Als ein Killer mit einem Scharfschützengewehr ein Mädchen erschießt und ankündigt, jeden Tag einen weiteren Menschen zu töten, sollte die Stadt seiner Forderung nach 100.000 Dollar nicht nachkommen, wird der knallharte Detective Harry Callahan (Clint Eastwood) auf den Fall angesetzt. Er ist ein Einzelgänger, der für seine radikalen Methoden am Rande der Legalität bekannt ist, aber immer Ergebnisse liefert. Ihm wird der junge Inspektor Chico Gonzales (Reni Santon) als Partner zugeteilt, wovon der Routinier zunächst gar nicht begeistert ist. Nach und nach raufen sich die beiden ungleichen Cops zusammen und nehmen die Verfolgung des sogenannten "Scorpio-Killers" (Andrew Robinson) auf. Denn dessen nächstes Ziel soll, laut einer Nachricht des Mörders, ein katholischer Priester oder ein wahllos ausgesuchter Schwarzer sein. Die Zeit läuft...
Manche Filme sind Meilensteine, ohne tatsächlich Meisterwerke zu sein. Das schaffen nicht viele, "Dirty Harry" aber definitiv. "Dirty Harry" - der Inbegriff des Polizeifilms. Und 1971 schuf Don Siegel damit einen Meilenstein der Filmgeschichte. Selbst aus heutiger Sicht ist "Dirty Harry" ein immer noch sehr guter Film, der tief in das amerikanische Seelenleben der 70er-Jahre blicken lässt. Mit Clint Eastwood hätte man auch keinen besseren finden können, der die Rolle des raubeinigen, zynischen und ständig auf Konfrontation gebürsteten Cops verkörpert. Es ist vor allem seine Darstellung des Polizeiinspektors Harry Callahan, die, neben seinen Western-Auftritten aus den 60er-Jahren, zu Eastwoods Status in Hollywood beitrugen. Politisch unkorrekt und sogar reaktionär, aber der Film ist eben auch zu einer Zeit entstanden, in der es zu einem Wertewandel oder sogar- verfall in der Gesellschaft gekommen war. Die Polizei hatte an Ansehen stark verloren und die Rechte und Interessen von Kriminellen wurden soweit in den Vordergrund gestellt, das man vor allem die Opfer der Verbrechen völlig aus den Augen verloren hat.
"Eins muss man Callahan lassen, er ist völlig unparteiisch, er hasst alle Menschen gleich."
''Dirty Harry'' liefert über die komplette Laufzeit staatskritische Aspekte und gerade in den Dialogen mit den gesetzlichen Vertretern wird diese kritische Perspektive deutlich. Aber die Figur Callahan zu reduzieren und einen total schießwütigen Polizisten zu nennen, wäre tatsächlich übertrieben, lediglich der Zynismus und eine gewisse Verbittertheit kann man ihr nachsagen. Diese muss man aber sehr wohl im historischen Kontext begreifen und entsprechend einordnen. Wenn man sich hier die Lebenswirklichkeit von vielen Amerikanern vor Augen führt, dann kan man erkennen, dass Filme und Filmfiguren sehr oft und auch hier, ein Spiegelbild ihrer Entstehungszeit sind. Der Vietnamkrieg hat eine ganze Generation verstört und in vielen Bereichen (politisch, sozial, usw.) war Amerika ein zutiefst gespaltenes Land (Hippie-Bewegung vs. Konservativismus).
Genau in diese Kerbe schlägt auch "Dirty Harry". Er ist der Cop der die Dinge in die Hand nimmt und rein gar nichts auf für ihn schwachsinnige Regeln gibt. Diese John-Wayne-Mentalität wohnt vielen Amerikanern sowieso inne und diese ignorante Einteilung aller Dinge in Gut und Böse ist ebenfalls ein Produkt dieser doch sehr einfältigen Sichtweise auf viele Bereiche. Darunter leidet leider auch etwas die Geschichte des Films, denn eine Auseinandersetzung mit dem Bösewicht findet gar nicht statt. Dafür wird andererseits gegen das Justizsystem und diverse Institutionen geschossen. Die vermeintlichen Auswirkungen dieser zu laschen Gesetzesauslegung wird dann wiederum im Finale thematisiert. und bis dahin wird man von wirklich guter Regiearbeit, ansprechenden Settings und einem ordentlichen Tempo durch den Film geführt und sowohl actionreich als auch spannend unterhalten, denn trotz aller Interpretationsansätze ist und bleibt "Dirty Harry" ein Film. Einer, der vermutlich auch in erster Linie nur unterhalten sollte und will.
Trotz der angesprochenen Schwächen in der Story ist "Dirty Harry" aufgrund der darstellerischen Leistung von Clint Eastwood, diversen guten One-Linern und einer gelungenen Inszenierung eine guter Film geworden. Auch knapp ein halbes Jahrhundert nach seinem Erscheinen geht er vielleicht nicht mehr als der Kultfilm durch, aber er ist und bleibt ein Meilenstein.
8/10
In den USA gibt es die komplette Kollektion in einer 5-Disc Ultimate Collector's Edition mit allen 5 Filmen auf Blu-ray, dem Replik von Callahans Polizeimarke, einem informativen Begleitbuch, das Ganze verpackt in 2 Digipaks in einer stabilen Box. Ein echter Blickfang und Schmuckstück. Natürlich auch mit deutschem Ton.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
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