Donnerstag, 15. März 2018

[KINO] Tomb Raider (2018)

http://www.imdb.com/title/tt1365519/

Vor sieben Jahren verschwand Lord Richard Croft (Dominic West), der Vater der mittlerweile 21-jährigen Lara Croft (Alica Vikander), doch noch immer hat sie nicht die Kontrolle über dessen global agierendes Wirtschaftsimperium übernommen, sondern lebt als Studentin und Fahrradkurierin in London. Eines Tages beschließt Lara dann jedoch, den vermeintlichen Tod ihres Erzeugers aufzuklären. Dafür reist sie zu seinem letzten bekannten Aufenthaltsort, einer kleinen Insel vor der Küste von Japan. Dort hatte dieser ein geheimnisvolles Grabmal untersucht. Doch kaum an der Insel angekommen, sieht sich Lara zahlreichen lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt und sie muss bis an ihre Grenzen gehen und – ausgestattet lediglich mit ihrem scharfen Verstand und ihrem beträchtlichen Willen – um ihr Überleben kämpfen.

Vor 15 Jahren flimmerte die bis dato letzte Verfilmung der wohl berühmtesten Abenteuer-Archäologin Lara Croft mit "Tomb Raider: Die Wiege des Lebens" über die Leinwände. Zeit für einen Reboot, dachten sich wohl die verantwortlichen Studios und ebenso Zeit für einen Wechsel der Perspektive. War die Lara Croft aus den beiden "Tomb Raider"-Verfilmungen rein optisch noch sehr am Original der ersten Spiele orientiert und eine Überhelden, die immer alles kann und beinahe schon wie eine Superheldin durch die Gräber springt, so orientierte man sich nun mit Alicia Vikander zwar wieder am selben Spielkonzept, jedoch ist diese Lara wesentlich realitätsnäher, angreifbarerer und damit für den Zuschauer auch greifbarer. "Tomb Raider" macht vieles richtig. Alicia Vikander ist eine hervorragende Besetzung für diese Lara Croft: Sie ist physisch unfassbar fit und eine super Besetzung, sowie eine klare Abgrenzung zu den Jolie-Filmen. Ich mag die Filme, die Anfang der 2000er Jahre erschienen, irgendwie als das, was sie sind: augenzwinkernde und Popcornverheißende Actionfilme. Jolie füllte die Rolle der Actiongame-Ikone hervorragend aus, einen dritten Film hätte sie aber nicht zwingend gebraucht bzw. er würde heute wohl auch nicht mehr funktionieren.

Der neue "Tomb Raider" des norwegischen regisseurs Regisseur Roar Uthaug ist trotz ein oder zwei Gags wesentlich ernster, düsterer und näher an Grundtenor des Spiele-Reboots. Er orientiert sich dabei so sehr am Spiel "Tomb Raider" von 2013, dass er teilweise 1:1 Szenen aus dem Spiel direkt auf die große Leinwand adaptiert. Und hier spielt die Verfilmung ihre volle Stärke aus: wenn Szenen vom Reboot identisch auf die große Leinwand umgesetzt werden, schlägt das Fanherz sehr hoch. Da viele Szenen auch im Spiel Quick-Time-Events und daher eh schon halbe Filme sind, stört es auch nicht, hier in der Beobachterrolle zu sitzen. Das fängt der Film tonal (der hervorragende Soundtrack ist von Tom Holkenborg, alias Junkie XL) und visuell überwiegend gut ein. Genau in diesen Momenten, gepaart mit Vikanders gutem Schauspiel, trumpft der Film voll auf und katapultiert sich in der Riege der besseren Spieleverfilmungen weit nach oben.


Aber auch außerhalb dieser Szenen ist "Tomb Raider" recht gut gelungen. Man muss sich  damit anfreunden können, dass es sich um eine Art "Origin"-Story handelt, die anfangs eine etwas unterlegene Lara zeigt, die eben nicht immer obenauf ist und die noch viel zu lernen hat, bevor sie der "Tomb Raider" werden kann. Die anfangs dafür punktuell passend und später natürlich großflächig eingesetzten Action-Sequenzen wirken auch hier und da grandios, das CGI - wie im Trailer schon vermutet - ist in vereinzelten Szenen aber auch als solches zu erkennen. Die Action ist auch oft so hektisch geschnitten, dass man in machen Takes schnell den Überblick verliert. Was leider gründlich daneben gegangen ist, ist Laras Vaterkomplex, der von den Machern wohl dazu benutzt wurde, um ihre emotionale Seite ein wenig näher auszuleuchten. Dieser Komplex ist aber leider so überbordernd, dass er schon unglaubwürdig wirkt. Richard Croft war in den Spieler sehr oft ein unnahbarer Mentor und immer der Antrieb für Lara. Er war das unsichtbare Damokles-Schwert, eine Bürde, die über dem Namen Croft hing und Fluch und Segen für Lara zugleich. Der Film entmystifiziert einen Großteil dieses Mythos und statt wie im Spiel auf eine Art Vaterfigur zu setzen, bedient man sich hier den billigsten und generischsten Familien-Konflikten, die man aus der Mottenkiste ziehen konnte.

Schwierig ist da auch, wie schnell sich die Wandlung von Lara zum "Tomb Raider" vollzieht. Während der Anfang belanglos vor sich hin dümpelt, tritt der Film irgendwann das Gaspedal komplett durch und rennt von einer Action-Sequenz zur nächsten, während Lara, die anfangs von Kindern mit einem Messer fast geschlagen wurde, plötzlich eine ganze Armee mit Pfeil und Bogen niedermäht. Was im Spiel aus Gameplay-Sicht noch teilweise zu rechtfertigen war, wirkt hier nur schwer nachvollziebar, da die einzige für diesen Moment entschuldigende Motivation Laras Vater ist. Dennoch ist der neue "Tomb Raider" ein sehr guter Reboot. Dominic West als Lord Richard Croft  ist jederzeit annehmbar, Walton Goggins als Gegenspieler Mathias Vogel ist herrlich böse. Das Mysterium um die japanische Herrscherin Himiko / 卑彌呼, der ersten namentlich bekannten Herrscherin über das Reich Yamatai, ist ein interessanter Aufhänger, der natürlich für die Verfilmung etwas mystifiziert und verfremdet wurde, jedoch letztendlich ebenso greif-und nachvollziehbar ist wie der Rest der Story. Abgesehen von einigen Logiklöchern (warum sind die Fallen so konstruiert, dass man in sie hineintappt, wenn man in das Grab hinein will, wo doch gesagt wird, dass sie dafür konstruiert worden sind, etwas drinnen zu halten?) und ebenjener viel zu harschen Wandlung unterhält der neue "Tomb Raider" von Anfang bis Ende und langweilt zu keiner Sekunde. Alicia Vikander ist großartig und man hofft inständig, sie in einem weiteren Teil erneut auf der Leinwand sehen zu können.

7,5/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch in der 4K Ultra-HD-Ausführung als "Limited Edition" im Steelbook. 

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