Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) nehmen einen besonders verstörenden Fall an: Jack (Elliot Cowan) und Janet Smurl (Rebecca Calder) ziehen 1976 mit ihren Kindern in ein neues Haus in Pennsylvania. Sie erfüllen sich damit ihren schon lange gehegten Traum vom Eigenheim. Doch schon bald häufen sich unerklärliche Vorkommnisse. Bis zum Jahr 1985 werden die Phänomene immer bedrohlicher, die Familie gerät immer näher an ihre Belastungsgrenze. In ihrer Not wenden sich die Smurls schließlich an die erfahrenen Ermittler für paranormale Erscheinungen, als die Ed und Lorraine Warren bekannt sind. Aus dem Ruhestand zurückgekehrt, stoßen die Warrens vor Ort auf ein Artefakt, das mit der Geburt ihrer Tochter Judy (Mia Tomlinson) in Verbindung steht und Erinnerungen an ihren allerersten Fall weckt. Die Ereignisse spitzen sich zu – es kommt zu einer letzten Konfrontation mit einem Dämon, der sie seit Jahrzehnten verfolgt.
"Conjuring 4: Das letzte Kapitel" ist der (voraussichtlich) abschließende Versuch, einem der populärsten Horror-Franchises des letzten Jahrzehnts noch einmal echtes Leben einzuhauchen. Doch während Regisseur Michael Chaves routiniert auf die altbewährten Haunted-House-Tropen setzt - knarrende Böden, dämonische Fratzen, Schatten, die im Hintergrund auftauchen und dysfunktionale Spiegel -, bleibt das letzte Kapitel in Sachen Atmosphäre und Grusel auffallend durchschnittlich. Wer sich nach dem konsistenten, intensiven Suspense des ersten Films oder der emotional grundierten Geisterbahnfahrt des zweiten Teils sehnt, der wird hier nur selten gefordert. Die Jumpscares sind handwerklich zwar solide, wiederholen sich aber in ihrer Wirkung und vermitteln das Gefühl, das alles schon oft gesehen zu haben, ohne an die Dichte und den Erfindungsreichtum früherer Sequels heranzukommen. Tatsächlich ist nur ein einziger Jumpscare effektiv. Technisch kompetent, aber bar jeder echten Innovation, bleibt der Film eher brav im sicheren Fahrwasser, statt neue, verstörende Wege zu gehen - und das bei einer Laufzeit, die mit 135 Minuten selbst einen eingefleischten Fan auf Geduldsproben stellt. Dennoch verdient die emotionale Betrachtung der Familie Warren ein großes Lob. Gerade das intime Zusammenspiel von Vera Farmiga und Patrick Wilson als Ed und Lorraine Warren hebt das Geschehen deutlich über den mittelprächtigen Spuk hinaus. Der Film gibt sich ungewohnt viel Mühe, die Figuren aus dem Korsett der Geisterjäger zu lösen und sie als Familie mit Ängsten, Verletzlichkeit und echter Zuneigung zu zeigen. Besonders die Einbindung der Tochter Judy, die nun im Zentrum einer eigenen, übernatürlichen Entwicklung steht, verleiht dem Franchise eine persönliche Note, die vor allem in den ruhigeren Momenten berührt. Die Wärme, mit der die Familie gemeinsam Pancakes backt oder um ihre Tochter bangt, bleibt im Gedächtnis und zeigt, weshalb die "Conjuring"-Reihe so lange getragen wurde: Nicht der Horror, sondern das Herz der Warrens ist ihr eigentliches, lebendiges Zentrum. Problematisch gerät hingegen das Drehbuch, das bei allem familiären Fokus hektisch zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her springt. Während der zentrale Fall der Smurl-Familie viele klassische Spukmomente bietet, wirkt die parallele Entwicklung um Judy oft angehängt, dramaturgisch ziellos und in der Auflösung zu mechanisch. Vieles an der Geschichte bleibt konfus oder wenig plausibel: Die Logik des Spiegeldämons, die Mechanik seines Wirkens, und bis zuletzt Entstehung wie Beseitigung des Bösen geraten beliebig, manchmal gar willkürlich. Im Vergleich zu den drei vorherigen Teilen bleibt "Conjuring 4: Das letzte Kapitel" klar zurück: Der erste Film erschuf mit dichten Bildern und neuen Perspektiven einen modernen Klassiker, Teil 2 lotete mit persönlicher Betroffenheit und klug gesetzten Schocks die emotionale Tiefe des Genres aus, und auch der dritte Teil, so zerfahren seine Prämisse war, ging wenigstens Risiken ein. Teil 4 jedoch bemüht sich um eine Abschlussgeste, verliert sich dabei aber in erzählerischer Hektik und Abnutzung typischer Motive, sodass am Ende weniger ein finsterer Höhepunkt bleibt, sondern vielmehr ein routinierter Abgesang. Fazit: Routine statt Revolution, Herz statt Horror, ein würdiger Abschied für die Figuren - aber ein eher laues Finale für das Genre.




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