Freitag, 9. August 2019

The Snowman - Schneemann (2017)

https://www.imdb.com/title/tt1758810/

Polizist Harry Hole (Michael Fassbender) ermittelt in Oslo im Fall des Verschwindens einer jungen Frau während der ersten Schneefälle. Bald schon werden weitere Frauen als vermisst gemeldet und die ersten Leichen entdeckt. Die Indizien weisen auf einen Serientäter, der zuschlägt, wenn es schneit und als Markenzeichen einen Schneemann am Tatort hinterlässt. Mit Hilfe seiner neuen Kollegin Katrine Bratt (Rebecca Ferguson) muss Harry den Fall lösen, bevor der Killer beim nächsten Schneefall wieder zuschlägt. Sie entdecken Parallelen zu alten Fällen in Bergen, in denen Holes Kollege Gert Rafto (Val Kilmer) vor neun Jahren ermittelt hat...

"Schneemann" ist von der Art und Aufmachung her ein typischer Skandinavien-Krimi, auch wenn es sich hier um eine britische Produktion handelt und diese mit einigen Hollywoodstars aufgehübscht worden ist. Ein 500 Seiten starkes Buch zu verfilmen, das ist sicher keine leichte Übung. Um es richtig zu machen und alle Details zu berücksichtigen, hätte der Film 3 Stunden dauern müssen. Man hat 120 Minuten daraus gemacht - nun würde der Leser vermuten, dass die Spannung entsprechend konzentriert auftritt. Doch dem ist mitnichten so. Im Gegenteil hat man es sogar geschafft, mindestens 60 Minuten Langeweile zu produzieren...erst in der zweiten Hälfte von "Schneemann" nimmt die Story an Fahrt auf, womit auch gleichzeitig endlich Spannung aufkommen will. Woran liegts? Denn atmosphärisch wurde der Film gut gedreht, auch der Soundtrack passt.

Es gibt an diesem Film auch viel zu kritisieren. Angefangen bei den stereotypischen Figuren. Der Polizist ist natürlich ein depressiver Alkoholiker, wie es für das Genre üblich ist, muss er das auch sein. Was im realen Leben der kaputte Loser-Onkel ist der auf jeder anständigen Familienfeier gemieden wird, wirkt in Filmen oft interessant. Mit Michael Fassbender spielt aber einer die Hauptrolle der das ausgelutscheste Klischee noch glaubwürdig verkörpern kann.

Generell ist "Schneemann" gut besetzt, bis hin zu dem immer seltener gesehenen Val Kilmer. Der zwar gut spielt, aber mittlerweile wie sein eigenes missglücktes Kunstwerk wirkt. Einige Nebenstränge wie mit dem Politiker Arve wurden überhaupt nicht zu Ende erzählt und wirkten daher überflüssig, auch kam die erste Hälfte ziemlich langsam in Gang. Der Täter ist auch kein lange gehütetes Geheimnis, sondern wird sogar recht früh erkannt. Da gab es auch keine Überraschung. Das kann man aber weniger dem Film zur Last legen. Jeder der schon mehr als ein Krimi gesehen hat, kann darauf kommen. Damit ist er nicht vorhersehbarer als etwa 90 Prozent des Genres.

Es gibt also viel zu kritisieren, dennoch kann man dem Film wohlwollend gut bewerten und das aus einem einfachen Grund. Oberflächlichkeit. All die inszenatorischen Tricks die gerne mal angewandt werden um eine durchschnittliche Story aufzuwerten, funktionieren. Die schönen Naturaufnahmen, die düstere Atmosphäre, die Brutalität und die morbide Inszenierung sprechen (m)ein primitives Filmherz einfach an. Hinzu kommt ein stringentes Storytelling. Somit ist der Film beileibe kein Totalausfall, aber er blieb deutlich unter seinem Potential. Und am Ende ist "Schneemann" trotzdem unterhaltsam.

7/10

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