Nachdem er als Jigsaw schon mehrere Menschen mittels grausamer Folterfallen vermeintlich dazu gebracht hat, ihr Leben wieder wertzuschätzen, hat John Kramer (Tobin Bell) wegen seiner schweren Krebserkrankung selbst nur noch wenige Monate zu leben. Doch schöpft er neue Hoffnung, als er von einer experimentellen Wunderbehandlung mit großen Erfolgschancen hört. Er macht sich auf den Weg nach Mexiko, um dort in einer Untergrundklinik den entsprechenden Eingriff durchführen zu lassen – fällt allerdings einem perfiden Betrug zum Opfer. Die Betreiber der Klinik machen verzweifelten Menschen falsche Versprechungen, um ihnen so das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch haben sie die Rechnung ohne Jigsaw gemacht! Kramer will die Betrüger zur Rechenschaft ziehen und denkt sich einmal mehr sadistische Todesapparaturen aus, mit denen die Scharlatane gequält werden sollen...
Es kommt äusserst selten vor, dass der zehnte Teil eines erfolgreichen Franchise die Sünden früherer Filme wiedergutmacht, aber es fühlt sich an, als hätte der grandiose Misserfolg von "Spiral: From The Book Of Saw" die Leute zurück ans Reißbrett geschickt, was die besten Fortsetzung seit Jahren auf die Leinwand zu zaubern. Im Guten wie im Schlechten bin ich von den "Saw"-Filmen fasziniert -
fasziniert von ihren einfallsreich inszenierten Tötungen, in denen Opfer
in mittelalterlich aussehenden Vorrichtungen eingesperrt werden und vor
die Wahl gestellt werden: a) sich äusserts blutig zu verletzen, oder b) den sicheren Tod durch diese Vorrichtung zu erfahren. Ich bin
unendlich amüsiert über die seifenopernartige Erzählung, mit der diese
sadistischen Spiele aneinandergereiht und gewissermaßen auch
gerechtfertigt werden. Ich habe jeden Film der Horrorreihe bereitwillig
durchgehalten, es nützt also nichts, um den heißen Brei herumzureden: "Saw" ist meine Art von Schrott.
John Kramer, alias Jigsaw (Tobin Bell), ist ein Racheengel mit Hirntumor. Er erscheint in jeder Ausgabe von "Saw". Nach seiner willkürlichen Logik (es ist schwer zu sagen, ob er ein Guter oder ein Böser ist) entführt er Menschen und steckt sie in seine rostigen Fallen. Diejenigen, denen die Flucht gelingt, erhalten oft ein neues Leben, und seltsamerweise ist der Zuschauer John mehr zugetan als allen seinen Möchtegern-Jüngern. In "Saw X" bezeichnet er sich selbst augenzwinkernd als "Lebensberater". Die Ereignisse von Jigsaws neuestem Fleischfest sind zwischen "Saw" und "Saw II" angesiedelt. John, unser kränklicher Antiheld, reist für einen experimentellen medizinischen Eingriff nach Mexiko, der sich als großer, fetter Betrug herausstellt. Die Gauner hinter dem Schwindel werden seine zukünftigen Opfer. Der Regisseur Kevin Greutert unternimmt überraschend viel Mühe, um den Bogen um den Verrat, den John erleidet, zu entwickeln, indem er den Einsatz auf eine Art und Weise erhöht, die in den vorherigen, hypernihilistischen "Saw"-Filmen nie thematisiert wurde.
Der Film spielt am Stadtrand von Mexiko-Stadt und verwendet einen gelbsüchtigen Sepiafilter, um die Verlagerung auf exotisches Terrain zu signalisieren, und obwohl es in der Handlung darum geht, dass ein Weißer Latinos brutal tötet, dämpft die robustere Inszenierung böswillige Rassismusvorwürfe - nicht das der Filmkommentar zu solchen Themen anspruchsvoll wäre; In dieser Welt des jugendlichen Nervenkitzels sehen alle Menschen innerlich gleich aus. Dieses "Saw" vermeidet die triste politische Hetze von "Spiral: From The Book Of Saw", dem Spin-Off aus dem Jahr 2021, das den moralischen Auftrag des Jigsaw-Killers mit der Black Lives Matter-Bewegung verband.
Auf jeden Fall ist der größte Bösewicht, der Anführer des Schwindels, eine kaltblütige Skandinavierin, Dr. Cecilia Pederson (Synnove Macody Lund), die sich vielleicht weniger um ihre spanischsprachigen Untergebenen kümmert als John selbst. Die "Saw"-Stammdarstellerin Amanda (Shawnee Smith) taucht auf, um dem Boss bei seinem neuesten Stunt zu helfen: Sie entführt Cecilia und drei ihrer Komplizen. Nacheinander spielt jedes Opfer sein Spiel, unterbrochen von Johns und Amandas herzzerreißenden Gruppengesprächen, Cecilias erbarmungslosen Intrigen (bei einem Manöver handelt es sich um ein Seil aus den Eingeweiden eines Opfers) und das Erscheinen von Symbolen aus dem erweiterten "Saw"-Universum. Die Kreativität bei den Fallen ist beachtlich, man fragt isch oft, wie man auf solche (kranken) Ideen kommt.Dies ist der bisher gepflegteste "Saw"-Film. Die Geschichte ergibt größtenteils sogar Sinn und Greutert greift auf die frenetischen Schnitttechniken zurück, die die älteren Filme wie das Blut-und-Eingeweide-Äquivalent von weißem Rauschen erscheinen ließen. Bells Jigsaw ist derselbe gelassene Psychopath, auf den sich der Zuschauer mittlerweile verlassen kann, wenn es um grausige Erregung (und ein paar bösartige Lacher) geht, und hier ist er auch ein bisschen verschmust - genau wie die Fans es immer dachten.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Studiocanal
Poster/Artwork: Lionsgate
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