Nur 24 Stunden. Das Ehepaar Adam (Iwan Rheon) und Eva (Catalina Sandino Moreno), die an Adams Geburtstag wacht in ihrem "Traumhaus" auf. Noch am selben Tag wollen sie die Besitzurkunde unterschreiben, als ihr Freund und Geschäftspartner Lucas (Tom Cullen) mit seiner Freundin, der Schauspielerin Chloe (Inès Spiridonov), zu einem Geschäftstreffen mit anschließendem Geburtstagsessen erscheint. Doch im Laufe des Abends kommen dunkle Geheimnisse ans Licht und beunruhigende Ereignisse beginnen sich um sie herum zu entfalten, es klingelt an der Tür und der Abend nimmt plötzlich eine dunkle Wendung. Und was als idyllischer Abend voller Feiern gedacht war, wird zu einer Nacht, die keiner von ihnen je erwartet hätte...
Mit dem britischen Film "Barbarians" debütiert Charles Dorfman einen Thriller, der eigentlich bemerkenswert gut funktioniert. So gut, dass der Zuschauer über die gesamte Laufzeit mitfiebern könnte. Dorfman entwickelt auch eine raffiniert-verworrene Handlung, in der nichts so ist, wie es den Anschein erweckt. Die clevere Konstruktion von "Barbarians" wird in Kapiteln erzählt und dreht sich um die Geburtstags-Dinnerparty des berühmten Autors Adam (Iwan Rheon) und seiner Freundin Eva (Catalina Sandino Moreno), die in einem der ersten Häuser einer geplanten Siedlung von ausladenden Landhäusern wohnen, die jungen Berufstätigen die Möglichkeit bietet, wieder mehr mit der Natur in Berührung zu kommen. Um seinen besonderen Tag zu feiern, kommen Adams Freund und Bauunternehmer Lucas (Tom Cullen) und seine Freundin Chloe (Inès Spiridonov) zum Abendessen vorbei. Während des Essens kommt es zu Spannungen, Enthüllungen und aufsteigenden Emotionen, bis eine unerwartete Unterbrechung alles in Aufruhr bringt. Die Verwendung von Kapiteln ergibt in "Barbarians" daher absolut Sinn. Sie sind ein gutes Beispiel für die Verwendung von Kapiteln und vermittelt dasselbe Gefühl wie beim Lesen eines Romans. Jede Titelkarte gibt einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird, weckt die Neugierde des Zuschauers und fordert ihn auf, weiterzuschauen. Das ist eine clevere, raffinierte und stilvolle Technik, die perfekt eingesetzt wird.
Ergänzt wird der Aufbau der Geschichte durch einige pfiffige Charaktere und flotte Dialoge. Bei so wenigen Charakteren (4 an der Zahl), mit denen man interagieren kann, ist es wichtig, dass die, die da sind, sich auch notwendig fühlen. Und alle vier Hauptdarsteller sind wesentlich für den Erfolg von "Barbarians". Jeder andere Aspekt wurde um diese Figuren herum gestaltet, und die Interaktionen und die Dynamik zwischen ihnen allen ist wunderbar komplex. Dorfman füttert das Publikum nicht mit einer Fülle von Informationen, sondern lässt einige Lücken, vor allem bei den Beziehungen, und überlässt es dem Zuschauer, die Lücken selbst zu interpretieren und zu füllen. Das Drehbuch ist ein wahres Feuerwerk an Natürlichkeit, und die Worte fließen mühelos aus talentierten Schauspielern. Es ist immer schwierig, realistische Gespräche zu führen, aber Dorfman beweist ein Gespür für das geschriebene Wort. Die Komplexität dieser Figuren erfordert eine talentierte Besetzung, und jeder Schauspieler gibt sein Bestes. Iwan Rheon ist vor allem für seine Rolle des verschlagenen und wahnsinnigen Ramsey Bolton in "Game Of Thrones" bekannt, doch Adam ist ein viel sanfterer Mensch. Er lässt sich leicht von seinem Umfeld entmannen, und die leise brodelnde Frustration, die er empfindet, wird im Laufe des Abends immer stärker. Es ist eine weitaus zurückhaltendere Leistung von Rheon, aber eine, die eine lange und abwechslungsreiche Karriere verspricht. Tom Cullens Lucas ist das genaue Gegenteil von Adam - er ist laut, frech und sehr selbstbewusst, der Inbegriff des stereotypen Alphamännchens. Sein ständiges Herabsetzen von Adam ist zwar gemein, aber ein klares Machtspiel um die Vorherrschaft. Als Chloe hat Inès Spiridonov weniger zu tun, aber die Figur ist ein Gefäß für einige der dramatischen Höhepunkte. Die interessanteste Interaktion findet jedoch zwischen Adam und Eva statt. Anfangs präsentieren sie sich als das ultimative Power-Paar: ein Regisseur und eine Bildhauerin, die beide in ihrem jeweiligen Fachgebiet berühmt sind und in einem perfekten Haus leben, doch schnell zeigen sich Brüche. Die Dynamik fühlt sich eher wie die von Mutter und Sohn an, etwa wenn Eva ihm mit der Hand über die Wange streicht und ihm sagt, er solle sich bei seinen Gästen entschuldigen. Es ist eine sehr seltsame Beziehung, aber das ist nur einer der faszinierenden Aspekte von "Barbarians".
Die Stärken von "Barbarians" liegen in den ersten zwei Dritteln, die sich hauptsächlich auf das Abendessen konzentrieren. Sobald die Ereignisse über den Dessertgang hinausgehen, werden die Dialoge spärlicher und die Erzählweise ändert sich völlig. Dorfman gelingt es, das Räderwerk in Gang zu halten, aber im letzten Akt holpert es ein wenig. Doch das Gute überwiegt bei weitem, und Dorfmans Regiedebüt, dieser düstere Thriller mit einem satirischen Blick auf die sehr reale Welt sollte all jene begeistern, die Lust auf teuflisch komplexe Inhalte haben.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: FantasyFilmFest
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