Samstag, 18. August 2018

Enemy At The Gates - Duell: Enemy At The Gates (2001)

https://www.imdb.com/title/tt0215750/

Russland 1942: Der einfache Schafhirte Vasily Zaytsev (Jude Law) wird als Soldat rekrutiert. Nach dem Erschießen zahlreicher deutscher Soldaten in Stalingrad erhebt der Politkommissar Danilow (Joseph Fiennes) ihn zum Scharfschützen und stilisiert ihn durch Propagandamittel zum Kriegshelden. Die beiden werden Freunde, jedoch wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt, als sie die Soldatin Tania Chernova (Rachel Weisz) kennenlernen und beide Gefühle für sie entwickeln. Da immer mehr deutsche Soldaten in Stalingrad fallen, wird der Major König (Ed Harris) an die Front geschickt. König sollen den Feid ein für alle Mal besiegen und die Schlacht gewinnen. Es kommt zu erbitterten Zweikämpfen zwischen den beiden auserkorenen Kriegsführern, während um sie herum die Schlacht weiter tobt...

Ein Film der Sonderklasse. Die Story des einfachen Menschen Vasili Zaitsev, der erst das Leben eines anderen Soldaten rettet, und dann von genau demselben zum Volkshelden avanciert. Die Geschichte spielt in Stalingrad, im 2. Weltkrieg, aber wer meint, großartiger Pathos oder Patriotismus schlagen hier - wie so oft in "Zweiter-Weltkriegs-Szenarien" - durch, der irrt gewaltig.

"Enemy At The Gates" ist ein überaus gelungener, aufwendiger Abenteurkriegsfilm, der angenehmerweise auf diesen schmierigen Patriotismus, den die Amerikaner gern und oft in ihren Produktionen unterbringen, verzichtet. Es ist der bis dato teuerste Film, den man in Europa je produziert hat – und man hat sich deutlich Mühe gegeben, eine Art "Euro-Version" vom Megahit "Der Soldat James Ryan" abzuliefern. Im Vordergrund dieses Kriegsfilm/Scharfschützen-Thrillers stehen die Geschichte, Charakterporträts und Action. Das Resultat schafft es sogar weitestgehend zu überzeugen, vor allem die Eröffnungssequenz – die Schlacht um Stalingrad ist unsagbar grausam und brutal inszeniert, insbesondere das sinnlose Abschlachten der hilflosen Soldaten, die vor der Wahl stehen, ins deutsche Feuer zu laufen oder sich von den eigenen Leuten töten zu lassen. Hier erreicht der Film eine ähnliche schreckliche Dimension wie das Tom-Hanks-Vorbild, in Grausamkeit und Inszenierung. Die Bilder sind wirklich gigantisch, allerdings geht von diesen Bilder auch eine gefährliche Abenteuerfaszination aus. Fast schon apokalyptisch wirken die Bilder und die Kämpfe in der Ruinenstadt Stalingrad.

Besonders die Kameraarbeit muss daher gelobt werden. Hier wurde ein gesundes Maß an Ästhetik und Schmutz gefunden, was tatsächlich sehr ansprechend für eine europäische Großproduktion ist. Beim weiteren Film muss man ein wenig die Kruste um das eigentliche abschaben: im Kern ist "Enemy At The Gates" ein Duell bei dem ein Guter gegen einen Bösen kämpft, genau genommen der Psycho-Krieg zweier sich belauernder Scharfschützen. Der Kampf der beiden nimmt so viel in Anspruch, dass das Kriegsumfeld um sie herum zur Nebensache bzw. einer Art Kulisse verkommt - was in diesem Sinne gar nicht schlecht ist, da es den Fokus nicht im allumfassenden Kriegsgeschehen hält, sondern sich auf das Schicksal dieser beiden Männer konzentriert.

Jude Law passt ordentlich in die Rolle des Russen, da er als geliebter Volksheld sehr gut funktioniert und er mit Engagement bei der Sache ist. Auch die weiteren Rollen sind klasse besetzt. Ron Pearlman gibt eine gewohnt einprägsame Performance als Koulikov ab, Joseph Fiennes als Danilov, ein russischer Offizier und Freund von Vassily spielt passend, ebenso souverän und cool spielt auch Ed Harris den Major König in einer seiner besten Rollen. Die Psychologie zwischen den Kontrahenten ist stimmig, wenn auch etwas unglaubwürdig. Denn es ist manchmal nicht wirklich schlüssig, wie Vasili auf die Fallen Königs reagiert. Dennoch sammelt der Streifen massig Pluspunkte in puncto Kulissen und Musik. Vor allem bei den Sniper-Verfolgungen wird jede Menge Spannung kreiert. Alles in allem ein hervorragend inszenierter, hochspannender Kriegsfilm mit guten Kulissen und guten Darstellern, der seinen amerikanischen Vorbildern in nichts nachsteht.

9/10

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