Freitag, 22. August 2025

Bring Her Back (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt32246771/

Das Leben von Andy (Billy Barratt) und seiner Halbschwester Piper (Sora Wong) ist nicht unbedingt von Beständigkeit geprägt. Denn nachdem ihr Vater stirbt, stehen die beiden alleine da. Für Sicherheit soll erst mal eine Pflegemutter sorgen. Also werden die beiden bei Laura (Sally Hawkins) untergebracht. Dort, in ihrem Landhaus, sollen sie wieder zur Ruhe kommen. Ollie (Jonah Wren Phillips) lebt schon länger bei Laura und beäugt die beiden Neuankömmlinge aus kühler Distanz - also im wahrsten Wortsinne, denn Ollie sagt kein Wort und starrt Andy und Piper nur an. Und schnell wird klar, dass auch Laura ihr Päckchen zu tragen hat, da ihre eigene Tochter vor einem Jahr gestorben ist. Was die Kinder natürlich erst mal noch nicht wissen: Laura will ein finsteres Ritual vollziehen, um ihre Tochter aus dem Reich der Toten wieder zurück in die Welt der Lebenden zu holen - und dafür scheint ihr jedes Mittel recht...

Unter der Regie der philippinisch-australischen Brüder Danny und Michael Philippou, die mit ihrem gefeierten Debüt "Talk To Me" bereits eindrucksvoll bewiesen haben, wie zeitgenössischer Horror mit tiefgründiger Emotionalität funktionieren kann, kommt nun mit "Bring Her Back" ein Film, der diesen Horror aufgreift und noch viel mehr als reine Schockmomente bietet. Hier wird Horror zur düsteren Familienfabel, die sich des Übernatürlichen bedient, um eine Geschichte von Verlust, Schuld und der verzweifelten Sehnsucht nach Rückkehr zu erzählen. Anders als üblich im Genre ist der Schrecken nicht nur ein äußeres Phänomen, sondern tief in den Seelen der Charaktere verwurzelt.

In der Hauptrolle glänzt Sally Hawkins als Stiefmutter Laura, deren Performance die emotionale Grundlage des Films trägt. Mit viel Feingefühl und Hingabe zeigt sie eine Frau, die zwischen Trauer und verzweifelter Hoffnung pendelt, ohne dabei je klischeehaft zu wirken. Unterstützt wird sie von Billy Barratt, der als Pflegesohn Andy ebenfalls eine beeindruckende Tiefe und Verletzlichkeit zeigt, die die dramatischen Konflikte innerhalb der Familie glaubwürdig und greifbar macht. Sora Wong als Piper bringt die Verletzlichkeit ihrer Figur hervorragend rüber und Jonah Wren Phillips als Oliver ergänzen das Ensemble durch vielschichtige und nuancierte Darstellungen, die den Eindruck eines echten Familiendramas verstärken.


Was "Bring Her Back" besonders auszeichnet, ist der Umgang mit dem Horror: Er entsteht weniger durch plakative Schockeffekte oder überbordende Spezialeffekte, sondern vor allem durch eine dichte, beklemmende Atmosphäre und die psychologische Komplexität der Figuren. Das Thema der Rückholung aus dem Jenseits wird zum Katalysator für existentielle Fragen und die Entfaltung innerer Abgründe. Die Philippou-Brüder inszenieren das Übernatürliche als emotionalen Sturm, der die Grenze zwischen Leben und Tod auflöst und die Zerbrechlichkeit menschlicher Hoffnungen offenlegt.


Die Kameraführung unterstreicht diese Intention mit präzisen, oft klaustrophobisch engen Einstellungen, die das Gefühl des Eingeschlossenseins in einer Spirale aus Angst und Sehnsucht verstärken. Der Schnitt ist konzentriert und lässt nie unnötig Raum für Belanglosigkeiten. Das Sounddesign legt den Fokus auf subtile Geräusche, flüsternde Stimmen und unterschwellige Klangwelten, die den Zuschauer konsequent in eine Spannung halten, die sich nicht in plötzlichen Schrecken erschöpft, sondern stetig wächst.


Nach ihrem Debüt "Talk To Me" erweisen sich die Philippou-Brüder mit "Bring Her Back" als Filmemacher, die den Horror weiterdenken - weg von reinen Horrorspektakeln hin zu persönlichen, emotional aufgeladenen Geschichten. Sie bauen auf dem Erfolg ihres Erstlings auf und zeigen eine zunehmende Reife im Umgang mit Stoff und Inszenierung, die Künstler wie sie dringend brauchen, um Genregrenzen zu erweitern. 

Unterm Strich ist "Bring Her Back" ein Horrorfilm, der nicht nur sauspannend und furchteinflößend ist, sondern auch berührt. Einer, der das klassische Thema des Verlusts neu interpretiert und dabei verstörend nahe an die menschliche Seele rückt. Ein Werk, das die Philippou-Brüder als wichtige Stimmen des modernen Horrorkinos bestätigt und auf das man in den kommenden Jahren sicherlich noch mehr zählen darf.

8,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Sony Pictures
Poster/ArtworkCauseway Films/Salmira Productions/The South Australian Film Corporation/SAFC Studios/RackaRacka Studios

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