Samstag, 16. März 2019

Eddie the Eagle - Eddie the Eagle: Alles ist möglich (2015)

https://www.imdb.com/title/tt1083452/

Seit seiner Kindheit träumt der Brite Michael "Eddie" Edwards (Taron Egerton) davon, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Nachdem er sich erfolglos an verschiedenen Sportarten versucht hat, wird Ende der 1980er Jahre sein Interesse für das Skispringen geweckt, dem er sich trotz fehlender Erfahrung schließlich immer intensiver widmet. Um sich gebührend auf eine mögliche Olympia-Teilnahme vorzubereiten, nimmt er an einigen internationalen Wettbewerben teil, bei denen er schließlich auch das Ex-Ski-Ass Bronson Peary (Hugh Jackman) kennenlernt. Dieser kann Eddies klägliche Versuche, sich selbst das Skispringen beizubringen, nicht mit ansehen und nimmt den Anfänger fortan unter seine Fittiche. Unter seiner Anleitung setzt Eddie mit wenig Talent, aber umso mehr Ehrgeiz alles daran, seinen Traum von Olympia endlich Wirklichkeit werden zu lassen...

Als Eddie the Eagle, mit bürgerlichen Namen eigentlich Michael Edwards, im Jahr 1988 an den Olympischen Winterspielen im kanadischen Calgary teilnahm und die Massen trotz oder gerade wegen seiner doch eher als bescheiden zu bezeichnenden sportlichen Leistungen begeisterte, war dies ein Meilenstein der Sportgeschichte. Das gleichsam als "Eddie the Eagle" betitelte Biopic, in dem Taron Egerton den titelgebenden Briten verkörpert, ist allerdings gar nicht mal so sehr ein klassisches Biopic, denn Regisseur Dexter Fletcher – respektive die verantwortlichen Drehbuchautoren Sean Macaulay und Simon Kelton – nehmen sich durchaus einiges an Freiheiten heraus, was Leben und Werdegang von Eddie Edwards betrifft, liefern dafür aber einen der überzeugendsten Feel-Good-Movies der letzten Jahre ab, was man in dem Ausmaß bei diesem Thema vermutlich nicht erwartet hätte.


Schon die Kindheit des gehbehinderten und dickbebrillten Eddie wird dabei mit einem deutlich Augenzwinkern zum Besten gegeben und huldigt mehr als einmal klassischen Slapstick-Einlagen, bevor es mit dem eigentlichen Film losgeht, doch gute Laune verbreitet "Eddie the Egale" bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, was sicherlich auch an der großartigen musikalischen Untermalung liegt, die zahllose 80er-Hits zum Besten gibt. So bemüht sich der Film aber auch gar nicht um ein wirklich differenziertes Bild der unterschiedlichen Ansichten, die man in Bezug auf den kultigen Sportler haben könnte, der einerseits wie gesagt durchaus frenetisch gefeiert, andererseits aber auch als Schande für den Sport betrachtet worden ist, sondern versteift sich ganz darauf, die klassische Geschichte eines Underdogs zu erzählen, der allen Widrigkeiten zum Trotz seinen Weg geht, der ihn in diesem Fall – das ist Eddie bereits als Kind klar – nach Olympia führen wird, auch wenn es dann letztlich die Winterspiele werden, wie er nach zahllosen ausprobierten Sportarten erkennt. Da macht es dann auch nichts, dass sein Vater ihm ein ums andere Mal einschärft, er sei kein Sportler, denn von so etwas lässt sich Eddie schon gar nicht beirren.


Großes Lob bei der Verkörperung der Figur verdient hier natürlich der eingangs erwähnte Taron Egerton, der tatsächlich genau die Nuancen trifft, Eddie zwar einerseits als komischen Kauz und Außenseiter zu interpretieren, ihn andererseits aber auch zu keinem Zeitpunkt der Lächerlichkeit preiszugeben. So hat man trotz der auf den ersten Blick beinahe schon karikaturenhaft angelegten Figur im gleichen Maße das Gefühl, einen echten Charakter zu beobachten und Egerton darüber zeitweise wirklich zu vergessen, so einnehmend und ausdrucksstark ist hier sein Schauspiel, das bei anderer dramatischer Gewichtung des Films sicherlich auch so einige Preise nach sich gezogen hätte. Ihm zur Seite gestellt wird nach einer kurzen Aufwärmphase der als Ex-Sportler zum Geschehen hinzustoßende Bronson Peary, seinerseits verkörpert von Hugh Jackman. Dessen Figur ist samt und sonders erfunden, was man tatsächlich der Ausgestaltung als Figur zuweilen mehr als deutlich anmerkt, denn der verbitterte Alkoholiker mit seiner bärbeißigen Art ist so offensiv als Gegenentwurf zum naiv-freundlichen Eddie angelegt und gleichzeitig so klischeebehaftet, dass man zu keinem Zeitpunkt glaubt, diesen Bronson hätte es womöglich wirklich gegeben.


Das ist nun für sich genommen aber gar nicht mal so negativ und der Nutzen der Figur erschließt sich im Zusammenspiel mit Eddie, der bis dahin der einzige Bezugspunkt des Zuschauers war, binnen weniger Minuten und funktioniert weit besser, als hätte man ihm hier eine gesichtslos bleibende Schar von wechselnden Trainern zur Seite gestellt. Weitaus unverständlicher allerdings sind andere Freiheiten, die man sich in Bezug auf Eddies Vita genommen hat, denn so sehr man sich freut, ihn im bayrischen Garmisch trainieren zu sehen, lernte der das Skispringen eigentlich in Lake Placid. Künstlerische Freiheiten schön und gut, aber es erschließt sich nicht wirklich, wieso man einerseits eine auf wahren Ereignissen basierende Geschichte erzählen will und dann andererseits so fernab dessen rangiert, was wirklich passiert ist, wenn man von der eigentlichen Olympia-Teilnahme absieht.

Dessen ungeachtet aber begeistert der Film – gerade wenn man von diesen Anpassungen nichts ahnt – von der ersten bis zur letzten Minute, was man ihm dahingehend besonders anrechnen kann, auch wenn man für Wintersport kaum bis keinerlei Interesse hegt und sich folglich auch wunderbar hätte langweilen können. Doch werden Eddies Trainingseinheiten optisch so großartig inszeniert, dass sie den Film mehr als trefflich abrunden, auch wenn man die CGI-Sprünge mancherorts durchaus als solche erkennt. Als Biopic taugt der Film also zwar nur sehr bedingt, als beschwingtes Feel-Good-Movie mit einem bestens aufgelegten Darsteller-Duo bewegt sich "Eddie the Eagle" allerdings in gänzlich anderen Sphären. Großartig.

9/10

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