Mittwoch, 6. März 2019

Papillon (1973)

https://www.imdb.com/title/tt0070511/

Der Schmalspurganove Henri Charriere (Steve McQueen), auch "Papillon" (Schmetterling) genannt, wird zu unrecht eines Mordes angeklagt und zu lebenslanger Zwangsarbeit in einer Strafkolonie in Französisch-Guyana verurteilt. Auf dieser sogenannten "Teufelsinsel" wäre jeder Ausbruchsversuch absolut zwecklos. Doch Papillon kann nur an Flucht denken und arbeitet mit Hilfe seines neu gefundenen Freundes, dem Geldfälscher Louis Dega (Dustin Hoffman), einen Plan aus.

"Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen." - Meret Oppenheim

Wie zynisch müsste ein solcher Ausspruch denen vorkommen, die hier, in diesem Film namens "Papillon", verurteilt werden und unter extremen Bedingungen ihren Gefängnisalltag fristen. Nicht etwa, weil die Gefängnisinsassen gute Menschen wären, zu Unrecht verurteilt oder verraten. Nein, die menschliche Tragödie entsteht einmal mehr aus der Unfähigkeit des Umgangs miteinander. Und das macht diese Geschichte so zeitlos. Es ist nicht unbedingt die Härte des Gefängnisalltags, es sind diese ganzen Schikanen, die zeigen, wie schwer sich eine Gesellschaft damit tut, wenn sie sich mit den Straftätern befassen muss.

Mit einigen Freiheiten verfilmte Franklin J. Schaffner erfolgreich den größtenteils autobiografischen Roman von Ex-Sträfling Henri Charrière – ein echtes Mammutprojekt und eine schier unglaubliche Geschichte. "Papillon" ist bei seiner stattlichen Laufzeit ein nicht immer spannender, aber doch stets faszinierender Film, weitgehend getragen von einem starken Hauptdarstellerduo. Die autobiographische Geschichte über den Willen zur Freiheit gerät hier ab und zu aus dem Fadenkreuz, wenn Regisseur Schaffner die Fluchtversuche stunttechnisch eindrucksvoll in Szene setzt, oder die detaillierten Kulissen und Landschaften einfängt. Trotzdem dominieren Dustin Hoffman und natürlich vor allem Steve McQueen die komplette Handlung. Beinahe manisch kämpft sich die Hauptfigur durch alle Widerstände und nach allen Rückschlägen wieder auf die Beine.


Keine Spur des so menschlichen Arrangierens mit gewissen Umständen. Die Dramaturgie profitiert ganz enorm vom Gegensatz ihrer Hauptfiguren und dem äußerst überzeugenden Miteinander der beiden Darsteller. Dass man, dem Kinorahmen geschuldet, sicher viele eindringliche Elemente unter den Tisch fallen ließ, fällt aufgrund von Anschlussfehlern oder Logiklöchern zwar etwas negativ auf, ist aber längst nicht so ärgerlich wie bei zahlreichen neueren Literaturverfilmungen oder Remakes.

Steve McQueen, der in seinen vorangegangenen Filmen schon öfter auf der Flucht war, beeindruckt hier in der physisch wohl anspruchsvollsten Rolle seiner Karriere und nimmt das Publikum mit bis an die Schwelle des Todes. Dustin Hoffman wird ein weiteres Mal die Rolle des Gehandicapten zuteil. Wieder erfüllt er sie mit brillanter Authentizität und bildet den ausgleichenden Gegenpol zum titelgebenden Protagonisten. "Papillon" strahlt permanent Leid aus - das mitreißende Leid der Hauptfiguren, wie auch das der Filmcrew, die mit unheimlichem Aufwand viele gefährliche wie spektakuläre Schauplätze einzufangen wusste. Dramaturgisch ist im Film nicht alles rund. Der einen oder anderen Etappe von Papillons beschwerlicher Reise hätte eine Kürzung gut getan, sei es wegen kleinen Kratzern im Spannungsbogen oder leichten Übertreibungen. Zudem wird man mit einem etwas abrupt wirkenden Ende zurückgelassen. Nichtsdestotrotz ist "Papillon", eingekleidet von einer wunderhübschen Musik von Meister Jerry Goldsmith sicherlich einer der eindringlichsten, intensivsten Gefängnisausbruchsfilme überhaupt.

Ein in vielerlei Hinsicht beeindruckender Film, der in Sachen Botschaft und Figurenzeichnung weithin Einfluss hatte, kann man doch beispielsweise in Stephen Kings Kurzgeschichte "Rita Hayworth and The Shawshank Redemption" einige Elemente wiederentdecken.

8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Columbia Pictures

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