http://www.imdb.com/title/tt2818178/
Marie (Sonia Suhl) ist eine schüchterne Teenagerin. Sie lebt mit ihren
Eltern in einem kleinen Fischerdorf auf einer Insel vor der abgelegenen
Nordküste Dänemarks. Der einzige Mensch, dem sie vertraut, ist Daniel
(Jakob Oftebro), er fühlt sich zu ihrer verborgenen stürmischen Natur
hingezogen. Da Maries Mutter Mor (Sonja Richter) schwer krank ist und im
Rollstuhl sitzt, kümmert sich hauptsächlich ihr Vater, Far (Lars
Mikkelsen), um das Wohl der Familie. Um ihn zu entlasten, nimmt die
16-Jährige einen Job in der örtlichen Fischfabrik an. Doch plötzlich
macht sie eine folgenreiche Entdeckung: Merkwürdige Dinge scheinen mit
ihrem Körper zu passieren, Haare wachsen an Stellen, wo vorher keine
waren – und Marie merkt, dass sie nach und nach die Kontrolle über sich
zu verlieren droht. In ihr erwacht eine Macht, die nicht gebändigt
werden kann. Dann ereignen sich mehrere mysteriöse Todesfälle auf der
Insel. Langsam begreift Marie, dass Far ihr etwas über die Krankheit der
Mutter und die Familiengeschichte verschweigt...
Die Bilder des Films sind grau und trist, die Atmosphäre trostlos und
unterkühlt, die hart arbeitenden Bewohner des Fischerdorfes sind
wortkarg, schroff und vorurteilsbeladen. Das Fischerdorf ist hervorragend eingefangen. Extrem unterkühlt und immerzu unheilvoll ist der Ort für Marie ein Monster, vor dem sie
fliehen will. Sonja Suhl spielt die
16-jährige Marie - und das richtig gut. Wortkarg und weitgehend emotionslos
schwingt sie sich zwar nicht zu einem Sympathieträger auf, spielt das
pubertierende Mädchen, welches Lust an anderen Männern, Provokationen
und an sich selbst entwickelt, durchaus gekonnt. Aber allgemein verläuft die erste
Hälfte des Films trotz gewohnt schleppend-skandinavischer Erzählweise
sehr interessant. Vieles wird nur angedeutet. Und darin ist "When Animals Dream" stark.
Eine Vergewaltigung wird nur angedeutet, bewirkt aber eine immense
emotionale Schändung. Auch das Tier in ihr, welches durch starke
Gefühle, Erregung oder Gefahr hervorgerufen wird, kommt immer nur mal
kurz und nie vollständig durch.
Neu aber ist das alles nicht. Es erinnert thematisch gewaltig an den
kanadischen Werwolf-B-Movie Klassiker "Ginger Snaps", welcher aber eher
ironisch konzipiert war. Optisch und inhaltlich orientiert er sich auch
stark an dem ebenfalls aus Skandinavien stammenden und zurecht
gefeierten "So finster die Nacht". "When Animals Dream" deutet an, dass
er zu Großem fähig sein könnte, erreicht die genannten Klassiker aber
letztendlich nicht. Denn eben auch im Andeuten liegt aber auch die große Schwäche des
Films. Er formuliert wenig aus, was ungemein interessant sein kann, schwankt aber unentschlossen zwischen Horror, Kleinstadtkrimi und
Coming-of-Age-Drama hin und her ohne eines der Genre richtig zu
bedienen. Zumal er nach der sehr eigenwilligen ersten Hälfte gegen Ende
immer mehr in einen konventionellen Horror-Thriller übergeht und in
einem Finale mündet, welches man gefühlt schon tausendmal betrachten konnte
und in seiner Aussagekraft fast schon zu eindeutig und in seiner
Umsetzung gar überflüssig ist.
Hartgesottene Horrorfans werden "damit When Animals Dream" womöglich mit einem
Achselzucken quittieren, auch wenn das Finale auf einem Fischtrawler
nicht von schlechten Eltern ist. Wer jedoch dem dramatischen
Moment im Genrefilm etwas abgewinnen kann, sollte dem Film eine Chance
geben. Er hinterlässt dank seiner eigenständigen Bildsprache und
bedächtigen Erzählstruktur als anmutiger und origineller Beitrag zum
europäischen Genrekino einen bleibenden Eindruck. Ein wenig schade, dass die tolle Optik mit
dem bedrückenden Setting, die gute Hauptdarstellerin, wohldosierte gute
Effekte dann letztendlich doch durch eine im Grunde überholte und
unentschlossen erzählte Geschichte ein wenig verschenkt wird.
7,5/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen