http://www.imdb.com/title/tt2513074/
Im Alter von nur 19 Jahren findet sich Billy Lynn (Joe Alwyn) als Soldat
im Irakkrieg wieder, wo der Tod an jeder Ecke nur darauf wartet, ein
neues Opfer zu fordern. Nach einem schrecklichen Feuergefecht werden
Billy und seine Kameraden jedoch als Helden der Nation gefeiert und,
zurück in den USA, auf eine landesweite Sieges-Tournee geschickt. Die
Amerikaner feiern Billys Einheit euphorisch – dabei könnte die pompöse
Inszenierung der Tour nicht weiter von der grausamen Realität des
Krieges entfernt sein, die auch Billys pazifistische Schwester Kathryn
(Kristen Stewart) scharf verurteilt. Doch was genau ist im Irak
geschehen? Und sind Billy und seine Mitstreiter wirklich die Helden, zu
denen sie in der Öffentlichkeit gemacht werden? Nach und nach werden
immer neue Erkenntnisse über die Geschehnisse am Golf enthüllt. Während
der aufsehenerregenden Halbzeit-Show bei einem Football-Spiel kommt dann
die ganze Wahrheit ans Licht...
Das Anti-Kriegs-Drama "Die irre Heldentour des Billy Lynn" von Meister Ang Lee zeigt, wie mit einer
Gruppe vermeintlicher Helden um perspektivlose junge Leute als neues
Menschenmaterial (die Bezeichnung "Personal" wäre hier nur zynisch)
für Kriegseinsätze geworben wird. Was diese Gruppe junger Männer zu
Helden macht? Man weiß es nicht so genau. Ihr Erfolg im Kriegseinsatz
scheint eher mäßig gewesen zu sein. Auch die viel beschworene Heldentat
Billy Lynns war allenfalls teilweise von Erfolg gekrönt. Die Soldaten
selbst, die aus einfachsten Verhältnisse zu entstammen scheinen, sind
heillos überfordert. Im Kriegseinsatz - und in ihrem Heimatland erst
recht. Es scheint, als wissen sie gar nicht so recht wie ihnen
geschieht. Letztlich treiben sie wie Flipperkugeln durch die Handlung. Und os kann sich auch der Zuschaeur kaum entscheiden in welche Richtung er gehen will. Auf der einen Seite
spricht "Die irre Heldentour des Billy Lynn" viele Anti-Kriegsthemen an, geht emotional an alles ran, was
die Kriege unsere Zeit infrage stellt und sowie er den Menschen immer
schon als Opfer hinterlässt. Auf der anderen Seite vermischt er aber
auch den Ruhm die Gloria und die Kameradschaft zu dem was die Jungs
zurück in die Schlacht führt. Gut und schlecht wird wieder so sehr miteinander verwoben, dass es einmal mehr keine eindeutige Message für den Betrachter gibt.
Klar ist nur, dass die Kritik am eigenem Land, für das es sich nur sehr
leichtgläubig zu kämpfen lohnt, doch sehr nachhaltig wiedergegeben
wurde. Amerika kommt überhaupt nicht gut weg und wirkt als großes Ganzes
nur noch als leere Showhülse. Da zieht man gerne wieder in den Krieg,
nur familiäre Bindungen sind es, wie überall in der Welt, für die es
sich noch zu kämpfen lohnt. Der Rest scheint immer mehr zu verkommen.
Hier stimmt die Message und im Ganzen verfehlt der Film sein Ziel auch
nicht, alles unserer Zeit, aber auch alles zu hinterfragen. Protagonist Billy fällt daher auch und zunächst naiv auf die Annäherungsversuche der Cheerleaderin
herein, die die meisten seiner Altersgenossen mit weniger Militär- und
dafür mehr Lebenserfahrung wohl deutlich schneller durchschaut hätten.
Seine Kameraden haben - außer Gewalt - keinerlei Strategie gegen die
Provokationen durch die Bühnenarbeiter oder den großmäuligen Zuschauer
parat. Selbst der ranghöchste Offizier dieser Einheit hat wenig bis gar nichts
entgegenzusetzen, als er und seine Leute von dem Filmproduzenten oder
von der Organisatorin der Stadion-Show vereinnahmt werden sollen.
Lediglich im Gespräch mit dem Ölinvestor kontert er auf deftige Weise.
Den Grund dafür lässt er zwar vordergründig offen, jedoch liegt er auf
der Hand: Die Behauptung, Ölindustrie und Militär seien (vereinfacht
gesagt) in derselben Mission unterwegs kann und will er nicht
unwidersprochen lassen. Sonst müsste er sich letztlich selbst
eingestehen, dass er nicht (oder nicht nur - je nach Sichtweise) zum
Schutz seiner Landsleute in der Heimat in den Kriegseinsatz geschickt
wird, sondern dass damit von einigen Spekulanten und Geschäftemachern
auch ordentlich Geld verdient wird. Auf Billys Frage, was er tun würde,
wenn er eine Wahl hätte, kann und will er - passend dazu - keine Antwort
geben. "Die irre Heldentour des Billy Lynn" ist ein Anti-Kriegsfilm der
leisen Töne, der einen interessierten und aufmerksamen Zuschauer
voraussetzt. So gesehen ist der Film geradezu prädestiniert fürs alternative Kino.
Aufgrund seines unspektakulären Erzähltons wird er wohl auch nur wenige Fans finden. Zumindest keine, die hier einen ausgewachsenen kriegsfilm sehen wollen. Aber für ein halbwegs
anspruchsvolles Nischenpublikum dürfte er durchaus interessant
sein.
7,5/10
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