http://www.imdb.com/title/tt0425637/
Die letzten Tage der Han Dynastie sind gezählt. Der kluge
Premierminister Cao Cao überzeugt den wankelmütigen Kaiser Han, dass es
nur einen Weg gibt, China zu vereinen: Er muss den Königreichen Xu im
Westen und East Wu im Süden den Krieg erklären. So beginnt in ganz China
ein beispielloser Krieg, angeführt vom Premierminister Cao Cao. Der
letzte Ausweg für die eigentlich verfeindeten Königreiche Xu und East Wu
ist eine Allianz. Nach zahlreichen Schlachten auf Land und Wasser endet
der Krieg schließlich in der Schlacht von Red Cliff am Jangtse, wo die
Geschichte Chinas neu geschrieben wird...
Vorneweg: Wer sich die sehr stark
gekürzte internationale Filmschnittfassung mit ihren vergleichsweise kümmerlichen 143
Minuten ansieht, ist selber schuld, denn nur im
fast-5-Stunden-Zweiteiler-Marathon kann das historische Schlachtenepos
dann doch im Großen und Ganzen seine von den Machern angestrebte Wirkung
entfalten. Vielfach wurde auch von Fans und Kritikern die Tatsache beanstandet, dass das
ursprünglich zweiteilige Filmwerk für das westliche Publikum um fast
die Hälfte gekürzt und zu einem Film zusammengeschnitten wurde, was zu
unlogischen Handlungssträngen und fehlenden Hintergründen führte. Doch zurück zum Zweiteiler.
John Woo versucht alles, um mit dem bis dato
teuersten asiatischen Film, dieser historischen, im kulturgeschichtlich
essenziellen chinesischen Roman "Die Geschichte der drei Reiche"
niedergeschriebenen Zeit am Ende der Han-Dynastie mit ihren
verschiedenen Persönlichkeiten und wechselseitigen Fehden, Schlachten
und Bündnissen gerecht zu werden. Die Bilder der akribisch
rekonstruierten Schlachtordnungen in epischer Breite sind gigantisch und
trotz der teilweise überstrapazierten Anwendung von Schwenks und Zooms
gut gefilmt und geschnitten. Viel Zeit wird auf Kriegstaktiken und
-listen verwendet. Die vom einschlägig für seine Arbeit bekannten Corey
Yuen choreografierten Actionsequenzen sind rasant und fantasievoll
inszeniert. Mit Slow Motion, pfeil- und speerdurchbohrten Kriegern sowie
Kunstblutspritzern wird nicht wirklich gegeizt, sodass die
"Bloodshed"-Anforderungen an einen John-Woo-Film durchaus erfüllt werden.
Wenn ein Baby auf abenteuerliche Weise im Kampfgetümmel gerettet wird,
ist die Freude des geneigten Fans über eine solche Anspielung auf ein
anderes epochales Werk des Regisseurs doch recht groß. Selbst die beim
Actionmeister nicht wegzudenkenden Tauben sind anzutreffen und eine von
ihnen bekommt ziemlich zur Mitte hin einen wunderbaren Soloauftritt
spendiert. Da Wire Work in den Martial-Arts-Szenen nur sehr begrenzt zum
Einsatz kommt, ist das vorliegende Werk eher dem zum Realismus
tendierenden chinesischen Historienkino zuzurechnen und gehört nicht
wirklich zum fantastischen Wuxia-Film mit seinen durch Baumwipfel und
über Häuserdächer schwebenden Protagonisten. Die historischen Helden
Zhou Yu, Zhuge Liang, Liu Bei, Guan Yu und Cao Cao, die in China jedes
Kind kennt, sind aber trotzdem in bester Asia-Film-Manier überlebensgroß
in Szene gesetzt worden und kämpfen schon mal alleine gegen Dutzende
Feinde.
Dem Schwertergeklirre gegenüber stehen die ruhigen, fast schon
kontemplativ anmutenden Sequenzen, in denen geredet, taktiert,
musiziert, und sich belauert wird, wo der chinesischen Lebensart
gefrönt, Weisheiten ausgetauscht, Bünde geschmiedet und zaghafte
Liebesbekundungen ausgetauscht werden. Hier kann der durchaus erlesene
Cast zeigen, was er auf dem Kasten hat. Allen voran begeistert Takeshi
Kaneshiro als gerissener Kriegstaktiker Zhuge Liang, ganz ohne einen
einzigen Kampfeinsatz. Ihm zur Seite steht in der Rolle des
Oberkommandierenden Zhou Yu der allseits bekannte chinesische
Schauspielstar Tony Leung Chiu-Wai, der kurz nach Ang Lees "Gefahr und
Begierde" mal wieder sowohl als begabter Kämpfer als auch
Charakterdarsteller zu überzeugen weiß. Beide haben sichtlich Spaß
daran, das Zweckbündnis der eigentlich verfeindeten Kriegsherren
schauspielerisch zu interpretieren. Hier sitzt jede noch so kleine,
unterschwellige Geste. Große Wiedersehensfreude bereitet der Auftritt
von Zhang Fengyi als Premierminister Cao Cao, der schon in den
Chen-Kaige-Filmen "Lebewohl, meine Konkubine" an der Seite des leider
verstorbenen Leslie Cheung und in "Der Kaiser und sein Attentäter"
schauspielerische Glanzpunkte setzte, seitdem aber eine zehnjährige
Auszeit vom Film nahm. Alle anderen markanten männlichen Charaktere
bekommen zwar ihren Auftritt, verblassen aber etwas hinter den genannten
Herren. Nur die Damen können da noch einige Akzente setzen, Zhao Wei
aus "Wächter über Himmel und Erde" als freche, den Konventionen
trotzende Kampfamazone und Lin Chiling als fatalerweise von gleich zwei
verfeindeten Kriegsherren begehrtes Edelfräulein in ihrer ersten
Filmrolle.
Trotzdem wird das Epos einer bei diesen Ausmaßen verständlichen
Erwartungshaltung nicht vollends gerecht. Dies liegt zum einen an den
doch eher dürftigen visuellen Effekten, die vor allem bei der
gigantischen, den Jangtsekiang hinaufschippernden Flussarmada negativ
auffallen. Bei einem Budget von umgerechnet rund 80 Mio. US-Dollar muss da definitiv
mehr drin sein. Zum anderen weist das Drehbuch, dem manchmal die
Fokussierung auf das gerade Wesentliche abhandenzukommen scheint,
durchaus Längen und Defizite auf. Oft scheint es so, als könnte man sich
bei all dem inszenatorischen Überschwang und der Hingabe nicht so recht
entscheiden, wie viel Raum man denn nun den Schlachten und wie viel den
eher ruhigen Dialogszenen lassen sollte, damit das Ziel, ein
größtmögliches Publikum zu unterhalten, nicht verfehlt wird. Auch der
eine oder andere Humorversuch in der zweiten Hälfte wirkt eher
unausgegoren und platt bei der durchweg ernsten Thematik. Schlussendlich
weiß man nach Sichtung dieses Mammutwerks, dass man ein großes Stück
historisches Actionkino aus Asien gesehen hat, fühlt aber gleichzeitig
eine gewisse Distanziertheit und bleibt von den Geschehnissen doch
seltsam unberührt.
7,5/10
7,5/10