Samstag, 29. März 2025

Mufasa: The Lion King - Mufasa: Der König der Löwen (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt13186482/

Wenn es im Königreich eine Konstante gibt, dann ist es der Affe Rafiki (Stimme im englischen Original: John Kani), der seit jeher die Geschichten des Landes sammelt und sicherstellt, dass sie über die kommenden Generationen hinweg weitererzählt und damit erhalten werden. Und so ist es Rafiki, der Simbas (Donald Glover) und Nalas (Beyoncé) noch kleiner Tochter Kiara (Blue Ivy Carter), die Geschichte von Simbas Vater Mufasa (Aaron Pierre) erzählt. Denn dieses Leben nahm alles andere als einen königlichen Anfang. Als einsames verwaistes Löwenjunges scheint die Geschichte Mufasas bereits vorgezeichnet. Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit ihm und ließ in an Taka (Kelvin Harrison Jr.) geraten. Taka war zu dieser Zeit selbst Thronfolger der Löwen, der jedoch mit seiner Rolle und den damit verbundenen Erwartungen haderte und lieber mit ein paar ebenso orientierungslosen Außenseitern, denen sich Mufasa schließlich anschloss, durchs Land reiste. Dieses große, vermeintliche Abenteuer entpuppte sich jedoch schnell als Feuertaufe für die Vagabunden, die sich nicht nur sich selbst, sondern auch einer dunklen Bedrohung stellen musste. Damit dieses Geschichte jedoch nicht zu finster wird, stehen Rafiki zum Glück noch Timon (Billy Eichner) und Pumba (Seth Rogan) zur Seite.

Es ist ein technisches Wunderwerk. Mit denselben fotorealistischen CGI-Techniken wie John Favreaus Live-Action-Remake des Disney-Klassikers "Der König der Löwen" aus dem Jahr 1994 ist diese Entstehungsgeschichte von Mufasa, Simbas Vater und der Figur, deren Tod im Originalfilm der Auslöser ist, ein visuell fesselndes Spektakel. Unter der Regie von Barry Jenkins fühlt sich "Mufasa: Der König der Löwen" wie ein gewaltiger Sprung nach vorn in Bezug auf die Rendering-Kapazität von Computeranimationssoftware an. Er fängt nicht nur das Fell ein, sondern auch das Spiel der Muskeln und Sehnen darunter; nicht nur Wasser und Eis, sondern auch die winzigen Lichtbrechungen durch einen Tropfen oder Kristall. Er behebt sogar den fehlenden Gesichtsausdruck der etwas ausgestopften Tiere im Film von 2019. Blickt man in die klaren, bernsteinfarbenen Augen von Mufasa (Aaron Pierre), kann man fast seine Seele sehen. Oder man könnte es zumindest, wäre da nicht die Tatsache, dass diese Seele ein Aspekt ist, der in dieser schönen, aber zynischen Unternehmensübung auffällig fehlt.

Eine Lektion, die man sich in dieser Ära der geldgierigen Studioproduktionen immer wieder merken sollte, ist: Egal, wie beliebt das Ausgangsmaterial ist und wie viele Hunderte von Millionen man in ein Projekt steckt (das Budget für "Musafa" wurde nicht veröffentlicht, wird aber auf über 200 Millionen Dollar geschätzt), der resultierende Film wird immer nur so gut sein wie sein Drehbuch. Und genau darin liegt das Problem. Das Drehbuch von Jeff Nathanson ist schmalzig, abgeleitet und schmerzhaft ernst. Es recycelt Themen und Stilmittel aus den vorherigen Filmen. Die humorvollen Versuche der wiederkehrenden Charaktere Pumbaa, das Warzenschwein (gespielt von Seth Rogen), und Timon, das Erdmännchen (Billy Eichner), verpuffen einfach so. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die konfliktreiche Beziehung zweier Brüder - eine uralte Geschichte mit Wurzeln, die bis ins Buch Genesis zurückreichen: Kain und Abel, wenn man so will. Diese Dynamik wird dadurch erschwert, dass Mufasa, der als Jungtier durch eine reißende Flut von seinen Eltern getrennt wurde, und Taka, ein Löwenprinz von edler Herkunft, nicht blutsverwandt sind. Nachdem Taka (Theo Somolu als Jungtier; Kelvin Harrison Jr. als junger Erwachsener) Mufasa aus den Fängen von Krokodilen rettet, wird Mufasa von Takas Rudel adoptiert und von Taka als Bruder anerkannt. "Ich wollte schon immer einen Bruder!" - eine von Lin-Manuel Mirandas eingängigeren Kompositionen für den Soundtrack des Films - festigt die Adoptivbeziehung. 

Nicht alle sind ihm gegenüber aufgeschlossen. Takas königlicher Vater, der König seines Reiches und Anführer des Rudels, verbannt Mufasa zu den Löwinnen. Dort lernt Mufasa jagen und Fährtenlesen. Taka genießt derweil das Prestige des inneren Kreises der männlichen Löwen, lernt aber kaum mehr als die Kunst, tagsüber ein Nickerchen zu halten. Als das Rudel von einem rivalisierenden Clan Albino-Großkatzen bedroht wird, der vom rachsüchtigen Kiros (Mads Mikkelsen) angeführt wird und alle anderen Löwen wahllos abschlachten will, erkennt Taka schnell, dass er schlecht gerüstet ist, um sich zu wehren. Auf Befehl seines Vaters flieht Taka vor der Bedrohung durch das siegreiche Rudel, um die Blutlinie zu bewahren - mit Mufasa als seinem treuen Beschützer. Auf ihrer Reise, die sie durch so viele dramatisch unterschiedliche Gebiete führt, dass sie sich wie ein Werbevideo anfühlt, das die Vielseitigkeit der CGI-Technologie demonstriert, treffen sie Sarabi (Tiffany Boone), eine junge Löwin, deren Rudel ebenfalls von Kiros und seiner Bande von Großkatzenkolonisatoren dezimiert wurde. Sarabis Anwesenheit verschärft die brüderliche Rivalität zwischen Mufasa und Taka und verstärkt Takas schwelende Gefühle der Unzulänglichkeit. 

Das Ganze ist zweifellos gekonnt inszeniert. Die Actionsequenzen - insbesondere die frühe Flussrettung des Jungen Mufasa - sind raffiniert gestaltet und effektvoll dynamisch. Vielleicht hätte der Film von ein oder zwei Musiknummern profitieren können, obwohl die Lieder typische Ohrwürmer sind. Und doch ist hier kaum eine eigenständige Regie zu spüren. Letztendlich ist ein mehr oder weniger angemessenes Disney-Prequel eine Verschwendung der Gaben eines Regisseurs, der Poesie im Herzen trägt und andere, wichtigere Geschichten zu erzählen hat.

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Disney
Poster/ArtworkDisney

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