http://www.imdb.com/title/tt1361349/
Sie schafften es auch an den schwierigsten Stellen durch die Alpen,
obwohl sie noch ziemlich jung waren: Reinhold (Florian Stetter) und
Günther Messner (Andreas Tobias). 1970 wartet eine neue Herausforderung
auf die beiden Brüder. Reinhold wird vom erfahrenen Expeditionsleiter
Karl Herrligkoffer (Karl Markovics) eingeladen, den Nanga Parbat im
Himalaya über die bisher unbezwungene Rupalwand zu besteigen. Günther
Messner, der zunächst schwer enttäuscht ist, dass sein Bruder ihn wieder
einmal ausgestochen hat, darf schließlich doch mitkommen - er springt
für einen anderen Bergsteiger aus dem Team ein. Leider verläuft die
Expedition in Pakistan alles andere als harmonisch. Die Truppe, in der
es zu Reibereien und Eifersüchteleien kommt, hat zusätzlich damit zu
kämpfen, dass das Wetter am Berg nicht mitspielt. Die Aussicht, den
Nanga Parbat tatsächlich über die Rupalwand zu bezwingen, schwindet von
Tag zu Tag. Reinhold Messner, der stärkste Mann am Berg, setzt kurz vor
Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung trotz schlechten Wetters alles auf
eine Karte und versucht den Aufstieg durch die lebensgefährliche
Merkl-Rinne im Alleingang. Sein Bruder Günther folgt ihm einige Stunden
später...
"Nanga Parbat" - der neunthöchste Berg der Erde hat viele
Geschichten zu erzählen: So zum Beispiel die der zahlreichen
misslungenen und tödlichen Besteigungsversuche der Nationalsozialisten
in den 1930er Jahren, die dem Nanga Parbat den Beinamen "Schicksalsberg
der Deutschen" einbrachte. Oder aber auch die des Todes von Reinhold
Messners Bruder Günther, der beim gemeinsamen Abstieg im Zuge der
sogenannten Sigi-Löw-Gedächtnisexpedition unter bis heute nicht
vollständig geklärten Umständen ums Leben kam. Dieser Tragödie nimmt sich der deutsche Abenteuerfilm "Nanga Parbat"
an, basiert dabei auf den Erzählungen von Reinhold Messner, und wird -
so viel sei schon einmal erwähnt - im Gegensatz zu Messner selbst
höchstwahrscheinlich nicht in die Geschichte eingehen.
Zu Beginn, genauer gesagt nach den eindrucksvollen Intro-Bildern, wirkt Joseph Vilsmeiers Werk wie ein typisch deutscher Heimatfilm über
Südtirol aus dem Bayerischen Fernsehen. Eindimensionale Schauspieler,
ein äußerst konventioneller Look und Schnitt, musikalisch furchtbar
unterlegt. Einfach irgendwie spießig. Die Thematik hätte so
viel hergegeben, doch sie wird unter der unbeholfenen Regiearbeit wie
von einer Lawine unter sich begraben. Erst als es dann wirklich an den
Berg geht, Steilwände durchklettert, Notlager errichtet und Biwaks in
der Nacht befestigt werden müssen, als Übereifer und Unvernunft da
einsetzen, wo gesunder Ehrgeiz, Verstand und Verantwortungsbewusstsein
aufhören, wird "Nanga Parbat" endlich stark, dank seiner majestätischen Kulisse
unglaublich atmosphärisch und auch rein inszenatorisch gelungener. Er
bringt den Überlebenskampf in der Todeszone glaubwürdig zur Geltung und
hat zweifelsohne einen sehenswerten Mittelteil.
Dramaturgisch gesehen ist das Ganze über weite Strecken allerdings
immer noch eine halbe Katastrophe. Vilsmeier findet die richtigen
Bilder, aber er vermag es nicht seine Story auf überzeugende Weise zu
erzählen und nimmt immer wieder das Tempo raus. Der Film zerschellt fast schon an seinem unnötig
verkomplizierten Aufbau, der eine klare Route der Messner-Brüder nicht
verfolgen lässt und immer wieder für merkwürdige Zeit- und Ortssprünge
sorgt, und am gänzlichen Fehlen von Höhepunkten beziehungsweise der
schwachen Betonung derjenigen Szenen, die es wert gewesen wären, als
Höhepunkte stilisiert zu werden.
Die Geschichte plätschert somit eher dahin wie ein idyllisches Gebirgsbächlein. "Nanga Parbat" ist trotz seiner imposanten Bebilderung und trotz seiner
zweifellosen Stärken während des Abstiegs nicht sonderlich mitreißend
und wenig emotional geworden. Böse Zungen würden sogar behaupten, ohne
seinen wahren Hintergrund, der uns unter anderem am Ende mit
melancholischen Texttafeln über die tragischen Einzelschicksale der
Protagonisten nahe gebracht wird, wäre diese Bergsteigertour so
uninteressant wie die Durchquerung des Sauerlands. Das ist natürlich arg
überspitzt und hyperbolisch ausgedrückt, stimmt aber schon in gewisser
Hinsicht: Die reale Begebenheit ist das Zugpferd von "Nanga Parbat", sie
sorgt mit ihrer unglaublichen Geschichte alleine für Faszination und
Dramatik. Das ist zweifelsohne keine Leistung der Verflimung, rettet sie
aber davor, aus dem Gedächtnis verbannt zu werden.
6/10
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