Der elf Jahre alte Junge Elio (Stimme im Original: Yonas Kibreab) hat durch einen Unfall seine Eltern verloren. Doch er ist und bleibt ein Träumer, wie er im Buche steht. Obwohl er künstlerisch und kreativ ist sowie begeisterter Indoor-Sportler, kämpft er täglich damit, sich seinem Umfeld anzupassen. Währenddessen arbeitet seine Tante Olga (America Ferrera), Leiterin eines streng geheimen Militärprojektes, an der Entschlüsselung außerirdischer Botschaften aus dem Weltraum. Doch nicht sie, sondern ihr Sohn stellt den Kontakt her und wird von den Außerirdischen entführt. Elio wird plötzlich für den auserwählten, intergalaktischen Botschafter der Erde gehalten. Auf diesem großen Abenteuer muss er den Außerirdischen, aber vor allem sich selbst beweisen, dass der beste Teil des Menschseins darin besteht, man selbst zu sein.
"Elio", der neue Pixar-Animationsfilm von Adrian Molina, der Solo-Regiedebüt gibt, nachdem er bei "Coco" zusammen mit Lee Unkrich Regie geführt hat, eröffnet stark und berührt mit der Geschichte des titelgebenden Helden Elio, der seine Eltern verloren hat und nun bei seiner Tante lebt und sich nach Zugehörigkeit sehnt. Er träumt von fernen Welten und ist fest davon überzeugt, dass irgendwo da draußen etwas ist. Etwas, womit er besser zurecht kommt, als hier auf der Erde, wo er von Mitschülern gemobbt wird und sich von seiner Tante unverstanden fühlt. Natürlich arbeitet die Tante bei einer Militärorganisation, die sich der Suche nach außerirdischem Leben verschrieben hat und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Nicht Tante Olga stellt den Kontakt zu Aliens her, sondern Elio - und die reißen ihn gleich aus seiner Welt, der Erde.
"Elio", der bis zu diesem geplanten Twist schon einen kleinen Durchhänger produzierte, überzeugt daraufhin mit einer bunten Parade eigensinniger Aliens im Communiverse, die in ihrer Vielfalt und Verrücktheit durchaus Staunen entlocken, und darin liegt auch die größte Stärke dieses Pixar-Films: Die Kreaturen wirken einzigartig und ihre Designs stechen visuell hervor, während die Geschichte selbst bis dato fast schon uninteressant geworden ist. Die Prämisse, als vermeintlicher Botschafter der Erde von Aliens entführt zu werden, mischt klassische Science-Fiction-Ideen mit der bewährten Pixar-Formel der Selbstfindung, ohne allerdings die Raffinesse und emotionale Tiefe etwa von "Wall-E" oder "Alles steht Kopf" zu erreichen. Zwar unternimmt der Film im Mittelteil einige Ausflüge in kosmische Konflikte und entwickelt eine freundschaftliche Verbindung zwischen Elio und dem skurrilen, aber in seiner Monstrosität unfassbar niedlichen Glordon, aber die narrativen Widerstände lösen sich oft allzu bequem auf. Die Trauer um die Eltern bleibt Funktion im Plot, statt echtes Gewicht zu erhalten - das Drama kratzt nur an der Oberfläche und es fehlt die dramaturgische Wucht früherer Pixar-Meisterwerke, die Erwachsene und Kinder gleichermaßen in ihren Bann zogen.Der Humor ist dezent, die emotionalen Momente wirken gelegentlich formelhaft, auch wenn die Designs im Communiverse beachtlich und teilweise surreal gestaltet sind; als gesamtes Erlebnis ist "Elio" hingegen ungewöhnlich zahm und weniger mitreißend, als man es von Pixar-Filmen wie "Die Monster AG", "Ratatouille" oder "Toy Story" kennt. Wo Forky in "Toy Story 4" oder die Emotionen in "Alles steht Kopf" lebensnah und vielschichtig inszeniert werden, bleiben die Nebenfiguren in Elio weitgehend Staffage - liebenswürdig, aber mit wenig erinnerungswürdigen Eigenheiten; die Easter Eggs und Referenzen an das Pixar-Universum bringen zwar einige nostalgische Schmunzler, dennoch ist "Elio" weder Innovation noch emotionales Feuerwerk, sondern ein ordentlich gemachtes, charmantes Abenteuer, dem - abgesehen von seinem visuellen Erfindungsreichtum - jene Tiefe fehlt, die Pixar einst auszeichnete. Und trotzdem ist er eine Empfehlung wert.


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