Mittwoch, 20. Dezember 2023

[KINO] Aquaman And The Lost Kingdom (2023)

https://www.imdb.com/title/tt9663764/

Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) leckt nach seinem ersten Versuch, Aquaman (Jason Momoa) zu töten, weiterhin seine Wunden. Trotzdem scheint das nur eine verlorene Schlacht in einem viel größeren Krieg gewesen zu sein. Denn Black Manta ist nach wie vor davon besessen, den Tod seines Vaters zu rächen. Und dieses Mal ist er sich sicher, Aquaman zur Strecke bringen zu können. Mit dem mysteriösen Schwarzen Dreizack in der Hinterhand ist er im Besitz einer unglaublichen Macht. Das weiß auch Aquaman. Um gegen Black Manta bestehen zu können, nimmt er sogar wieder Kontakt mit dem ehemaligen König von Atlantis, seinem Bruder Orm (Patrick Wilson), auf. Zwischen den beiden verläuft immer noch ein tiefer Graben, den sie jedoch schnell überwinden müssen, um als Team die Bewohner des Königreichs Atlantis vor Black Mantas Rache zu bewahren und die finstere Gestalt mit dem Schwarzen Dreizack ein für alle Mal zu besiegen.

Der aktuelle Film aus dem DC Extended Universe (DCEU) steht schon im Vorfeld, vermutlich (und hoffentlich) als einer der letzten in einer langen Reihe von Misserfolgen für das Studio der Warner Bros., bevor das Franchise unter der Führung von James Gunn und Peter Safran neu gestartet wird, ebenso unter keinem guten Stern. Zum einen sorgte die Nachricht vom Rezensionsembargo für "Aquaman And The Lost Kingdom" unter Fans für Stirnrunzeln, zum anderen galt die Kontroverse rund um Amber Heard (die im ersten Teil Mera verkörperte) als ein derber Schlag in die Magengrube für den zweiten Teil. Und inmitten all der Negativität rund um die Fortsetzung und eher düsterer Kassenprognosen für Jason Momoas wahrscheinlich letzte Rolle als Arthur Curry erhielten Kritiker, die den Warner Bros.-Film rezensierten, ein ebenso besorgniserregendes Update seitens des Studios. Das Embargo gilt nämlich in viel zu vielen Ländern dieser Welt so lange, dass die Fans nahezu keine Zeit haben werden, im Vorfeld Rezensionen zu konsumieren. Das ist so gut wie schlecht, denn einerseits kann sich der geneigte Fan so im Kino tatsächlich überraschen lassen, andererseits lässt die mittlerweile erlahmende Superheldenmaschinerie eher vermuten, dass der Film in der Woche vor Weihnachten eiskalt baden geht. Auch deutet ein enges Zeitfenster (oder kein Zeitfenster) zwischen dem Kritikerembargo und der Veröffentlichung eines Films oft als ein Zeichen für mangelndes Vertrauen des Studios, was auf die schlechte Qualität eines Films und die Erwartung schlechter Kritiken schließen lässt. Obwohl es den Anschein hat, dass Warner Bros. sich auf einen weiteren Flop des Comic-Films vorbereitet, könnte das Studio andere Gründe für diesen kurzen Zeitrahmen haben. Eine Möglichkeit besteht darin, Spoiler zu verhindern, etwa zum Ende der Geschichte von Aquaman und dem DCEU. Und was ist nun dran? Nun, der Frage gehen wir hier auf den Grund.

Es ist ja wie bei jedem Superheldenfilm der letzten Jahre - schwimm oder stirb. Und selbst als DCEU-Star Jason Momoa in "Aquaman And The Lost Kingdom" zurückkehrt und erneut in die Tiefen von Atlantis eintaucht, um eine uralte Macht zu bekämpfen, die Atlantis und die Welt mit der Zerstörung bedroht, könnte man gelangweilt mit den Augen rollen. Doch die negativen Rezensionen und Weltuntergangs-Prognosen werden dieser Fortsetzung in keinster Weise gerecht, da es sich bei dieser Fortsetzung tatsächlich um den besten Live-Action-Superheldenfilm des Jahres 2023 handelt. Nach dem monumentalen Erfolg des ersten "Aquaman", der als einer der leistungsstärksten DC-Superheldenfilm an den Kinokassen gehandelt wurde, waren die Erwartungen an dieses verzögerte Tiefseeabenteuer enorm hoch. Doch seit den Führungswechseln bei DC Studios, den Verzögerungen und Neuaufnahmen sowie den negativen Berichten und dem öffentlichkeitswirksamen Rechtsstreit von Amber Heard verlief das Projekt alles andere als reibungslos, da die Wellen aufgewühlt wurden, was zu einer Mischung aus Vorfreude und Skepsis führte. Es ist etwas bittersüß, dass "Aquaman And The Lost Kingdom", der letzte der DCEU, ein lustiger Abschied ist, der den Zsuchauer schmerzlich an das verschwendete Potenzial der Franchise erinnert. Doch während sich der Film entfaltet, wird klar, dass diese Fortsetzung möglicherweise die Kraft haben könnte, die DCEU neu zu beleben und einen Einblick in ihre Zukunft unter Gunns Vision zu bieten. Als letzter Film vor James Gunns Übernahme des DC-Universums ist er bereit, entweder die alte Ära mit einem krönenden Abschluss abzuschließen oder als Brücke in eine wiederbelebte Zukunft zu dienen.

Während Jason Momoa seine Rolle als ikonischer Titelcharakter von Arthur Curry/Aquaman erneut übernimmt, wird er in einen epischen Kampf verwickelt, bei dem es darum geht, Atlantis vor einer katastrophalen antiken Macht zu retten, die unter dem Ewigen Eis verborgen liegt. Der Einsatz könnte nicht höher sein, denn der Film lässt das Publikum in einen Wirbelsturm intensiver Comic-Action eintauchen. Dieses Mal ist Arthurs Gegner einschüchternder als je zuvor, denn Erzfeind Black Manta, angetrieben von Rache nach dem von Arthur selbst verursachten Tod seines Vaters, schwingt den beeindruckenden Schwarzen Dreizack und erweckt eine finstere Macht. Um Black Manta aufzuhalten, schließt Arthur eine ungewöhnliche Allianz mit seinem Halbbruder Orm (Patrick Wilson), dem ehemaligen König von Atlantis. Zur wiederkehrenden Besetzung gehören Amber Heard als Mera, Nicole Kidman als Atlanna, Yahya Abdul-Mateen II als der rachsüchtige Black Manta, Dolph Lundgren als König Nereus und Randall Park, der einen deutlichen Sprung von seinen bekannten komödiantischen Rollen macht, um einen ernsteren und vielschichtigeren Charakter zu verkörpern, Dr. Stephen Shin. Parks Charakter steckt in einem moralischen Dilemma und kämpft mit Entscheidungen, die sein Gewissen schwer belasten. Im Laufe des Films wird das Publikum Zeuge einer bemerkenswerten Entwicklung seiner Figur, die am Ende des Films in einem fesselnden Bogen gipfelt.

Im Mittelpunkt von "Aquaman And The Lost Kingdom" steht die Auseinandersetzung mit Themen, die sich mit der Komplexität von Brüderlichkeit, Verrat und der Suche nach Erlösung befassen. Der Film schildert Aquamans unerwartete Allianz mit seinem Halbbruder Orm und schafft eine Dynamik, die an die komplizierte, fesselnde und manchmal humorvolle brüderliche Beziehung zwischen Thor und Loki in Marvels Cinematic Universe erinnert. Diese erzählerische Wahl fügt eine Ebene familiärer Dramatik und moralischer Ambiguität hinzu und bereichert die Handlung mit emotionaler Tiefe. Patrick Wilsons Darstellung von Orm sticht in dieser zweiten Runde heraus und verleiht dem Charakter eine facettenreiche Tiefe, die über den typischen Bösewicht-Archetyp hinausgeht. Wilson verleiht Orm eine gewisse Ernsthaftigkeit und macht ihn zu einem Charakter voller innerer Konflikte und eines Sinns für Ehre, auch wenn er mit seinen eigenen Dämonen und Ambitionen zu kämpfen hat. Seine Leistung stellt sicher, dass Orm nicht nur ein weiterer Antagonist ist, sondern eine Schlüsselfigur, deren Handlungen und Entscheidungen die Richtung der Erzählung maßgeblich beeinflussen. Seine komplexe Beziehung zu Aquaman verleiht dem Film eine reichhaltige Textur und macht ihn über ein bloßes Spektakel hinaus zu einer Geschichte familiärer Bindungen, die durch Macht und Pflicht auf die Probe gestellt werden.

Das Drehbuch von David Leslie Johnson-McGoldrick, das gemeinsam mit Wan, Momoa und Thomas Pa'a Sibbett geschrieben wurde, verbindet Horror mit Abenteuer. Die monströsen Kreaturen, die an Wans frühere Horrorwerke erinnern, verleihen dem Film eine gruselige Dimension und heben ihn im Superhelden-Genre ab. Wan hat auch hier alles gegeben und ein visuelles Fest entfesselt, das Phantastisches und Schreckliches zu einem überwältigenden Spektakel vereint. Der Film ist voller rasanter Unterwasser-Spektakel, mythischer Kreaturen und erhabener Schlachten, die an epische Sagen wie "Der Herr der Ringe" erinnern, und besticht durch seine kunstvollen Aqua-Mechs und epischen Schlachten. Allerdings übertrifft diese Flut an Bildern manchmal die Subtilität und entscheidet sich eher für einen umfassenden visuellen Angriff als für eine nuancierte Enthüllung. Wans meisterhaftes handwerk sowohl im Fantasy- als auch im Horrorbereich ist offensichtlich, doch der grandiose Ansatz des Films übertönt gelegentlich das Potenzial für zurückhaltendere, subtilere Erzählmomente.

Manchmal scheint "Aquaman And The Lost Kingdom" daher durch die Handlungsstränge zu rasen und hinterlässt beim Erzählen ein Gefühl der Eile. Der Film stützt sich oft auf bekannte Tropen, die in Comic-Adaptionen üblich sind, wodurch einige seiner Handlungsentwicklungen einigermaßen vorhersehbar wirken. Diese Abhängigkeit von ausgetretenen Pfaden vermittelt zwar ein Gefühl der Vertrautheit, schmälert jedoch gelegentlich das Potenzial für innovativere und überraschendere Erzähloptionen. Bestimmte Szenen, insbesondere solche, die für die Charakterentwicklung oder den Handlungsverlauf von entscheidender Bedeutung sind, scheinen einem erwarteten Verlauf zu folgen, wodurch die Möglichkeit für frischere, unerwartetere Handlungsstränge verringert wird, die das gesamte Kinoerlebnis hätten verbessern können.

Auch "Aquaman And The Lost Kingdom" scheitert aber im entscheidenden Showdown. Die erwartete letzte Schlacht, die ein katastrophaler Kampf gegen eine uralte, weltbedrohende Macht sein wird, verläuft mit einer unerwarteten Leichtigkeit, die an Enttäuschung grenzt. Stattdessen geht der Kampf zu schnell zu Ende, was die Schwere der Bedrohung verringert. Diese Leichtigkeit des Sieges ist zwar eine Erleichterung für unsere Helden, weckt aber beim Publikum die Sehnsucht nach einer substanzielleren und herausfordernderen Lösung, die dem Aufbau dieser hochriskanten Erzählung angemessen ist. Dennoch ist der Film letztendlich ein Beweis für die anhaltende Anziehungskraft seiner Hauptfigur Aquaman und der reichen, fantasievollen Welt, in der er lebt. Trotz seiner erzählerischen und temporeichen Fehltritte gelingt es dem Film, ein visuell atemberaubendes und actionreiches Abenteuer zu liefern. Jason Momoas charismatische Darstellung von Arthur Curry, gepaart mit einer starken Ensemblebesetzung, sorgt dafür, dass der Film durchweg fesselnd und unterhaltsam bleibt. Auch wenn es die hohen Erwartungen seines Vorgängers vielleicht nicht ganz erfüllt, bietet es dennoch ein spannendes und unterhaltsames Erlebnis für Fans des Genres und einen würdigen Abschied von der aktuellen Ära der DCEU.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

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