https://www.imdb.com/de/title/tt9218128/Nach dem Tod seines Idols Maximus (Russell Crowe) wurde Lucius (Paul Mescal), der Sohn von Lucilla (Connie Nielsen), außerhalb des Römischen Reichs in Sicherheit gebracht. Dem Einfluss römischer Korruption, Intrigen und Machtgerangel entzogen, wächst Lucius an der nordafrikanischen Küste in Frieden zu einem jungen Mann heran – bis er eines Tages von der Vergangenheit eingeholt wird. Seine neue numidische Heimat wird von römischen Legionen unter der Führung von General Marcus Acacius (Pedro Pascal) überfallen. Traumatisiert von tragischen Verlusten wird Lucius nach Rom verschleppt und an den Gladiatorenstall-Besitzer Macrinus (Denzel Washington) verkauft. Zur Unterhaltung des Volkes und der Co-Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) soll er in der Arena um sein Leben kämpfen. Von unbändiger Wut angetrieben, will Lucius dem Imperium einen Schlag versetzen und vor allem Rache an dem Mann nehmen, den er als seinen ärgsten Feind ansieht: General Acacius, der allerdings mit Lucius Mutter Lucilla verheiratet ist...
Die Zeitung GameStar schrieb, dass die Fortsetzung zu Ridley Scotts Meisterwerk "Gladiator" aus dem Jahr 2000 "so unterhaltsam wie überflüssig" sei - und das trifft es perfekt und lässt im Grunde sämtliche nachfolgende Worte nur wie ein erklärendes Anhängsel aussehen. Dennoch hat der zweite Teil, der - bis auf den Titel - kaum etwas mit dem originalen Film zu tun hat, seine Daseinsberechtigung, wenn man in Richtung schiere Unterhaltung blickt. Scotts brutale, spektakuläre Fortsetzung greift nämlich genau die Art von Blutgier auf, die im alten Rom für Aufregung sorgte, doch er ähnelt dem Original so sehr, dass es ein Remake sein könnte.
"Unterhalte ich euch nicht?", brüllte Russell Crowe im Original über den Leichen von etwa einem halben Dutzend gepanzerter Kämpfer. Dieser Satz hat sich in das kollektive Gedächtnis eines jeden Cineasten eingebrannt. Er fasst auch Ridley Scotts kriegerischen und schlagkräftigen Regieansatz für diese bullige, sachliche Fortsetzung zusammen. Fast ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit der erste Film 2001 fünf Oscars abräumte (darunter für den besten Film und den besten Schauspieler für Russell Crowe), aber bemerkenswert ist, wie wenig sich geändert hat. Um fair zu sein: es gibt ein paar nette Einfälle. In "Gladiator II" erhält Paul Mescal Tunika und Kampfsandalen als versklavter, aber edler Krieger Lucius. Denzel Washington verbeißt sich in eine tolle Rolle als aalglatter, ehrgeiziger Gladiatorenmeister Macrinus und steigert das Spektakel (und, das muss man auch sagen, die Albernheit) mit Haien im Kolosseum, einem angreifenden Nashorn und einer furchterregenden CGI-Höllenkreatur, die halb rasierter Pavian, halb Dämon zu sein scheint. Ja, das Publikum (der Zuschauer) wird durchaus unterhalten, wie könnte es auch anders sein? Aber abgesehen von Haien und Nashörnern fehlen auffällig frische Ideen. Diese Fortsetzung ist so sehr von ihrem Vorgänger abgeleitet, dass sie praktisch ein Remake ist.
"Never change a running system". Das ist von Anfang an klar. "
Gladiator" und "Gladiator II" beginnen beide mit einer Aufnahme einer männlichen Hand, die Getreide streichelt. Im
ersten Film ist es das malicksche Bild von Crowes kraftvoller Hand, die durch ein Feld aus goldenem Weizen schreitet; im zweiten ist es Mescal, der nachdenklich mit Hühnerfutter hantiert. Die Symbolik ist klar: Sie mögen furchterregende Soldaten sein, aber sie sind solide, einfache Männer, die vollständig geerdet und damit greifbar sind. Die beiden haben mehr gemeinsam als nur eine Vorliebe für Getreide: Beide leiden schon früh unter einem nahezu identischen Doppelschlag von auslösenden Zwischenfällen. Beide verlieren geliebte Menschen und werden vom römischen Reich versklavt, woraufhin sie ihre Trauer und Wut in Gladiatorenkämpfe kanalisieren. Sie haben sogar einen gemeinsamen Markenzeichentrick: eine Enthauptung mit zwei Schwertern, die in den meisten Meinungsverschiedenheiten als zweifelsfrei letztes Wort dient.
Im Kern beider Filme ringen dieselben paradoxen Wahrheiten, die argumentieren, dass die "Spiele" im Kolosseum - eher: Tage des Gemetzels zur Unterhaltung der Massen - alles Verdorbene im Kern des antiken Roms darstellen. Grausame und wankelmütige Anführer – in diesem Fall das kichernde, weltfremde Doppel der Kaiserbrüder Caracalla (Fred Hechinger) und Geta (Joseph Quinn) - nutzen sie als Ablenkung von der grausamen Realität des durchschnittlichen römischen Lebens und als praktische Möglichkeit, sich ihrer Feinde zu entledigen. Gleichzeitig geht es in
beiden "Gladiator"-Filmen eher um Gewalt und Grausamkeit. Die gefühlsbetonten Kampfsequenzen sind phänomenal - hervorragend choreografiert, beeindruckend ausgeführt und mit der Präzision eines Cuttermessers geschnitten. Natürlich kann Scott das alles in einen Mantel der Ehre und Würde hüllen, aber letztendlich greifen die
"Gladiator"-Filme genau auf die Art von urzeitlicher Blutgier zurück, die das Publikum im Kolosseum in einen schreienden Rausch versetzt. Das war im
ersten Teil grandios, im zweiten eher erwartbar.

Aus diesem Grund ist "Gladiator II" in seiner Herangehensweise an Gut gegen Böse ziemlich binär und schematisch. Im letzteren sind die Kaiserbrüder immerhin erfreulich grauenhaft. Caracalla hat einen Affen als Haustier, einen fortgeschrittenen Fall von Syphilis und das hohe, ausgelassene Lachen eines boshaften Kindes. Geta ist schlauer, berechnender und rachsüchtiger und trägt etwas zu viel Gruselmasken-Makeup. Auf der Seite der Ehre und Tugend haben wir Lucius, im Wesentlichen eine ausgeschnittene und eingefügte Version von Crowes Maximus, mit etwas veränderten Eigenschaften, die kaum ins Gewicht fallen. Mescal schlägt sich jedoch gut in der Handlung und verleiht seiner gerechten Wut eine zusammenzuckende, grimassierende Grundnote der Verzweiflung. Aber er ist ein Schauspieler, der am besten funktioniert, wenn er die winzigen, strukturierten Details einer Figur ausgräbt, und dies ist eine Rolle, die einen breitschultrigeren und muskulöseren Ansatz erfordert. Crowes stürmische, rauflustige Dialogzeilen aus dem ersten Film werden hier sehr vermisst. Die einzige wiederkehrende Hauptfigur, Lucilla (Connie Nielsen), wurde von einem Großteil ihrer spitzbübischen Komplexität befreit und vertritt nun, eher nüchtern, die egalitäre Vision von Rom, von der ihr Vater, Kaiser Marcus Aurelius, geträumt hatte, Zitat Ende.
Gott sei Dank gibt es Denzel Washington, der als gewiefter Emporkömmling Macrinus die mit Abstand beste und einprägsamste Darstellung liefert. Der ehemalige Sklave ist ein aalglatter, ambivalenter Charakter, der als Mentor und Unterstützer von Lucius fungiert, dessen Motive hier, wie in allen Dingen, jedoch rein eigennützig sind. Wenn der Zuschauer unterhalten wird, liegt das nicht an den Haien oder den Affen, die die Nebendarsteller verspeisen, sondern daran, dass Washington jedes Mal, wenn er im Bild ist, Stücke aus der Szenerie nagt.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures
Poster/Artwork: Paramount Pictures
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