Freitag, 26. September 2025

From The World Of John Wick: Ballerina (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt7181546/

Nach einem regelrechten Blutbad ist die Familie Macarro praktisch ausgelöscht. Nur Eve (Ana de Armas) lebt noch - und sie schwört Rache um jeden Preis. Mit diesem Plan vor Augen sucht sie Hilfe bei der Familie der Ruska-Roma, um sich dort an einer Ballettschule durch die Lehrerin Nogi (Sharon Duncan-Brewster) zur kaltblütigen Killerin ausbilden zu lassen und sich dann auf die Suche nach denen zu machen, die ihre eigene Familie auf dem Gewissen haben. Doch das Ruska-Roma-Leben unter der strengen Herrschaft der Direktorin (Anjelica Huston) ist alles andere als ein Zuckerschlecken und der Weg zur Rache lang und steinig...

Es ist eine kleine Überraschung, wenn in einem Franchise, das sich längst als Synonym für kreative Gewalt und stilistische Eleganz etabliert hat, ein gutes Spin-Off zutage gefördert wird. Das ist längst nicht die Regel, wie der geneigte Filmfan in den letzten Jahren schmerzlich erfahren musste. "From The World Of John Wick: Ballerina" wirkt zwar auf den ersten Blick auch nur wie ein weiteres Spin-off kalkulierter Franchiseausschlachtung, entpuppt sich spätestens ab der Hälfte als vollwertiger, höchst unterhaltsamer Beitrag zum "John Wick"-Universum. Zugegeben: Der Einstieg enttäuscht zunächst, denn die von Ana de Armas gespielte Eve bleibt mit ihrer Rachegeschichte und dem Tod ihres Vaters schmerzhaft schablonenhaft. Die emotionalen Triebfedern werden flüchtig behandelt, und das Drehbuch verlässt sich zu lange darauf, dass die Zuschauer den genretypischen Kurzschluss zwischen Motivation und Gewaltexzess schlucken. Doch sobald "Ballerina" das John Wick-Gen findet, kommt der Film in einen Rausch aus ideenreichen, messerscharfen Kampfchoreografien und irre dynamischen Actionsequenzen, die das Herzstück der Reihe ehren. Gerade die Szene mit Granaten und improvisierten Waffen zeigt: Hier ist ein Team am Werk, das versteht, dass die besten Wick-Momente gleichermaßen brutal und augenzwinkernd sein müssen. Die Inszenierung schafft es, Wick’s Innovationsdrang aufzunehmen, ohne ein bloßes Plagiat zu werden - "Ballerina" lässt seine Heldin zu vielen Hits einstecken, wie sie austeilt und gestaltet Umgebungen und Waffen stets als Teil der Choreografie.


Die Rückkehr von Keanu Reeves als John Wick ist ebenso klug dosiert: Zwar liegt ein Hauch Fanservice über seinem Auftritt, doch die Szene, in der Eve und Wick gegeneinander antreten, gibt dem Franchise ein Meta-Moment, das sich subtil mit der Zukunft der Filmreihe auseinandersetzt. Die Beziehung zwischen Eve und Wick bleibt ambivalent, geprägt von Respekt und latenter Rivalität, was deren Zusammenstoß einen unerwarteten emotionalen Unterton verleiht. Doch auch ohne Reeves' prominente Präsenz gelingt es Len Wiseman und dem Team nach dem holprigen Auftakt, im Showdown die Big Energy des Wick-Universums zu entfalten. Die Action besticht durch Frische, Tempo und einen Hang zur Übertreibung - so wird mit Flammenwerfer und Eisschuhen als bayonettartigen Waffen die Grenze zum Absurden überschritten, ohne ins Lächerliche abzudriften.

Im direkten Vergleich mit den bisherigen "John Wick"-Filmen bleibt zwar die Story nur zweckmäßig, aber "Ballerina" hält, was das Franchise immer versprach: stilvolle Kampfkunst, ein im besten Sinne bodenloses Level an Einfallsreichtum und eine strahlende Hauptdarstellerin, die ihr physisches Können mit einer überraschenden Verletzlichkeit verbindet. De Armas erweist sich als ernstzunehmende Ikone der Reihe; ihre Performance gibt der Figur Tiefe, obwohl das Drehbuch oft klischeehaft bleibt. Es ist durchaus bemerkenswert, mit welcher Kreativität die Filmemacher immer neue Formen für Schlägereien und Schießereien finden, ob durch Location, Waffen oder Methoden. Die visuellen Werte bleiben solide - wenn auch die Cinematografie nicht ganz an die Leuchtkraft von Dan Laustsen heranreicht. Der Plot und die Dialoge sind - das bleibt als Kritikpunkt - oft auf reines Funktionieren getrimmt, hier fehlen die mythischen Untertöne und die Poesie der ersten "John Wick"-Filme. Dennoch: Wenn die barocke, fast bühnenhafte Gewalt und die unermüdliche Lust am nächsten Spektakel alles überstrahlen, wird klar, warum dieses Universum so gerne weiterlebt. Der Film funktioniert am besten, wenn man jeden Anflug von Sinnsuche ablegt, das Gehirn ausschaltet und Spaß hat - und selten hat genau das so viel Freude bereitet wie hier. "From The World Of John Wick: Ballerina" ist somit ein unterhaltsamer Blockbuster, ein Spektakel, das so hemmungslos auf Spaß setzt, dass es den Vergleich mit seinen großen Vorgängern auf keinen Fall scheuen muss.

7,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/ArtworkLionsgate/Thunder Road Pictures/87Eleven Entertainment/Summit Entertainment

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