https://www.imdb.com/de/title/tt30972054/Dass es Apachen-Häuptling Abahachi (Michael "Bully" Herbig) und seinem weißen Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) langweilig wird, kann man nun wirklich nicht behaupten. Vor allem die neue Bande in der Gegend sorgt immer wieder für Aufregung - und schnell sind auch die beiden ungleichen Brüder mitten drin im Geschehen. Denn die Bande hat es auf das legendäre "Kanu des Manitu" abgesehen und stellt den beiden deshalb eine Falle. In der Folge finden sich die beiden Blutsbrüder also am Galgen wieder. Aus der Patsche hilft ihnen schließlich ein alter Freund: Dimitri (Rick Kavanian). Der verschrobene Grieche und seine Kollegin Mary (Jasmin Schwiers) können Abahachi und Ranger in letzter Sekunde vor dem Schlimmsten bewahren. Doch das war natürlich erst mal nur die halbe Miete, denn die Bande treibt selbstverständlich immer noch ihr Unwesen und das Abenteuer der vier ungleichen Freunde beginnt gerade erst so richtig...
Nach einem knappen Vierteljahrhundert bekommt der Wilde Westen mal wieder eine deutsche Comedy-Dusche, denn der der liebenswert-chaotische Apachenhäuptling Abahachi und sein Blutsbruder Ranger sind mit ihrem herrlich bayrischem Dialekt zurück auf der großen Leinwand. Und die durchaus gelungene Fortsetzung zum 2001er Kinohit "Der Schuh des Manitu" ist eine, die den Charme des Originals auch in jedem Moment einfängt, dem ganzen aber nur wenig Neues hinzufügen kann.
Michael Bully Herbig spielt selbstverständlich wieder seine Doppelrolle als Abahachi und Winnetouch und bringt seine unverkennbare Gestik und das warmherzige, naive Charisma mit, das schon "
Der Schuh des Manitu" so populär gemacht hat. Sein Winnetouch sorgt erneut für die fantastischsten Momente, ohne je ins Peinliche abzurutschen. Christian Tramitz übernimmt den stoischen Cowboy-Freund Ranger, dessen lakonischer Humor diesmal noch etwas pointierter daherkommt und mit trockenem Timing die Lacher einheimst. Dass beide gealtert sind ist klar, doch die Gags der beiden sind im direkten Vergleich zu "
Der Schuh des Manitu" mehr Schmunzler als Schenkelklopfer - bis auf einige wenige Ausnahmen. Dafür brilliert Rick Kavanian in seiner Doppelrolle als Dimitri und Deputy (angelehnt an seinen Part der Kasirske-Brothers aus der Bullyparade) und schlägt die Brücke zwischen Western und Balkan. Er verpasst dem Abenteuer die benötigte Frische - seine Mimik und sein Spiel passen mustergültig zur schrillen Figurenvielfalt bei Bullyparade und er hat auch die meiste Screentime.

Neu dabei ist Jasmin Schwiers als Mary, Dimitris neue Angestellte, die dem Ensemble frisches Leben und weibliche Schlagfertigkeit verleiht. Jessica Schwarz übernimmt die Rolle der resoluten Antagonistin "Der Boss" und sorgt damit für spannende Gegenspieler-Power. Friedrich Mücke als Sheriff Kane fügt humorvoll eine autoritäre Komponente hinzu, während Daniel Zillmann als Little Rock und Tutty Tran als Bullett mit ihren Nebenrollen zusätzliche comic relief liefern. Pit Bukowski, Akeem van Flodrop und Merlin Sandmeyer unterstützen das Ensemble mit charakterstarken Figuren, die keine Randnotizen bleiben, sondern dem Film Farbe und Vielfalt geben. Die Nebenrollen sind damit keine bloßen Lückenfüller, sondern richtige Hingucker, die den Humor und die Westernparodie des Films lebendig halten und mit vielen liebevollen Details bereichern. Vor allem Sandmeyer als liebenswerter Komparse Wolfgang bleibt im Gedächtnis. Und ja, auch Sky du Mont ist mit von der Partie, erneut in seiner alten Rolle als Santa Maria und die Auflösung, wie er den
ersten Teil überleben konnte, ist wohl der beste Gag im ganzen Film. Er bringt trotz seines Alters die Coolness und das Charisma mit, dass seine Figur innehat und es ist schön, ihn ein letztes Mal auf der Leinwand zu sehen.
Was den Vergleich zum
ersten Teil angeht: "Das Kanu des Manitu" baut geschickt auf dem Charme und dem Wortwitz des
Originals auf, indem es altbekannte Running Gags weiterspinnt und die eigene Parodiedichte noch ein Stück anzieht. Es gibt deutliche Anspielungen auf "
Indiana Jones und er letzte Kreuzzug", "
Zurück in die Zukunft, Teil III" und natürlich auf "
Winnetou" selbst - letztere ist nostalgisch schön und treibt einem ein Lächeln ins Gesicht. Doch der Film wirkt insgesamt etwas unstrukturiert und zu wenig stringent. Hier eine Szene, da eine Szene und plötzlich sind alle auf der Suche nach dem der Legende nach unsterblich machenden Kanu, von dem bis dato nicht einmal die Rede war - das war im
ersten Teil besser gelöst. Damit besitzt "Das Kanu des Manitu" viel weniger erzählerische Tiefe und überrascht kaum mit wirklich frischen Einfällen. Doch davon ab wirkt wirkt hier nichts erzwungen, alles atmet den Spirit von Freunden, die sich zum Lachen treffen. Die Gags sind auf gewohnt hohem Niveau, mal raffiniert, mal albern, mal Slapstickhaft, aber immer mit Herz, und die Chemie zwischen den Darstellern steckt an. Die Dialoge sind ein kleines Feuerwerk aus Doppeldeutigkeiten, frechen Sprüchen und innigen Anspielungen auf Western- und Popkultur. Man hat nie das Gefühl, dass sich die Pointen abnutzen - vielmehr beweist Bully erneut, dass man auch in der zweiten Runde frischen Wind in alte Witze bringen kann. Und die Filmcrew hat die Westernkulisse sogar noch detailreicher und bunter gestaltet, sodass alte wie neue Fans gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.


Alles in allem ist "Das Kanu des Manitu" das, was eine gelungene Fortsetzung ausmacht: eine liebevolle, amüsante und mitreißende Hommage an den deutschen Humor, die ihre Figuren nicht verrät, sondern sie mit noch mehr Leben und Gags versorgt - locker, flockig, und nie peinlich. Für Fans von Bully-Humor und Westernwitzen ist "Das Kanu des Manitu" damit sowieso ein absolutes Muss, für alle anderen ist es ein Film der Spaß macht, durchweg schmunzeln lässt, manchmal zum Lachen bringt und mit sympathischen Figuren begeistert. Und auch wenn "Das Kanu des Manitu" seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen kann, so muss man unterm Strich sagen: Wenn deutsche Komödie, dann bitte so!
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Constantin Film
Poster/Artwork: HerbiX Film/Constantin Film
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