Nachdem der mutierte Superheld Toxie ein Massaker an einer Behindertenschule verhindert hat, wird er durch eine Explosion in ein Paralleluniversum geschleudert, wo er seinem bösen zweiten Ich, Noxie, begegnet. Dieser gelangt in das friedliche Städtchen Tromaville und Toxie bleibt nicht viel Zeit, um wieder in sein richtiges Universum zurückzukehren und Noxie unschädlich zu machen.
"Atomic Hero 4: Citizen Toxie" verkörpert erneut den Geist des Troma-Studios mit einer Mischung aus Anarchie, Außenseitertum und totaler Geschmacklosigkeit, der das Trash-Herz höherschlagen lässt, während er gleichzeitig als Film im klassischen Sinne sämtliche Kriterien für Qualität ignoriert und parodiert. Mit der Sicht eines Trash-Fans öffnet sich hier ein Fest der Tabubrüche: schon der Einstieg mit der "Diaper Mafia" - einer Gang in Windeln, die eine Schule für Kinder mit Behinderung überfällt - ist eine Angriffserklärung an Political Correctness, woraufhin sich der Film in rasender Geschwindigkeit durch Splatter, Toilettenhumor, explizite Dialoge, absurde Cameos (von Lemmy Kilmister bis Ron Jeremy) und eine Schar weiterer Geschmacklosigkeiten hangelt.
Und gerade in dieser ständigen Überbietung von Tabubrüchen liegt ein anarchischer Reiz, der im besten Sinne kindisch-provokant wirkt und für Fans ein Wiedersehen mit ikonischen Nebenfiguren wie Sgt. Kabukiman NYPD, dem Vibrator oder dem Mad Cowboy bringt, wobei die Effekte kalkuliert billig sind: Körper platzen wie überfüllte Müllsäcke, Kunstblut ergießt sich in Sturzbächen und selbst die Make-ups der Monsterkarikaturen schreien förmlich "Pappmaché statt Hightech". Das Ergebnis ist ein widerspenstiges, komisches, unberechenbares Erlebnis, das in seiner Vehemenz und seinem Krawallfaktor dem Trash-Fan eine hohe Wertung auf der Trash-Skala abverlangt, zumal der Film tatsächlich so etwas wie einen roten Faden besitzt, Toxies Reise ins Paralleluniversum "Amortville" und das Duell mit seinem bösen Gegenstück Noxie funktioniert als Plot besser als die diffusen Sequels "Atomic Hero 2" und "Toxies's letzte Schlacht", sogar Gesellschaftssatire blitzt auf, wenn Toxies Abenteuer mit parodistischen Seitenhieben auf Filme wie "Star Wars: Die dunkle Bedrohung" und "Matrix" gefärbt werden, und gerade diese fortwährende Selbstironie macht das Vergnügen aus. Blickt man aber mit nüchternen Augen eines Filmkritikers auf "Citizen Toxie", bleibt ein hemmungslos vulgärer, oft beleidigender Flickenteppich aus Gewalt, Zoten, und klarem Kalkül, das Publikum mit dauerhafter Grenzüberschreitung zu provozieren. Die Spezialeffekte wirken, bei allem Bemühen um handgemachte Splatterästhetik, oft derart schludrig und künstlich, dass jeder Schock in die Karikatur kippt, die Witze - vor allem die vielen Gags auf Kosten physisch und geistig Behinderter, rassistische und sexistische Pointen, sowie explizite Toilettenszenen - sind nicht selten mehr peinlich als komisch und zeugen von einer Absicht, alles für einen billigen Lacher zu riskieren, die manchen Zuschauer eher ermüdet denn amüsiert; die Dauerbeschallung mit absurden Figuren und provokanten Situationen wird am Ende zur Reizüberflutung, bei der die Einflussmöglichkeiten des Mediums Film höchstens noch als Groteske im Negativen aufleuchten, weshalb "Citizen Toxie" im realen Filmkanon selbst unter wohlwollender Berücksichtigung der Trash-Tradition kaum über das Mittelmaß hinauskommt. Es ist ein Werk, das Originalität und Chuzpe besitzt, aber spätestens im Jahr 2000 eher als Spätwerk einer Subkultur erscheint, die mit maximaler Provokation gegen den Mainstream rebelliere, jedoch kaum mehr echte filmische Innovation bieten kann; und doch könnte man sagen, dass es vielleicht gerade die Filme sind, die alles falsch machen, an denen sich das Verständnis für Kino und geschmackliche Grenzen neu kalibriert - Citizen Toxie ist in dieser Hinsicht ein Maßstab, den viele nie erreichen wollen, aber niemand ignorieren kann.
Trash-Wertung: 8/10
Real-Wertung: 5,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Eightyfour Entertainment
Poster/Artwork: Troma

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