https://www.imdb.com/title/tt0069995/
Die Geschwister Johnny (Nicholas Salter) und Christine (Sharon Williams)
spielen auf einer Wiese, die nahe des Anwesens ihrer Eltern Laura
(Julie Christie) und John Baxter (Donald Sutherland) liegt. Doch dieser
glückliche Zustand hält nicht lange. John verlässt aufgrund einer
Vorahnung plötzlich das Haus und rennt in panischer Angst zu einem
kleinen See. Es geht um das Leben seiner Tochter, die er nicht mehr
retten kann. Christine liegt im See, ertrunken. Schreiend, schluchzend,
verzweifelt holt John das tote Mädchen aus dem See. Fortan muss die
Familie lernen, mit ihrer Trauer umzugehen. Laura und John verschlägt es
nach Venedig, wo sie die Schwestern Wendy (Clelia Matania) und Heather
(Hilary Mason) treffen. Letztere behauptet, mit der toten Christine
Kontakt aufnehmen zu können...
Der Klassiker "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist mehr ein ruhiger, aber durchaus ansprechender Mystery-Thriller, als ein Horrorfilm. Zumindest aus heutiger Sicher heraus. Dennoch kann das Werk punkten. Es ist vor allem diese Andersartigkeit zu den anderen
Genre-Vertretern (damals gab es den Begriff "Mystery" zwar noch nicht,
trotzdem passt dieser Film aber durchaus gut da hinein), der ruhige, je
beinahe vorsichtige Handlungsaufbau, die vermeintlichen Banalitäten und
das Fehlen von Blut und sonstigen Effekten, die den Streifen zu etwas
Besonderem machen. Die Optik ist sicherlich nicht jedermanns Sache, die etwas
angegrindelte Siebziger-Jahre-Optik passte jedoch gut zur venezianischen
Kulisse, die den Glanz vergangener und die Tristesse heutiger Tage gut
in den Befindlichkeiten des Ehepaares spiegelte. Auch dieses verlor das
Familienglück mit dem tragischen Unfalltod der jüngsten Tochter und
trauert wie die Stadt besseren Zeiten hinterher. Der Versuch einer
Verbesserung gelingt da wie dort nur kurzfristig, das tragische Ende ist
für das Ehepaar im Film zu sehen, für Venedig zumindest vorhersehbar.
Inszeniert wurde bedächtig und irgendwie auch
unspektakulär, trotzdem hält der Streifen auch nach mehreren
Sichtungen immer noch ganz gut bei Laune. Wer auf zähnefletschende
Monster, Zombie-Action oder satanische Rituale wartet, der wartet
vergebens. Dagegen stand eine sehr gute Atmosphäre und inmitten dem
abblätternden Glanz Venedigs schleppten Donald Sutherland und Julie
Christie ihre Filmehe durch die wohl bereits im Erscheinungsjahr eher
fadenscheinigen Schauwerte. So auch die Sexszene: Selten sah man eine
so unerotische und zugleich liebevollere Darstellung; und auch der Zwerg in
dem roten Plastik-Regenmantel: selten zog eine kleine und auf den
ersten Blick unscheinbare Gestalt mehr Aufmerksamkeit auf sich. Dieser "Gruselzwerg" ist überhaupt ein kinematografisches Unikum,
von der Darstellerin hat man weder vor, noch nach diesem Film je etwas
gehört. Dabei kam sie hier wirklich gut an, verbreitete Spannung ohne
auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Das geht sogar so weit, dass um
diese Figur und ihre Darstellerin eine wahre Legendenbildung erfolgte,
die ihren Weg sogar in die ernsthafte Presse fand.
"Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist unterm Strich ein recht guter und atmosphärisch dichter Film. Trotzdem
sicherlich nicht jedermanns Sache, eine Empfehlung kann man daher nur mit Vorbehalt aussprechen - auch ich muss dafür in der richtigen Stimmung sein.
Dann jedoch entfaltet der Streifen seinen ganz speziellen Verve, der auch nach mehrfacher Sichtung noch Wirkung zeigt. Toll.
7,5/10
Von ARTHAUS/STUDIOCANAL erschien der Film in 4K im limitierten Steelbook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Studiocanal / ARTHAUS
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