Samstag, 11. Mai 2013

The Tall Man - Angst hat viele Gesichter (2012)

http://www.imdb.com/title/tt1658837/

In einer einsamen Bergbaustadt ist das Leben nicht aufregend, besonders wenn auch die Wirtschaftskrise nicht an der Stadtgrenze Halt macht und die Gemeinde somit schleichenden Schrittes zu Grunde geht. Doch dann passieren merkwürdige Dinge und die Bevölkerung wird in helle Aufregung versetzt, als plötzlich nach und nach die Kinder der Stadt verschwinden. Es hält sich das Gerücht unter den Einwohnern, dass die Kleinen von einem unheimlichen Wesen entführt wurden, welche sie nur den „Tall Man“ nennen. Julia Denning (Jessica Biel) steht der Sache jedoch skeptisch gegenüber und mag nicht an übernatürliche Wesen oder dergleichen glauben. Doch auf einmal ist auch sie selbst betroffen, als ihr kleiner Sohn David eines Nachts spurlos verschwindet. Die Krankenschwester ist völlig fassungslos, setzt aber alles daran ihr Kind zu befreien. Und durchlebt dabei den schlimmsten Albtraum, den man sich nur vorstellen kann...

Regisseur Pascal Laugier (der den kontroversen "Martyrs" ablieferte) gelingt mit diesem Film etwas, was selbst erfahrenen Zusehern des Genres bislang unbekannt sein dürfte. Nachdem er diese Geschichte anfangs wie einen gewöhnlichen 08/15-Schocker aussehen lässt, schlägt er im weiteren Verlauf wie ein Hase immer mehr und mehr Haken und dreht dem Zuschauer eine lange Nase. In die ersten Minuten sieht das nach der üblichen "Schwarze-Mann-Story" ohne Biss aus. Die Geschichte rund um den Tall Man klingt zwar nach einem netten Schauermärchen, nur gestalltet sich das erste Drittel wie ein lascher Genreeintopf mit einer etwas nervigen Jessica Biel. Man hat das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Alles Taktik und Kalkül. Nicht nur die Inszenierung, die Geschichte, ja sogar Hauptdarstellerin Jessica Biel scheint wie eine einzige falsche Fährte, denn ab einem gewissen Punkt dreht sich alles so blitzschnell um 180 Grad, das man verwundert vorm Bildschirm sitzt und wieder aufs Neue überrascht wird. Laugier wirft gezielt Köder aus, die aus reiner Selbstverständlichkeit und in dem Fall zu hastig vom Zuschauer interpretiert werden. "The Tall Man" stellt so die Weichen auf langweiligen Mystery-Horror, nur um dann alles auf den Kopf zu stellen und es spannend und interessant zu machen. Insgesamt ein geschicktes Zauberstück, der sich als lascher Horrorfilm tarnt, um dann die Kurve so rasant und im toten Winkel zu nehmen, dass es ebenso mutig wie gelungen ist. Einzig das Ende war zwar gut gemeint aber ein wenig sehr schlicht und beinahe naiv für meinen Geschmack.

7/10

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