http://www.imdb.com/title/tt1596363/
Wir schreiben das Jahr 2005. Tag für Tag werden an der Wall Street neue,
waghalsige Börsengeschäfte getätigt und die Wirtschaft boomt. Vor
diesem Hintergrund werden sogar Arbeitslose mit hervorragenden Renditen
und minimalen Risiko zu Villenbesitzern. In der beseelten Atmosphäre des
allgemeinen Wohlstands sieht nur der eigenwillige Hedgefonds-Manager
Michael Burry (Christian Bale) voraus, dass die Finanzwelt unmittelbar
vor einem gigantischen Crash steht. Als er mit seinen Prognosen bei den
führenden Bankenbossen kein Gehör findet, fasst er einen perfiden Plan,
mit dem er die großen Banken aufgrund ihres Mangels an Weitsicht und
ihrer Gier vorführen will: Den „Big Short“. Mit anderen risikofreudigen
Spekulanten wie dem Trader Steve Eisman (Steve Carell), dem
Deutsche-Bank-Makler Greg Lippman (Ryan Gosling) und dem einstigen
Star-Investor Ben Rickert (Brad Pitt) wettet er gegen das Finanzsystem,
indem er Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken tätigt. Im
Gegenzug winkt das große Geld...
Was könnte langweiliger und trockener sein als ein Film über die Anfänge
der Finanzkrise 2007/2008 und eine Handvoll Hedgefond-Manager und
Trader, die den Braten vor allen anderen gerochen und sich entsprechend
zu positionieren versucht haben, im Endeffekt aber auf Kosten der
breiten Bevölkerung und eines sprichwörtlich blind und korrupt
gewordenen Systems die große Kohle machen? Eine ähnliche Frage dürfte
sich auch Regisseur und Mit-Drehbuchautor Adam McKay bei seiner
Verfilmung des gleichnamigen Sachbuches von Michael Lewis gestellt haben
und so präsentiert er dem geneigten Zuschauer - in Vertretung durch
Erzählerfigur Jared Vennett (Ryan Gosling) - nach guten zwanzig Minuten
Margot Robbie im Schaumbad, um in direkter Ansprache an den Zuschauer
einige Aspekte des amerikanischen Finanzwesens verständlich zu machen.
Ein Kniff, der aufgeht, denn allein diese Einsprengsel lassen den
satirischen Unterton erkennen, von dem "The Big Short" in seiner Gänze
durchzogen zu sein scheint, während das Thema an sich ja eigentlich eine
ernste Sache ist.
Der Film ist ein großes Stück wie eine Dokumentation aufgebaut,
was natürlich gut zu dem Thema der Aufdeckung der großen Immobilienblase
und Finanzkrise passt. Schauspieltechnisch hochklassig besetzt, mit
einer spannenden, wenn auch bedrückenden Geschichte und wenn man es so
recht bedenkt auch mit keinem zufriedenstellenden Ausgang. Seine wahren Stärken entfaltet er durch die Charakterdarstellung
seiner Protagonisten mit all deren Stärken und Schwächen. Er zeigt
damit, dass selbst Leute an der Wall Street normale Menschen sein
können, die letztendlich nur ihr Wissen einsetzen um mit dem vom System
gegebenen Mitteln ihr Geld zu verdienen."The Big Short" zeigt eindringlich, dass selbst die Leute, die das
Ganze haben kommen sehen, ein enormes Risiko eingehen mussten um
überhaupt daraus ihren Profit zu schlagen und zu diesem Ruhm zu
gelangen. Klar, dieses Mitgefühl für Leute zu haben, die jährlich
mehrere Millionen verdienen, kommt aus Sicht eines normalen Menschen nicht in
Frage, das verstehe ich auch. das liegt oft daran, dass es für den Normalo auch nicht einfach nachzuvollziehen ist, welchem Risiko sich
die Händler dabei aussetzen. Denn, für die Bank ist es womöglich ein
Nullsummenspiel, weil sie am Ende gerettet wird, für den einzelnen
Händler aber eben nicht. Wenn er nichts anderes gelernt hat, kann es für
ihn das Ende seiner Existenz bedeuten.
Dass es besonders in dieser Branche viele schwarze Schafe gibt, ist
nicht wirklich etwas neues, schade ist nur, dass diese schwarzen Schafe
auf Kosten anderer eben so viel mehr verdienen als es in anderen
Branchen möglich ist. Es wäre dennoch viel zu einfach sich einer simplen
Kapitalismuskritik hinzugeben nach dem Motto: Die da an der Wall Street
sind alle böse, da sie die Bauern ausnehmen. Der Film geht
diesen Weg glücklicherweise nicht und stellt Gut und Böse innerhalb der
Branche dar. Er bombardiert einen zu Anfang mit fachbegriffen, die man als Outsider nicht kennen kann und braucht damit etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Und trotz dieser kurzen
Überforderung schafft er es, interessant zu bleiben, auch gerade weil man weiß, wie
sehr die beschriebenen Inhalte der Wahrheit entsprechen und man so auch
nicht drumherum kommt, immer wieder mit dem Kopf zu schütteln. Und das ist in jeder einzelnen Sekunde genial.
8,5/10
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