Donnerstag, 4. Februar 2016

Love (2015)

http://www.imdb.com/title/tt3774694/

Die Beziehung von Murphy (Karl Glusman) und Electra (Aomi Muyock) ist wild und bestimmt von Drogenexzessen und leidenschaftlichem Sex. Dabei durchleben die beiden regelmäßig starke Gefühlsschwankungen, von überglücklich bis wahnsinnig vor Eifersucht. Liebe und Hass liegen für das Paar sehr nah beieinander. Eines Tages holen sie sich ihre hübsche Nachbarin Omi (Klara Kristin) ins gemeinsame Bett und vergnügen sich dort. Der Dreier bleibt nicht ohne Folgen, denn Murphy findet Gefallen an der neuen Sexpartnerin und trifft sich auch in Electras Abwesenheit mit ihr. Die Belastung auf die ohnehin schon komplexe Beziehung von Murphy und Electra steigt noch einmal rapide an, als Omi von ihm schwanger wird. Für Electra ist das zu viel, sie verlässt ihren Freund. Und er trauert um seine große Liebe...

Der Film "Love" von Ausnahemregisseur Gaspar Noè, der bekannt für seine tief verstörenden Streifen ist, hat bereits im Vorfeld für ordentlich Trubel gesorgt. Nicht nur wegen der kontroversen Kinoplakate, die unter anderem einen ejakulierenden Penis zeigten, auch wegen der Altersfreigabe. So wurde der Streifen in Frankreich mit einer Altersfreigabe ab 18 gekennzeichnet. Dies ist in sofern außergewöhnlich, da diese Freigabe bisher noch nie für einen Kinofilm vergeben wurde. Und natürlich wurde sich hier insbesondere auf die "skandalösen" Sexszenen gestürzt. Ja, Sex wird hier so unverklemmt spritzig, wie aber auch zutiefst menschlich gezeigt. Mit Porno hat das aber so gar nichts zu tun. Vielmehr geht es in "Love" um eine intensive Liebesgeschichte in eben all ihren Facetten. Und dabei spielen drei Hauptdarsteller klasse und ebenso ungeniert auf.

Noè will dieses Mal gar nicht schockieren, und präsentiert dem Zuschauer einen für seine Verhältnisse ungewöhnlich ruhigen hoch erotischen Film. Er nutzt, wie auch in seinen vorherigen Werken, wieder die Rückblenden (unterlegt von elektronischer Musik) als erzählerisches Mittel und wie auch dort erzeugt er einmal mehr einen verwirrenden Sog, der den Zuschauer im Verlauf der Handlung mitreisst. Er zeigt die Fallstricke der Liebe und derem iIllusionären Charakter, deren Halbwertzeit und deren Triebkomponente im Mittelpunkt stehen. Das 3D erzeugt hier endlich einmal eine großartige und intensive Wirkung durch Noès melancholische Bilder. Visuell ist dies schlicht brilliant. Doch so schön dieser Film auch anzusehen ist, so oberflächlich wirkt er auf der Handlungsebene. Die Charaktere sind unnahbar, die Handlung banal und teilweise pathetisch aufgebauscht. Trotzdem ist "Love", ein emotionaler und starker Film, der unverfälscht einen Blick über die Liebe und ihr Scheitern zeigt. Ein sehr freizügiges Liebesdrama, das storymäßig teilweise etwas langweilig wirkt, leider keine wirkliche Auflösung bietet und auch emotional nicht das schafft, was er eigentlich will, dafür aber umso mehr zum Nachdenken anregt. Den angekündigten Skandal sollte man jedoch nicht erwarten, vorausgesetzt man kann verkraften, echten Sex in einem "gewöhnlichen" Film zu sehen.

7/10

Die 3D-Version erschien in Deutschland ungeschnitten und ab 18 im Mediabook.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen