http://www.imdb.com/title/tt4572514/
15. April 2013: Wie immer am Patriots Day findet in Boston der Marathon statt. Wie in jedem Jahr ist das Sportereignis ein großes Volksfest, das
aber an diesem bestimmten Nachmittag eine schreckliche Wendung nimmt. Innerhalb weniger Sekunden explodieren zwei Sprengsätze im Zielbereich
des Rennens. Es gibt mehrere Tote und zahlreiche Verletzte. Doch für Schock haben die Police Sergeants Tommy Saunders (Mark Wahlberg) und
Jeffrey Pugliese (J.K. Simmons) keine Zeit. Sie blicken wie auch Special Agent Richard DesLauriers (Kevin Bacon), Polizeichef Ed Davis (John
Goodman) und Krankenschwester Carol Saunders (Michelle Monaghan) einer Vielzahl an Aufgaben ins Auge: Allen voran müssen Verletzte versorgt
werden und zudem läuft ein Rennen gegen die Uhr, denn die Attentäter müssen ausfindig gemacht und gestoppt werden, bevor sie erneut
zuschlagen können...
Basierend auf dem Bericht des Bostoner Polizeichefs Ed Davis, der nach den Anschlägen beim Boston-Marathon die
Ermittlungen gegen die Täter leitete und die verschiedenen Einsätze koordinierte.
Der Marathonlauf in Boston ist eine feste Institution der Stadt: Tausende von Menschen nehmen teil, noch mehr schauen zu. Nichts ließ darauf schließen, dass es 2013 anders sein würde. Doch es kam anders. Die beiden Brüder Tamerlan (Themo Melikidze) und Dschochar Zarnajew (Alex Wolff) haben mehrere Sprengsätze versteckt. Während der anwesende Police Sergeants Tommy Saunders (Mark Wahlberg) und dessen Frau Carol Saunders (Michelle Monaghan) mit dem Schrecken davonkommen, haben andere weniger Glück: Drei Menschen sterben unmittelbar bei der Explosion, zahlreiche weitere sind verletzt. Die Untersuchungen unter Leitung von FBI-Agent Richard DesLauriers (Kevin Bacon) und Polizeichef Ed Davis (John Goodman) laufen schnell auf Hochtouren. Doch der Druck der Bevölkerung wächst ebenso schnell. Und so sind die Behörden gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen.
Die Stimmung ist in der "westlichen Welt" seit einiger Zeit ziemlich erhitzt, regelmäßige Attentate und die nicht abebbenden Flüchtlingsströme haben Tür und Tor für zahlreiche Populisten geöffnet. Da ist "Boston" natürlich so etwas wie Wasser auf den Mühlen der fremdenfeindlichen Brandstifter. Zwei Muslime, die im Namen ihrer Religion unschuldige Menschen töten, darunter ein Kind? Ein gefundenes Fressen. Umso mehr, wenn die vornehmlich weiße Bevölkerung zusammenhält und in einer gemeinsamen Hetzjagd die Monster stellt.
Patriotische Untertöne sind bei Regisseur Peter Berg nun wirklich
keine Seltenheit. Indem er seinen Film im Original "Patriots Day" nannte, ließ er auch
keinen Zweifel daran, was ihn dazu motivierte, die tragischen
Ereignisse des Anschlags am 15. April 2013 auf die große Leinwand
bringen zu wollen. Das Ergebnis wurde hierzulande zwar wohlweislich in
"Boston" umbenannt, es bleiben aber eine Reihe von eher unangenehmen
Begleiterscheinungen. Dass beispielsweise die Menschenjagd auf die
beiden Verdächtigen so ungefragt angenommen wird, lässt den Zuschauer schon
etwas nervös werden. Hinzu kommt, dass Berg auch nicht versucht, die
beiden wirklich zu Wort kommen zu lassen. Sie werden zwar nicht als die
blutrünstigen Monster dargestellt, die man - aus verständlichen Gründen -
in ihnen sehen möchte. Was sie dazu gebracht hat, diese Anschläge ausüben
zu wollen, bleibt aber im Rauch der beiden Explosionen verborgen.
Andererseits:
Wirkliches Interesse an seinen Figuren hat "Boston" ohnehin nicht. Am
ehesten funktioniert noch Bergs Liebling und Dauerschauspieler Wahlberg als Identifikationsfigur, auch seiner wenig heldenhaften Laufbahn
wegen. Aber er bleibt einer von vielen Charakteren, die hier
auftauchen. Eines von vielen bekannten Gesichtern. Mit einer schnellen
Abfolge von Einzelschicksalen beginnt der Film, nur Sekunden schauen wir
meist Paaren und Familien beim Alltag zu. Das reicht kaum, um ihnen ein
echtes Profil zu verleihen. Soll aber auch nicht. Es geht hier eher
darum, die Minimalanforderungen zu erfüllen, sodass man die Leute im
späteren Trubel auch wiedererkennt. Denn turbulent wird es auch im
Anschluss zugehen, der Thriller gönnt Protagonisten und Zuschauern keine
Atempause. Nach wenigen Minuten bricht die Hölle los. Und auch wenn
später anders als befürchtet keine weiteren Attentate mehr erfolgen, es
bleibt actionreich.
Bemerkenswert ist dabei auch, wie
wenig kompetent die Behörden gezeigt werden. Wenn "Boston" den Menschen
der Stadt gewidmet ist, dann werden wenig schmeichelhafte Episoden nicht
ausgespart. Die Polizisten sind zwar bemüht, aber kaum erfolgreich bei
ihrer Jagd. Die zwei in Kirgistan geborenen Brüder schaffen es
erstaunlich lange, sich den Verfolgern zu entziehen und sich auch in
direkten Auseinandersetzungen zu wehren. Das hält die Spannung hoch,
knapp zwei Stunden lang. Das Ergebnis mag vorher feststehen, die Art und
Weise, wie der Zuschauer dort ankommt, sicher nicht. Wer es dann trotzdem schafft, die
patriotische Färbung zu übersehen und nicht ganz so viel über das Gezeigte nachzudenken, der wird hier daher gut unterhalten.
7/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen