http://www.imdb.com/title/tt1285016/
Wer bisher glaubte, die Gründung von sozialen Netzwerken im Internet sei eine harmonische Angelegenheit gewesen, den wird The Social Network eines Besseren belehren: Harvard-Student Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) ist alles andere als sozial. Der schüchterne, außergewöhnlich intelligente Computernerd hat außer seinem Kommilitonen Eduardo Saverin (Andrew Garfield) wenig Freunde und zudem keinerlei Erfolg bei der Frauenwelt. Als Mark sich eines einsamen Herbstabends an seinen Computer setzt und beginnt, sich in die Netzwerke seiner Universität zu hacken und Informationen über die weiblichen Studentinnen ins Netz zu stellen, weiß er selbst noch nicht, dass er etwas begonnen hat, was später als Internetportal Facebook Furore machen wird. Aber: Man kann keine 500 Millionen Freunde gewinnen, ohne sich auch ein paar Feinde zu machen. So ist der Weg an die Spitze des Multimillionen-Dollar-Facebook-Imperiums nicht nur gesäumt mit Partys und (sexuellen) Erfolgen, sondern auch mit Verrat und diversen Klagen.
Im Jahr 2012 nutzten (weltweit) ca. 385 Millionen Menschen mindestens einmal im Monat das soziale Netzwerk "Facebook". Und wer kennt es auch nicht, das aktuell beliebteste und gleichzeitig meistgehasste Netzwerk der Welt? David Finchers "The Social Network" verschmilzt voll und ganz mit eben dieser Materie, der "Facebook-Welt", ist also ein durch und durch
kalter, (positiv) oberflächlicher und steriler Film. Doch auch elektrisierend, hochspannend und höchst faszinierend ist dieses Meisterwerk
über einen aussergewöhnlichen Menschen, die Attraktivität und
zerstörerische Kraft der Macht, über unerbittliche Konkurrenz,
Freundschaft und die Wichtigkeit von sozialen Beziehungen für den
Einzelnen und die Gesellschaft.
Dabei bilden Anfangs- und Schlussszene eine bewundernswert kluge Einheit: Rooney Maras
Figur Erica ist das Herz des Films, der einzige Charakter der kein
Hacker, Programmierer, Geschäftsmann oder Anwalt ist, die einzig
wirklich menschliche Figur. Am Anfang verlässt sie Zuckerberg, der in
der selben Nacht den ersten Grundstein für Facebook legt und damit auch
seine Menschlichkeit verliert. Er geht mehr und mehr in der digitalen
Oberflächlichkeit auf und verliert sich. Am Ende, nach all den kaputten
Freundschaften und zermürbenden Rechtsstreitereien sehen wir ihn
gebrochen vor seinem Computer sitzen und Erica eine Freundschaftsanfrage
schicken. Es ist sein verzweifelter Versuch wieder ein Mensch werden zu
können, der natürlich zum Scheitern verurteilt ist.
Fincher erzählt
diese durch und durch moderne Geschichte und Parabel als beinahe
klassische Tragödie um Aufstieg und Fall mit wuchtiger Fallhöhe, alleine
die psychische Reinigung am Ende bleibt aus, an ihre Stelle tritt die Leere und
die Entmenschlichung. "The Social Network" ist sehr intelligentes Kino, das
eine sehr zeitgemäße Beschreibung auf eine zeitlos mahnende Art und Weise
verhandelt.
Jesse Eisenberg präsentiert sich hier von einer großartigen Seite und
erntete nicht umsonst großes Lob für seine Darstellung des Firmengründers. In den Nebenrollen snd Andrew Garfield und Dustin Fitzsimons zu erwähnen; sie fallen - neben Rooney Mara - besonders positiv auf. Finchers Inszenierung ist makellos und gleichzeitig völlig
unpersönlich und beinahe schon abweisend, passt also somitideal zum Thema,
verfällt in einer Szene aber in ganz wunderbarem Irrsinn, wenn eine
Ruderturnier untermalt von einer Trent Reznor & Atticus Ross' Version von "In The Hall Of The Mountain King" zum verrückten Rausch wird. "The Social Network" ist eine
unheimlich klare und entlarvende Studie und Reflexion über ein komplexes
und erschreckendes Thema, kritisches, kluges und wichtiges Kino. Selten wurden das Streben nach Anerkennung, Freundschaft, der
Geltungsdrang und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und sozialen
Bindungen so eindrucksvoll dargestellt wie in diesem grandiosen Film.
8/10
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