Anna (Ella Hunt) kann es gar nicht erwarten, dass sie endlich mit der Schule fertig ist, denn sie will unbedingt aus ihrer kleinen Heimatstadt Little Haven weg. Sie möchte die Welt sehen und etwas erleben, gerade auch weil ihr Vater andere Plänen für seine Tochter hat. Ihr bester Freund John (Malcolm Cumming) hat indes andere Probleme, denn er ist in Anna verliebt und weiß nicht, wie er ihr das sagen soll. Doch all das rückt auf einmal in den Hintergrund, als ihr Leben durch eine Zombie-Invasion auf den Kopf gestellt wird. Anna und ihre Freunde versuchen, sich auf kämpfende – und singende – Weise zu ihrer Schule durchzuschlagen, wo sie angeblich in Sicherheit sein sollen. Allerdings wissen sie nicht, ob ihre Familie und Freunde noch am Leben sind, wenn sie dort ankommen. Ganz abgesehen davon kann Anna sich nicht entscheiden, was in ihrer Situation das größte Übel ist: die Schule, Zombies, oder doch Weihnachtskonzerte?
Musicals und ich werden nur in sehr seltenen Fällen Freunde und "Anna und die Apokalypse" ist so ein Fall. Ein Film, der schon mit ""Shaun Of The Dead" trifft auf "La La Land"" beworben wird, ist ja im Grunde schon prädestiniert dafür, sich umgehend ins Herz zu spielen - einfach weil das so herrlich absurd ist. Und tatsächlich ist dieser Anheizer hier nicht nur eine hohle Phrase oder Verkaufsmasche, sondern trifft tatsächlich den Kern des Ganzen, denn "Anna und die Apokalypse" funktioniert tatsächlich gleichermaßen als (zurückhaltendes) Musical wie auch Zombie-Horror-Komödie, so dass Fans beider Genres sich regelrecht im Himmel wähnen werden. Zwar merkt man deutlich, dass der von John McPhail inszenierte Film gleichermaßen auch als Coming-of-Age-Musical ohne Zombies oder alternativ Horror-Komödie mit gehörigem Splatter-Anteil funktioniert hätte, doch macht eben gerade erst die Verquickung beider Ansätze den besonderen Reiz dieses eigenwillig-einzigartigen Weihnachtsfilms aus, den man sich auch wunderbar unterjährig ansehen kann.
Dabei verlässt sich "Anna und die Apokalypse" aber auch nicht über Gebühr auf Konzept und Prämisse, um damit über dramaturgische Schwächen hinwegzutäuschen, sondern flicht tatsächlich aus all den Versatzstücken ein großes Gesamtkunstwerk. Das kommt prompt fetzig und mitreißend daher und versteht bereits mit den ersten beiden Songs "Break Away" sowie "Hollywood Ending" prompt für sich einzunehmen, transportiert darüber hinaus aber auch Gedanken oder Gefühle seiner Protagonisten, die eben allesamt dem Gefühl nach zwar aus jedem x-beliebigen Indie-Drama entsprungen sein könnten, aber auch jeweils ihre Ecken und Kanten haben, authentisch, frisch und unverbraucht wirken, was sicherlich auch mit dem weitestgehend unbekannten Cast zusammenhängen mag. So macht McPhail das Beste, was man mit Musical-Nummern anstellen kann, und trägt und erweitert mit den Songs die Geschichte, statt sie als bloßes Showcase oder Gimmick zu behandeln, schafft mit ihnen ein tieferes Verständnis für die Figuren und die Handlung und liefert vor allem eine Punktlandung nach der nächsten ab, die sich thematisch ganz dem vorherrschenden Ton des Geschehens anpasst, ob es sich nun um das alberne "The Fish Wrap", die anrührende Power-Ballade "Human Voice" oder das heroisch, sich aufbäumende "Give Them A Show" handelt.
Fernab der Musical-Sparte weiß "Anna und die Apokalypse" auch dem Zombie-Part gerecht zu werden und ist einerseits ansprechend explizit inszeniert – wenn es auch nicht über Gebühr derb wird – und weiß zudem mit ein paar herrlich schrägen Einfällen zu punkten, wie man die Zombies bestmöglich zur Strecke bringt oder ablenkt. Die Tötungen selbst werden zwar auch oft genug dem Anspruch gerecht, dass es sich eben auch um eine Komödie handelt, doch findet sich hier auch einiges an Dialogwitz, der einen manches Mal lauthals lachen lässt. Dann aber geht McPhail auch schon wieder ungewohnte Wege, denn was er nicht macht, ist seine Figuren einem müden Gag zu opfern. So kann man sich freilich darauf einstellen, dass nur ein Bruchteil der Gruppe an Überlebenden auch am Ende noch aufrecht und unversehrt stehen wird, doch statt das Ableben der weniger Glücklichen zum Teil eines Gag-Feuerwerks zu machen, werden die Tode überraschend tragisch und berührend behandelt, wodurch die Protagonisten des Films deutlich nahbarer und glaubhafter wirken, während es einzig das Setting ist, dass vor Absurdität strotzen darf.
Damit gelingt hier, woran viele Filme sich verzweifelt die Zähne ausbeißen, denn einerseits hat man es bei "Anna und die Apokalypse" auf den ersten Blick mit Trash der allerfeinsten Sorte zu tun, andererseits fiebert man aber auch gehörig mit den Figuren mit und muss sich mühen, nicht an der einen oder anderen Stelle ein Tränchen zu verdrücken, während die versammelte Schar Überlebender einem zusehends ans Herz wächst. John McPhail liefert mit seinem Film die wohl denkbar schönste Verquickung aus zwei nur auf dem Papier unvereinbar scheinenden Genres und inszeniert ein bestens aufgelegtes, anrührendes wie mitreißendes Mashup aus Highschool-Musical, Coming-of-Age-Drama und Zombie-Comedy mit einem Hauch Horror, einer gefälligen Portion Splatter und vor allem zahllosen Ohrwürmern.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
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