http://www.imdb.com/title/tt0087843/
Die Handlung von "Es war einmal in Amerika" basiert auf dem
autobiografischen Roman "The Hoods" von Harry Grey. In drei ineinander
verwobenen Zeitabschnitten (1922, 1933 und 1968) wird die Geschichte
einer Bande in New York City erzählt. Sie kommt während der
Alkoholprohibition in den USA zu schnellem Reichtum und viel Macht,
indem sie Schutzgeld erpresst, Konkurrenten gewaltsam aus dem Weg räumt
und Alkohol schmuggelt. Nach der Aufhebung der Prohibition steht sie vor
einer folgenreichen Entscheidung: Soll sie im großen Stil ins
organisierte Verbrechen oder in die politische Korruption einsteigen?
Schon die Kinofassung beeindruckt mit stolzen 229 Minuten. Der aber hier besprochene "Extended Director's Cut" setzt da aber mit 251 Minuten sogar noch einen drauf. Prinzipiell sollten gerade solch langen Werke gleich eine Botschaft mitbrigen: ich bin kein Film für nebenbei.
Einerseits, weil man dafür eben im Alltag oftmals gar nicht die Zeit
findet und andererseits weil man für diesen Film auch ein gewisses Maß
an Entspanntheit mitbringen sollte. Zu meinem Review zur Kinofassung ist kaum noch etwas hinzuzufügen. Aber dann doch wieder soviel, dass es für eine Rezension reicht. Es gibt eben zu wenige Filme, die
es schaffen die Emotionen eines gesamten Lebens einzufangen und vor allem zu transportieren. "Once Upon
Aa Time in America" ist definitiv einer dieser wenigen.
In den durch und durch perfekt inszenierten vier Stunden durchlebt man alle Höhe- und Tiefpunkte im Leben des von Robert De Niro
verkörperten David Aaronson aka "Noodles". Es ist die wunderbar eingefangen Geschichte
eines Lebens, Freundschaften die geschlossen und beendet werden, eine
gleichermaßen schöne wie auch tragische Liebesgeschichte und vieles
mehr.
Eben eine Geschichte die mehr oder minder alle Aspekte des Lebens
einfängt, weswegen der Film auch mehr als ein "nur" normaler
Gangsterfilm ist.
Der gesamte Cast ist großartig gewählt und insbesondere Robert De Niro und
James Woods spielen meisterhaft und intensiv. Schon anfänglich ist man schell aufgrund dessen gefesselt und trotzdem haben sie sich beide bis zur vorletzten
Szene im Büro des Staatssekretärs noch immer weiter steigern können. Technisch ist der Film immer wieder eine absolute Augenweide.
Besonders im Mittelteil gibt es eine große Fülle an langen, intensiven
aber auch simplen Einstellungen, die in es in Kombination mit dem
schlichtweg perfekten Soundtrack schafften die Emotionen des Films auf
eine einzigartige Art und Weise einzufangen.
Der Film folgt dem bekannten Verlauf der Kinofassung, gerade mal überschaubare 6 zusätzliche Szenen(blöcke) zeichnen den "Extended Director's Cut" aus. Aber die zusätzlichen Handlungsszenen machen das Epos tatsächlich noch etwas runder. Herausragend sind hier wohl die zusätzliche Szene mit Noodles in der zweiten Filmhälfte, welche sein angespanntes Verhältnis zu Deborah noch ausführlicher veranschaulicht und die neue Szene mit "Senator Bailey" gegen Ende, durch die man stimmungsvoll in seine folgende Auseinandersetzung mit Noodles eingeleitet wird bzw diese in etwas anderem Licht erscheint. Auch das zusätzliche Gespräch mit dem Chauffeur, der später die Vergewaltigung im Auto unterbricht, bietet sinnvolle, tiefere Charakter-Einblicke. Ansonsten gibt es für sich betrachtet ganz schöne Szenen, über deren inhaltliche Relevanz man streiten kann. So bekommt man nun beispielsweise die Theater-Performance von Deborah als Cleopatra zu sehen oder in gleich zwei aufeinander bauenden Blöcken wird gezeigt, wie Noodles hinsichtlich des in seinem Namen errichteten Friedhofs nachforscht. Bei letzterem ist interessant, dass das Müllfahrzeug vom Ende des Films hier schon einmal entsprechend in Szene gesetzt wird und man allgemein auf mysteriöse Weise einen Vorgeschmack auf "Senator Bailey" bekommt. Die Cleopatra-Szene wiederum kann mit den Zooms auf Noodles Gesicht im Publikum auch quasi als eine Anspielung auf die Szenen zu Beginn interpretiert werden, in denen er Deborah heimlich beim Proben beobachtet hat.
Ein Film nachdem man eben das Gefühl hat, den Protagonisten und seine
Geschichte nicht nur zu kennen, sondern zu verstehen. In jedem Fall aber lohnt es sich, die (über) vier Stunden zu investieren. Kaum auszumalen, was wohl aus dem
Film geworden wäre, hätte Leone die geplanten 6 Stunden erreicht. Was für ein grandioser Film!
9,5/10
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