischen
Volk entgegenstellt und beinahe unter Tränen und sichtlich voller Stolz
verkündet, dass er mit Leib und Seele hinter dem Film und seiner
Botschaft steht. Man lauscht gebannt und voller Emotionen großartiger Musik, zum
Teil eigens für dieses filmische Werk geschrieben, von wahren Größen
unserer Musikwelt. Dem Zuschauer offenbart sich das gesamte Spektrum der menschlichen Gefühlswelt, von tiefer Trauer bis hin zu wahrer Nächstenliebe. Man sieht in "Philadelphia" so vieles, doch vor allem bleibt der Film
ein ebenso schöner wie auch trauriger Appell an unser aller
Menschlichkeit, der mit Nachdruck Toleranz, Liebe und auch Mitgefühl
einfordert. Und das nicht nur für eine Randgruppe, nein, für jeden
von uns.
Film kann so vieles sein. Er vermag zu unterhalten, mitfühlend und
dramatisch zu sein. Er ist emotional, witzig, zum Nachdenken anregend,
gesellschaftskritisch oder auch politisch. Ein Film kann tiefe Trauer
und die schönsten Gefilde unseres Denkens Arm in Arm gehen lassen und
trotzdem oder gerade deswegen eine völlig realistische Darstellung von
etwas sein.
"Philadelphia" ist alles davon und schafft es, all das Genannte auf wundersame Art und Weise unter einen Hut zu bringen. Grandios.
9/10
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