https://www.imdb.com/title/tt4701182/
Im Jahr 1987 landet der Transformer B-127 (Stimme im Original: Dylan
O’Brian) auf der Erde, da ihn Autobot-Anführer Optimus Prime (Peter
Cullen) dorthin geschickt hat, nachdem der Kampf um Cybertron endgültig
verloren schien. B-127 soll auf der Erde schon einmal eine Basis
aufbauen. Der Transformer gerät kurz nach der Landung jedoch nicht nur
mit einer Gruppe von Soldaten um Burns (John Cena) aneinander, sondern
auch mit dem Decepticon Blitzwing (David Sobolov). Mit letzter Kraft und
schwer beschädigt gelingt ihm die Flucht. B-127 tarnt sich als VW-Käfer
und landet schließlich auf einem Schrottplatz einer kleinen
kalifornischen Küstenstadt. Dort stößt die rebellische 18-jährige
Schülerin Charlie (Hailee Steinfeld) auf den getarnten Autobot. Als sie
den vermeintlichen Käfer zu Hause reparieren will, stellt sie fest, dass
es alles andere als eine alte, verrostete Schrottmaschine ist. Es
dauert nicht lange und Charlie kommt hinter B-127s Geheimnis und es
entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen dem Mädchen und der von
ihr Bumblebee getauften Maschine...
Im Jahr 2007, also vor gut einer Dekade, machte sich Michael Bay daran, Hasbro's Kultfiguren, die "Transformers" endlich in würdiger Form auf die Leinwand zu bannen. Was auch als ein grandioser Auftakt für ein recht erfolgreiches Franchise begann, entwickelte sich über weitere 4 Filme stetig herab zu einem seelenlosen Abklatsch monströser Roboter-Klopperei ohne Sinn, Verstand oder Anspruch. Bereits nach dem Ende des fünften Teils, "Transformers: The Last Knight", stöhnte auch der letzte Fan gelangweilt auf und fragte sich, wann wohl endlich die Geschichte des kleinen Mädchens und ihres heißgeliebten Camaros verfilmt werden würde. Und damit stellte sich auch die Frage, ob ein "Transformers"-Film noch gut sein kann? Die Antwort lautet ja - wenn das richtige Talent genügend Spielraum zur Entfaltung hat.
"Bumblebee", ist nun also der mittlerweile sechste Film im Franchise und das erste Spin-Off - und es gab im Vorfeld zwei konkurrierende Erwartungen. Auf der einen Seite ist es ein "Transformers"-Film, so dass auch "Bumblebee" wahrscheinlich ein aufgeblähtes und lächerliches Durcheinander wie seine Vorgänger ist. Auf der anderen Seite ist es der Regisseur Travis Knight, dem Mann, der den exzellenten "Kubo and the Two Strings"/"Kubo: Der tapfere Samurai" von 2016 zu einem emotional raffinierten und charmanten Animationsfilm gemacht hat. Und unter seiner Regie ist "Bumblebee" dann doch geschickt durchgeplant, ordentlich gespielt und besitzt sogar Dialoge, in denen man sich Menschen und Transformer durchaus vorstellen könnte. Das Drehbuch stammt von Christina Hodson, die nach dem eher mäßigen Thriller "Unforgettable" hier die Feder führte. Aber das beweist, dass man nicht alle Erwartungen an frühere Kredite knüpfen sollte.
Das Ergebnis? "Bumblebee", ein "Transformers"-Prequel aus den 1980er Jahren, ist überraschend brauchbar. Die meiste Zeit ist er ziemlich lustig und aufregend, hauptsächlich aufgrund einer ansprechenden Leistung von Hailee Steinfeld als Charlie Watson, einer Punk-Rock-liebenden, Technik-begeisterten Teenagerin, die auf dem Schrottplatz ihres Onkels Hank einen alten, gelben 1976er VW-Käfer entdeckt. Ein Auto, das eben ein verkleideter Transformer ist. Charlies Affinität zu Maschinen stammt von ihrem Vater, der vor einigen Jahren an einem Herzinfarkt starb. Ihre Trauer über den Verlust und seinem Tod sind es, was "Bumblebee" antreibt, und es ist die Art von Pathos, die nicht nervt und sogar nachvollziehbar ist, gepaart mit einer Sensibilität, die ein ansonsten lächerliches Franchise begründen würde. Sobald Bumblebee sich Charlie offenbart, bilden die beiden eine Verbindung, eine Freundschaft, die auf wunderbar-seltsame Weise überzeugt. Wenn zwei Decepticons (Dropkick und Shatter) dem Signal von Bumblebee zur Erde folgen, kommt es dann naturgemäß auch zu einem Showdown zwischen den Alien-Robotern. "Bumblebee" verfolgt auch eine Nebenhandlung, an der die amerikanische Regierung beteiligt ist, welche in Agent Jack Burns verkörpert ist, ein etwas missbrauchter John Cena, der auf der einen Seite kein Dummkopf sein darf, aber auch nicht bedrohlich genug wirkt. Was cool ist, ist das Opening und die über Teile des Films eingebauten ganzen "alten" Transformers, die tatsächlich so altbacken kantig und klobig aussehen wie in den Trickfilmen - nur eben mit modernster CGI aufpoliert. Herrlich.
"Bumblebee" funktioniert trotzdem am besten, wenn sich die Geschichte auf Charlie und ihre Welt konzentriert. Dazu gehören ihre verzweifelte Mutter Sally (Pamela Adlon) und die neue Freundin Memo (Jorge Lendeborg Jr.) sowie verschiedene Schul-Rowdys, egal ob männlich oder weiblich. Wenn "Bumblebee" jedoch zu diesem andauernden Krieg zwischen Decepticons und Autobots auf Cybertron übergeht, verliert es jegliche Bedeutung und wird zu demselben langweiligen Mischmasch von CGI, den man schon aus den früheren Filmen kannte. Steinfeld schafft es aber, die Verbindung zwischen Charlie und Bumblebee zu verkaufen, und sie agiert irgendwann aus einem emotionalen Moment heraus. Es ist nahezu süß, die Art und Weise, wie Bumblebee sie ermutigt, mehr Risiken einzugehen, und sie bringt ihm etwas über Musik bei. Und apropos Musik: der Soundtrack ist das passende (und in letzter Zeit immer wieder - vermutlich aus nostalgischen Gefühlen heraus - gern eingesetzte) Who-is-Who der 80er-Jahre mit Hymnen von Steve Winwood, A-ha, Culture Club, The Cure, Duran Duran und Tears for Fears, während Verweise auf Russland und die Paranoia der Amerikaner vor dem Kalten Krieg den Film passend in seinem Milieu verankern. Man merkt aber allein aufgrund der Interaktion von Bumblebee und Charlie bald, wer hier der ausführende Produzent war - nämlich kein geringerer als Steven Spielberg selbst.
Es dauerte ganze sechs Filme, um endlich hierher zu kommen, aber wir haben endlich einen "Transformers"-Film, der mehr ist, als es von außen den Anschein hat. Und es fühlt sich so an, als hätte Spielberg selbst Hand angelegt, was zu einem Film aus den 80er Jahren führt, der nicht nur in Szene und Ästhetik, sondern auch in Sensibilität aufgeht - ein Konzept mit hoher Oktanzahl, verwandelt in einen Liebesbrief an Amblin. Knight hat mit Witz, Herzlichkeit und viel Gefühl einen vergnüglichen Film geschaffen. Eine leidenschaftliche Ode sowohl an die Spielzeuge als auch an ihre Ära. Dies ist der "Transformers"-Film, auf den wir gewartet haben. Wenn nur "Bumblebee" all die dummen "Transformers"-Sachen komplett hätte abschaffen können - der Film wäre noch viel besser geworden, wenn so etwas möglich wäre.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen