Sonntag, 18. März 2018

Coco - Coco: Lebendiger als das Leben (2017)

http://www.imdb.com/title/tt2380307/

Miguel (Anthony Gonzalez) ist zwölf Jahre alt und ein großer Fan von Musik – aber leider hasst seine Schusterfamilie alles, was mit Tönen und Instrumenten zu tun hat. Miguels Ururgroßvater verließ damals seine Frau und Tochter, um Musiker zu werden, seitdem fühlen sich die Riveras durch Musik verflucht. Doch Familie hin oder her – Miguel will seinem Idol, dem Sänger Ernesto de la Cruz (Benjamin Bratt), trotzdem nacheifern. Aus Versehen kommt er dabei ins Reich der Toten und betritt dadurch einen wunderschönen Ort, an dem er die Seelen seiner toten Verwandten trifft. Miguels Ururgroßmutter Imelda (Alanna Noel Ubach) ist darunter, und das nette Schwindler-Skelett Hector (Gael García Bernal). Zusammen suchen Skelett und Junge im Totenreich nach de la Cruz, wobei allerdings die Zeit drängt: Zu lange darf Miguel nicht in der Unterwelt bleiben...

Die Pixar-Studios arbeiten immer noch am besten, wenn sie neue Wege beschreiten und sich inspirieren lassen, anstatt lieblose Sequels zu vergangen Erfolgen rauszuhauen (Stichwort: "Cars"-Reihe). "Coco" ist ein weiterer Beweis dafür, dass das Studio seine Kraft auf neuen Stoff konzentrieren sollte. Wie die mexikanische Tradition des Día de los Muertos hier verarbeitet wird und als Grundlage für einen spaßigen und doch gehaltvollen Film dient, ist Zeichentrick- bzw. Animationskunst erster Güte. Wenn Miguel, der den irrationalen Zwängen und Erwartungen seiner Familie zu entkommen versucht, dabei versehentlich ins Reich der Toten gerät und seiner teils sehr verpeilten, bereits verstorbenen Angehörigen trifft, dann darf man über die Kreativität und den liebenswert legeren Umgang mit dem Tod gerne staunen. Verpackt ist dieser interessante Trip in einer Geschichte rund um die Bedeutung von Familie, Lebenszielen und Träumen, die nebenbei einige Twists bereit hält. Trotz des ernsten Untertons kommt der Humor nie zu kurz, die Figuren sind witzig und schräg, lediglich Miguel selbst ist vielleicht ein wenig bieder.


Die Regie übernahm der amerikanische Filmemacher Lee Unkrich, der seit den Anfängen als Editor und Co-Regisseur bei Pixar dabei ist. Sein Erstlingswerk als Regisseur war der Film "Toy Story 3". Mit seinem zweiten Film hält er sich fest an bestimmte Grundregeln der Pixar-Studios und schuf zusammen mit seinem Drehbuchschreiber und Co-Regisseur Adrian Molina einen stimmigen neunzehnten Pixar-Film. Und es ist sicher kein Zufall, dass gerade ein Film um eine mexikanische Tradition 2017 über die Leinwände flimmerte und - mehr noch - sogar den Oscar für den besten Animationsfilm des Jahres gewann.


Das Wunderbare an der Pixar-Animationsfilm-Schmiede ist, dass sie die Zuschauer immer wieder in neue Welten und fremde Kulturen entführt. Dieses Mal geht die Reise nach Mexiko und zeigt dem Zuschauer viele Traditionen, in denen die Toten mit Unbeschwertheit und viel Fröhlichkeit verehrt werden. Dies übernimmt der Film stimmig in seine Geschichte, welche zwar viel Herz und dramatische Entwicklungen besitzt, aber nie zu schwer oder gar zu traurig wird. Trotzdem kann der Film die Zuschauer berühren und dem einen oder anderen eine Träne entlocken. Um die richtige Stimmung und Authentizität einzufangen, begab sich das Filmteam seit 2011 auf viele Recherchereisen. Sie knüpften Kontakte zu einigen mexikanischen Familien, besuchten viele kleine Dörfer und lernten so den Stellenwert von Familienmitgliedern, tot oder lebendig, in Mexiko kennen. Daraus ersannen sie eine Geschichte, welche viele nationale und kulturelle Elemente einbaut. Darunter auch mit der Figur Dante den mexikanischen Nackthund, den Xoloitzcuintle (kurz Xolo), der als Nationalhund verehrt wird, und die Alebrijes – folkloristische, knallbunte Figuren mit langer Kunsthandwerkstradition. Vereint mit einer großen Portion Fantasie verliert der Film jedoch nie die Authentizität in seinen Details und bringt den Zuschauern die mexikanische Kultur somit näher.


Ein anderer Schwerpunkt ist die mexikanischen Musik, welche sie in all ihren Facetten huldigen wollten. So bauten sie viele verschiedene Musikstile ein und ließen diese von talentierten Musikern aus Mexiko vertonen. Verantwortlich für die Musik war der Komponist Michael Giacchino, der schon öfter mit Pixar zusammengearbeitet hat und für die Musik des Films "Oben" einen Oscar erhalten hat. Auch in der Bildgestaltung wurde die Authentizität bewahrt und zugleich eine fantasievolle Welt erschaffen. Dabei steht die Welt der Lebenden, welche stets in helles Sonnenlicht getaucht ist, mit ihrem typischen mexikanischen Dorfcharme im Gegensatz zu der Welt der Toten. Diese nächtliche Welt ist ein Sammelsurium aller Baustile der mexikanische Geschichte und besitzt eine enorme Vertikalität, welche wie die Farben im starken Kontrast zu St. Cecilia steht. Auch die Gestaltung der Toten ist gelungen und wirkt mit ein paar kreativen Details sympathisch und charismatisch. Das macht "Coco" zu einem gelungenen und stimmigen Animationsspaß, der dem Zuschauer wunderbar eine andere Kultur vermittelt.


Der 19. Pixar-Film "Coco" entführt den Zuschauer mit all diesen Details nach Mexiko und zeigt ihm die Wichtigkeit der Familie, auch über den Tod hinaus. Dabei setzt der Film auf eine gute Mischung aus Authentizität und Fantasie. Er besticht mit fantastischen Bildern, etwas mehr Gesang als bei Pixar üblich (aber hier passt es auch grandios) und Herz. Jeder der Freude an Musik und Familiengeschichten hat oder nur eine klitzekleine Schwäche für den Día de Los Muertos hegt, wird viel Freude mit dem Film haben. Und alle anderen sowieso.

9/10

In der Schweiz gibt es den Film schon jetzt auf Disney 3D-BD, und während wir hierzulande noch knapp 2 Wochen warten müssen, kann man das schicke und limitierte Steelbook jetzt schon in den Händen halten.


Quellen:
Inhaltsangabe:
 Disney / Pixar

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen