http://www.imdb.com/title/tt0486655/
Der Sternwanderer handelt von einen Mann, der seiner Geliebten
verspricht, ihr einen Stern vom Himmel zu holen – im wahrsten Sinne!
Sprechende Tiere, magische Bäume, unwiderstehliche Gnome und
hinterhältige Kobolde in einer Welt jenseits der unseren. Vorlage für
den märchenhaften Streifzug war Neil Gaimans ‘Stardust’, dessen Romane
schon mehrfach Türen in betörende Fantasiereiche geöffnet haben. Der
Sternwanderer nimmt einen mit in das magische Land Faerie, das durch
eine Mauer von dem kleinen englischen Dorf Wall getrennt ist und zum
Hauptschauplatz eines atemberaubenden Abenteuers wird. In einer
schicksalhaften Nacht verspricht der junge Tristran (Charlie Cox) seiner großen Liebe Victoria (Sienna Miller),
ihr als Beweis seiner Liebe den Stern zu bringen, der hinter der Mauer
ins Reich der Feen, Hexen und Zauberer gestürzt ist. Gefahren, Wunder
und Geheimnisse erwarten ihn auf der anderen Seite und sein gefallener
Stern entpuppt sich als wunderschöne Yvaine (Claire Danes), die sich beim Aufprall das Bein gebrochen hat. Michelle Pfeiffer als böse Hexe, Robert De Niro
als draufgängerischer Pirat – Spannung, Witz und Romantik in einem
etwas anderen Märchen voller faszinierender Geschöpfe und Ideen...
Manche Fantasyfilme sind prädestiniert für die große Leinwand. In fernen,
fiktiven Welten und Ländern können Regisseure klotzen statt kleckern,
Spezialeffekt an Spezialeffekt reihen und ihre Protagonisten auf Green
Screen - Reisen schicken, deren Ausgang meist über nicht weniger als das
Schicksal allen Seins bestimmt. Neil Gaiman, Comic-, Roman- und
Kinderbuchautor, schuf
mit "Der Sternwanderer" aber eine erfrischend andere Parallelwelt, die
sich mehr an Grimms Märchen als an Tolkiens Fantasy bedient und sich sowohl
durch gut getimte humoristische Elemente, als auch durch
unkonventionelle Unbarmherzigkeit an der richtigen Stelle vom
Genre-Einheitsbrei der Märchen abhebt.
Regisseur Matthew Vaughn trifft mit seiner Verfilmung, für die
Neil Gaiman selbst das Drehbuch verfasst hat, genau den richtigen Ton und
schafft so einen unterhaltsamen, witzig-ironischen Genrebeitrag abseits der
Blockbusterkonkurrenz. Ist der, für Nicht-Roman-Kenner womöglich
verwirrende und abrupt endende Prolog um Tristrans Vater und die
Umstände seiner Zeugung erst einmal abgeschlossen und der liebenswerte
Tollpatsch als Protagonist eingeführt, inszeniert Vaughn dessen Reise
flott, aber nicht zu rasant, und beizeiten bombastisch und laut, wenn
die Geschichte danach verlangt, untermalt von einem treibenden, sich
sehr in den Vordergrund drängenden Score von Ilan Eshkeri.
Ganz ohne Kitsch kann ein Märchen natürlich auch nicht auskommen und da ist
es nur angenehm, dass sich der Film durch eine ordentliche Prise (teilweise herrlich schwarzem) Humor
immer wieder aufzulockern weiß.
Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern, Michelle Pfeiffer
brilliert mit Mut zur Hässlichkeit als böse Hexe Lamia, Claire Danes
verleiht ihrem "Stern" eine Aura unantastbarer Schönheit und
unbeschwerter Naivität, während Robert DeNiro als Kapitän Shakespeare,
ein Element, das in Gaimans Romanvorlage nicht auftaucht, eine
humorvolle Zwischensequenz einleitet und den Zuschauer vor dem großen
Finale noch einmal verschnaufen lässt. Die Entscheidung, Tristan in dem Starensemble mit einem
vergleichsweise unbekannten Schauspieler zu besetzen erweist sich als
äußerst glückliche, denn die Wandlung des Charlie Cox vom unscheinbaren
Dorftrottel zum starken Schönling mit Langhaarfrisur vollzieht sich im
Laufe seiner Abenteuer glaubwürdig und nachvollziehbar. Die Moral von der Geschicht ist altbekannt, das Ende abzusehen, der
Weg dorthin jedoch eines der bezauberndsten Fantasy-Märchen unserer
Zeit.
9/10
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