Samstag, 6. Februar 2016

Everest (2015)

http://www.imdb.com/title/tt2719848/

"Der Everest ist ohne Zweifel der gefährlichste Ort auf der Erde", sagt der erfahrene Bergsteiger Rob Hall (Jason Clarke) seiner Gruppe von Amateuren, die bei seiner Firma für 65.000 Dollar eine Tour zum Gipfel gebucht haben. Trotzdem wollen sie alle das Abenteuer auf sich nehmen und unter der Führung von Hall und seinem Team von Kollegen und Sherpas auf den höchsten Berg der Welt klettern. Zu den Kunden gehören unter anderem der Mediziner Beck Weathers (Josh Brolin) aus Texas, der Postangestellte Doug Hansen (John Hawkes), die japanische Fed-Ex-Mitarbeiterin Yasuko Namba (Naoko Mori) und der Reporter Jon Krakauer (Michael Kelly), der über die Expedition berichten will. Nach eingehender Vorbereitung beginnt am 10. Mai 1996 der Aufstieg zum Gipfel. Um Staus auf der Route zu vermeiden, tut sich Halls Gruppe mit der des Kollegen Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) zusammen. Doch ein Schneesturm bringt die Bergsteiger in tödliche Gefahr.

Basierend auf dem Buch "In eisige Höhen" von John Krakauer ist der Film "Everest" die Verfilmung des Unglücks am Mount Everest im Mai 1996. Wenn man das grandiose Buch gelesen hat, stellt man gleich zu Beginn fest, dass vieles fehlt. Die Einleitung, die Vorstellung der Personen, überhaupt das ganze Machen und Tun vor der Besteigung des Everest durch die Teams. Lediglich die beiden Hauptcharaktere, die der Zuschauer später begleiten wird, sind näher vorgestellt. So ist das einerseits Rob Hall, gespielt von Jason Clarke und auf der anderen Seite Beck Weathers, gespielt von Josh Brolin. Selbst große Namen wie Jake Gyllenhaal, der Scott Fisher spielt, sind eher in den Nebenrollen besetzt - was etwas verwunderlich, aber nicht störend ist. Und so ist auch der Film etwas losgelöst vom Buch, denn auch Krakauer (Michael Kelly) selbst spielt eher im Hintergrund eine Rolle, im Buch hingegen schrieb er - verständlicherweise - aus der Ich-Perspektive. Nun sieht man als begeisteter Leser des Buches den Film mit etwas anderen Augen und hoffte eigentlich auf eine wirkliche Verfilmung des Stoffes, welcher, bei näherer betrachtung gar nicht so gut in Szene gesetzt hätte werden können, da Krakauer zwar am Tag mit am Everest war, sich aber viele der Geschehnisse erst später durch Berichte und Augenzeugen bestätigten. So ist es ein guter Kniff von Regisseur Baltasar Kormákur, eben nicht gänzlich bei Krakauer zu bleiben, sondern lieber den Fokus auf das Unglücksteam zu richten.

Und so plätschert der Film bis zur Besteigung des Everest ein wenig seicht und oberflächlich vor sich hin, um dann aber, sobald man das Basislager erreicht hat, endlich die richtige Atmoshäre und auch Spannung aufzubauen. Natürlich weiß man als Leser des Buches oder Geschichtsinteressierter wie die Sache ausgehen wird, aber hier ist der Weg das Ziel. Und dieser Weg ist grandios umgesetzt. Wenn die Situation kippt und man Rob Hall eigentlich zuschreien möchte "Kehr um!" so ist es doch eine Situation, in der wohl kaum einer, man möchte sagen keiner, den Rückweg antreten würde. Die letzte Stunde des zweistündigen Dramas ist dann Überlebenskampf pur und wenn das Pfeifen des eisigen Windes durch alle Boxen wimmert, möchte man sich am liebsten selbst warm einpacken. Ja, "Everest" schafft etwas, was nur wenigen Film vergönnt ist; nämlich eine Buchvorlage sehr geschickt und vor allem spannend umzusetzen. Authentisch, glücklicherweise nur selten übertrieben und vor allem auch eins: berührend.

8/10

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