Die Regie arbeitet unaufdringlich, mit ruhigen Bildern und einer zurückhaltenden Erzählweise, die unter der Oberfläche eine beständige Spannung evoziert. Vieles bleibt unausgesprochen - die Kamera verharrt oft in langen Einstellungen, gibt den Figuren Raum für stille Verzweiflung und zaghaften Hoffnungsschimmer. Gerade darin liegt ein großer Wert von "Estela": Der Film verweigert den einfachen Schrecken und setzt stattdessen auf atmosphärische Verdichtung. Die Bedrohung ist weniger konkret als psychologisch spürbar; sie wirkt wie ein Schatten, der die Intimität des Paares und ihre Träume nach einem Neuanfang behutsam infiziert. Die Hauptdarsteller liefern solide und nuancierte Performances, ohne ins Melodramatische abzurutschen. Man glaubt beiden ihr tastendes Glück, ihre wachsende Unruhe und die stille Angst, dass die Idylle trügt. Besonders Susanas Entwicklung wird von der Regie mit empathischer Distanz erzählt: Ihre Hoffnungen, Träume und inneren Zweifel verschmelzen allmählich mit der Beunruhigung, die das unheimliche Kind im Haus auslöst.
Der Film ist präzise gearbeitet, psychologisch plausibel, mit Blick für Zwischentöne. Doch fehlt ihm stellenweise jene erzählerische Kraft, die das metaphysische Drama wirklich abheben ließe. Das Drehbuch bleibt zu sehr an der Oberfläche des Ungesagten; die Schlüsselmomente wirken fast zu zurückhaltend. "Estela" ist ein Film für jene, die die leisen Schrecken und die langsame Verunsicherung eines Paares schätzen, das an seinen Wünschen, Ängsten und der Unmöglichkeit des Neuanfangs im Schatten der eigenen Geschichte ringen. Ein gutes, aber verhaltenes Werk - atmosphärisch dicht, sorgfältig gespielt, dabei so zurückhaltend, dass manche Fragen offen und die emotionale Resonanz dezent im Hintergrund bleibt.
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