https://www.imdb.com/title/tt1758810/
Polizist Harry Hole (Michael Fassbender) ermittelt in Oslo im Fall des
Verschwindens einer jungen Frau während der ersten Schneefälle. Bald
schon werden weitere Frauen als vermisst gemeldet und die ersten Leichen
entdeckt. Die Indizien weisen auf einen Serientäter, der zuschlägt,
wenn es schneit und als Markenzeichen einen Schneemann am Tatort
hinterlässt. Mit Hilfe seiner neuen Kollegin Katrine Bratt (Rebecca
Ferguson) muss Harry den Fall lösen, bevor der Killer beim nächsten
Schneefall wieder zuschlägt. Sie entdecken Parallelen zu alten Fällen in
Bergen, in denen Holes Kollege Gert Rafto (Val Kilmer) vor neun Jahren
ermittelt hat...
"Schneemann" ist von der Art und Aufmachung her ein typischer
Skandinavien-Krimi, auch wenn es sich hier um eine britische Produktion
handelt und diese mit einigen Hollywoodstars aufgehübscht worden ist. Ein 500 Seiten starkes Buch zu verfilmen, das ist sicher keine leichte
Übung. Um es richtig zu machen und alle Details zu berücksichtigen,
hätte der Film 3 Stunden dauern müssen. Man hat 120 Minuten daraus
gemacht - nun würde der Leser vermuten, dass die Spannung entsprechend
konzentriert auftritt. Doch dem ist mitnichten so. Im Gegenteil hat man
es sogar geschafft, mindestens 60 Minuten Langeweile zu
produzieren...erst in der zweiten Hälfte von "Schneemann" nimmt die
Story an Fahrt auf, womit auch gleichzeitig endlich Spannung aufkommen
will. Woran liegts? Denn atmosphärisch wurde der Film gut gedreht, auch der Soundtrack passt.
Es gibt an diesem Film auch viel zu kritisieren. Angefangen bei den
stereotypischen Figuren. Der Polizist ist natürlich ein depressiver
Alkoholiker, wie es für das Genre üblich ist, muss er das auch sein. Was
im realen Leben der kaputte Loser-Onkel ist der auf jeder anständigen
Familienfeier gemieden wird, wirkt in Filmen oft interessant. Mit
Michael Fassbender spielt aber einer die Hauptrolle der das
ausgelutscheste Klischee noch glaubwürdig verkörpern kann.
Generell ist
"Schneemann" gut besetzt, bis hin zu dem immer seltener gesehenen Val
Kilmer. Der zwar gut spielt, aber mittlerweile wie sein eigenes
missglücktes Kunstwerk wirkt.
Einige Nebenstränge wie mit dem Politiker Arve wurden überhaupt nicht zu
Ende erzählt und wirkten daher überflüssig, auch kam die erste Hälfte
ziemlich langsam in Gang. Der Täter ist auch kein lange gehütetes Geheimnis, sondern wird sogar recht früh erkannt. Da gab es auch keine Überraschung. Das kann man
aber weniger dem Film zur Last legen. Jeder der schon mehr als ein Krimi
gesehen hat, kann darauf kommen. Damit ist er nicht vorhersehbarer als
etwa 90 Prozent des Genres.
Es gibt also viel zu kritisieren, dennoch kann man dem Film wohlwollend gut bewerten und das aus einem einfachen Grund. Oberflächlichkeit. All die inszenatorischen Tricks die gerne mal angewandt
werden um eine durchschnittliche Story aufzuwerten, funktionieren. Die schönen Naturaufnahmen, die düstere Atmosphäre, die
Brutalität und die morbide Inszenierung sprechen (m)ein primitives
Filmherz einfach an. Hinzu kommt ein stringentes Storytelling. Somit ist der Film beileibe kein Totalausfall, aber er blieb deutlich unter seinem Potential. Und am Ende
ist "Schneemann" trotzdem unterhaltsam.
7/10
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