Der Alltag von Will Hunting (Matt Damon) ist wenig spektakulär - Böden putzen am renommierten Massachusetts Institute of Technology, Baseball spielen, Bier trinken. Was seine berufliche Zukunft angeht, macht er sich keine Gedanken. Das eine Intelligenzbestie in dem aus ärmlichen und dem Bildungsbürgertum fernen Verhältnissen stammenden Mann steckt, ahnt niemand. Als Professor Lambeau (Stellan Skarsgard) ein äußerst kompliziertes mathematisches Problem an die Tafel des Flures schreibt und am nächsten Tag bereits die Lösung darunter steht, ohne dass sich jemand aus seinem Kurs dafür verantwortlich zeigt und die Ehrung des Professors annehmen will, begibt er sich auf die Suche nach dem Phantommathematiker...
"Good Will Hunting" ist einer jener seltenen Filme, die nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern ein Gefühl für die Zerbrechlichkeit des Menschen verankern, das über den Abspann hinaus nachhallt. Was der Regisseur Gus Van Sant 1997 mit diesem Werk erschuf, ist ein Film, der sich weniger wie ein Hollywood-Drehbuch und mehr wie ein ehrlicher Blick in das Innere eines jungen Mannes anfühlt, der nach Sinn, Zugehörigkeit und Selbstakzeptanz sucht, und dafür sorgt neben Van Sants sensibler Regie vor allem das Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck, das zurecht mit einem Oscar ausgezeichnet wurde . Die Story kreist um Will Hunting, gespielt von Matt Damon, einen Hausmeister am MIT, der mit einem brillanten mathematischen Verstand geboren ist, gleichzeitig aber unfähig oder unwillig erscheint, dieses Potenzial zu nutzen, und in diesem inneren Konflikt liegt der Herzschlag des Films, denn Will ist ein junger Mann, der die Welt durchschaut, aber unfähig ist, sich ihr hinzugeben - er attackiert und stößt ab, bevor er verletzt werden könnte, eine Abwehrhaltung, die Damon mit selten gesehener Subtilität verkörpert, indem sein Spiel unmerklich zwischen Arroganz und tiefer Verzweiflung oszilliert.
Die Figur des Therapeuten Sean Maguire, meisterhaft verkörpert von Robin Williams, bietet dem Film seine humanistische Seele, denn Williams’ zurückgenommene, zutiefst empathische Darstellung verleiht Sean eine Lebensweisheit, die niemals belehrend wirkt, sondern verletzlich, geprägt von eigenem Kummer, und es ist kein Zufall, dass Williams für diese Rolle den Oscar als Bester Nebendarsteller erhielt , denn in den Dialogen zwischen ihm und Damon liegt die Essenz des Films - das Ringen zweier Männer, die beide gelernt haben, Schmerz mit Intellekt abzuwehren, und die sich, beinahe unfreiwillig, gegenseitig authentische Nähe ermöglichen. Die Nebenfiguren tragen entscheidend zur Authentizität bei: Ben Affleck als Wills loyaler Freund Chuckie steht exemplarisch für jenen ehrlichen, arbeiterklassengeprägten Freundeskreis aus South Boston, der Will Bodenhaftung gibt, während Minnie Driver als Skylar eine Figur verkörpert, die nicht als stereotype Liebesrolle existiert, sondern eine Frau zeigt, die mit Integrität und emotionaler Offenheit Wills Mauerwerk zu durchdringen versucht, wobei Drivers frische, lebendige Darstellung die Liebesgeschichte zu einer der glaubwürdigsten ihrer Dekade macht. Van Sants Regie bleibt bewusst unscheinbar, er verzichtet auf visuelle Exzesse und lässt die Figuren sprechen, was dem Film eine intime, beinahe dokumentarische Direktheit verleiht, und so kommt der eigentliche Star des Films - das geschriebene und gelebte Wort - zur Geltung, denn "Good Will Hunting" ist weniger ein Film über Mathematik oder Genie als vielmehr ein Film über die Angst vor Nähe, über die Frage, ob Intelligenz ohne emotionale Reife jemals Erfüllung bringen kann, und über die Notwendigkeit, eigene Wunden zu konfrontieren, um anderen und sich selbst authentisch begegnen zu können.
In dieser thematischen Kernaussage liegt auch seine Zeitlosigkeit: das Streben nach Selbstakzeptanz und der Mut, die Mauern einzureißen, die wir gegen die Welt errichtet haben, wodurch der Film nicht nur als Coming-of-Age-Drama funktioniert, sondern als ein universeller Appell an Mitgefühl und Verletzlichkeit. Dass ausgerechnet zwei junge Schauspieler wie Damon und Affleck ein Skript von solcher emotionaler Präzision und psychologischer Tiefe verfasst haben, wirkt heute beinahe wie ein kleines Wunder des Kinos, und man könnte argumentieren, dass Robin Williams' letzte, stille Worte, gesprochen mit dieser Mischung aus heiserem Wissen und väterlichem Schutz, einen der bewegendsten Momente der Filmgeschichte markieren. Genau hier wird deutlich, weshalb "Good Will Hunting" kein leicht verdauliches Wohlfühlkino ist, sondern ein Film, der Zuschauern einen Spiegel vorhält und gleichzeitig eine ausgestreckte Hand anbietet, und deshalb gehört er zu jenen Werken, die weit über die 1990er hinaus wirken, weil sie nicht nur relevant, sondern heilsam bleiben .

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