Im Alter von nur 19 Jahren findet sich Billy Lynn (Joe Alwyn) als Soldat im Irakkrieg wieder, wo der Tod an jeder Ecke nur darauf wartet, ein neues Opfer zu fordern. Nach einem schrecklichen Feuergefecht werden Billy und seine Kameraden jedoch als Helden der Nation gefeiert und, zurück in den USA, auf eine landesweite Sieges-Tournee geschickt. Die Amerikaner feiern Billys Einheit euphorisch – dabei könnte die pompöse Inszenierung der Tour nicht weiter von der grausamen Realität des Krieges entfernt sein, die auch Billys pazifistische Schwester Kathryn (Kristen Stewart) scharf verurteilt. Doch was genau ist im Irak geschehen? Und sind Billy und seine Mitstreiter wirklich die Helden, zu denen sie in der Öffentlichkeit gemacht werden? Nach und nach werden immer neue Erkenntnisse über die Geschehnisse am Golf enthüllt. Während der aufsehenerregenden Halbzeit-Show bei einem Football-Spiel kommt dann die ganze Wahrheit ans Licht...
Das Anti-Kriegs-Drama "Die irre Heldentour des Billy Lynn" von Meister Ang Lee zeigt, wie mit einer Gruppe vermeintlicher Helden um perspektivlose junge Leute als neues Menschenmaterial (die Bezeichnung "Personal" wäre hier nur zynisch) für Kriegseinsätze geworben wird. Was diese Gruppe junger Männer zu Helden macht? Man weiß es nicht so genau. Ihr Erfolg im Kriegseinsatz scheint eher mäßig gewesen zu sein. Auch die viel beschworene Heldentat Billy Lynns war allenfalls teilweise von Erfolg gekrönt. Die Soldaten selbst, die aus einfachsten Verhältnisse zu entstammen scheinen, sind heillos überfordert. Im Kriegseinsatz - und in ihrem Heimatland erst recht. Es scheint, als wissen sie gar nicht so recht wie ihnen geschieht. Letztlich treiben sie wie Flipperkugeln durch die Handlung. Und os kann sich auch der Zuschaeur kaum entscheiden in welche Richtung er gehen will. Auf der einen Seite spricht "Die irre Heldentour des Billy Lynn" viele Anti-Kriegsthemen an, geht emotional an alles ran, was die Kriege unsere Zeit infrage stellt und sowie er den Menschen immer schon als Opfer hinterlässt. Auf der anderen Seite vermischt er aber auch den Ruhm die Gloria und die Kameradschaft zu dem was die Jungs zurück in die Schlacht führt. Gut und schlecht wird wieder so sehr miteinander verwoben, dass es einmal mehr keine eindeutige Message für den Betrachter gibt.
Klar ist nur, dass die Kritik am eigenem Land, für das es sich nur sehr leichtgläubig zu kämpfen lohnt, doch sehr nachhaltig wiedergegeben wurde. Amerika kommt überhaupt nicht gut weg und wirkt als großes Ganzes nur noch als leere Showhülse. Da zieht man gerne wieder in den Krieg, nur familiäre Bindungen sind es, wie überall in der Welt, für die es sich noch zu kämpfen lohnt. Der Rest scheint immer mehr zu verkommen. Hier stimmt die Message und im Ganzen verfehlt der Film sein Ziel auch nicht, alles unserer Zeit, aber auch alles zu hinterfragen. Protagonist Billy fällt daher auch und zunächst naiv auf die Annäherungsversuche der Cheerleaderin herein, die die meisten seiner Altersgenossen mit weniger Militär- und dafür mehr Lebenserfahrung wohl deutlich schneller durchschaut hätten. Seine Kameraden haben - außer Gewalt - keinerlei Strategie gegen die Provokationen durch die Bühnenarbeiter oder den großmäuligen Zuschauer parat. Selbst der ranghöchste Offizier dieser Einheit hat wenig bis gar nichts entgegenzusetzen, als er und seine Leute von dem Filmproduzenten oder von der Organisatorin der Stadion-Show vereinnahmt werden sollen. Lediglich im Gespräch mit dem Ölinvestor kontert er auf deftige Weise.

7,5/10
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