Montag, 31. Juli 2017
Death Wish 3 - Death Wish III: Der Rächer von New York (1985)
Paul Kersey (Charles Bronson) kehrt in seine Heimat New York zurück, um dort seinen alten Freund und Kriegs-Veteranen Charley zu besuchen. Doch direkt bevor Paul an dessen Haus ankommt, wird Charley von einer Gang überfallen und stirbt schließlich in den Armen seines Freundes. Kurz darauf wird Paul von der Polizei als mutmaßlicher Mörder verhaftet. Im Gefängnis trifft er auf Gangchef Fraker (Gavan O'Herlihy) und Charleys Nachbarn Bennett (Martin Balsam), der ihm davon erzählt, dass sich das Viertel zunehmend in einen Slum verwandelt. Eine Bande von Schlägern unter der Führung Frakers beraubt die alten Bewohner und ermordet sie. Das kann Racheengel Paul natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Durch die Hilfe der Pflichtverteidigerin Davis (Deborah Raffin) wird er aus dem Gefängnis entlassen und der leitende Beamte Shriker (Ed Lauter) bietet ihm an, als Spitzel für die Polizei zu arbeiten. Wieder in Freiheit, begibt sich Paul auf Verbrecherjagt – die schließlich in einer wahren Schlacht endet...
Los Angeles hat er aufgeräumt, in New York City, aus dem Paul Kersey einst verbannt wurde, tummelt sich der punkige Abschaum allerdings immer noch auf den verkommenen Straßen. Gut, dass Kersey eh gerade zurück in die Weltstadt reisen wollte, um einen alten Kumpanen zu besuchen, der – wie passend! – genau zu seiner Ankunft einer berüchtigten Bande zum Opfer gefallen ist: "Death Wish III: Der Rächer von New York" bittet erneut zur Großwildjagd. Und so macht sich Charles Bronson auf, die irren Vandalen, die den Senioren in Brooklyn den Schlaf rauben, aus den Schuhen zu blasen und erklärt den Bezirk zum Kriegsgebiet. Dabei ist der dritte Ableger der Reihe nicht minder bekloppt und reaktionär wie "Der Mann ohne Gnade", allerdings hat Michael Winner aus den Fehlern des Vorgängers gelernt und inszeniert den dritten Teil des "Ein Mann sieht rot"-Franchise als richtig launige r Exploitationsbrei, der sich so dermaßen auf ihr trashiges Over-the-Top-Prinzip beruft, dass es schon äußerst schwer fällt, diesem orgiastischen Bleigewitter wirklich mit Hass zu begegnen. "Death Wish III" ist vom Anspruch her ein miserabler Film geworden, aber vom Unterhaltungswerk her funktioniert er super. Die Story ist noch unglaubwürdiger, die Figurenzeichnung noch überspitzter und politisch korrekt ist das alles auf gar keinen Fall. Das macht gerade so viel Spaß, weil es so herrlich unkompliziert ist, bösen Humor besitzt, einen guten Charles Bronson zeigt und überraschend viel Action im Finale hat. Somit bekommt man hier brutale, reißerische Action zu sehen, die nur den Selbstzweck verfolgt, dabei aber gut gemacht wurde und einfach amüsiert.
6,5/10
Von NSM als Mediabook-Collection mit allen fünf Filmen im Leatherbook / Mediabook erschienen. Limitiert auf 500 Stück und komplett ungeschnitten in HD.
Hobo With A Shotgun (2011)
Ein Landstreicher (Rutger Hauer) zieht in eine Stadt namens Hope Town, in der das Gesetz nichts zu melden und das Verbrechen die Gegend beherrscht. Er macht sich jedoch nichts daraus und will dort als Landschaftsgestalter seinen Lebensunterhalt bestreiten. Dafür benötigt er jedoch einen Rasenmäher, der in einem Pfandhaus knappe 50 Dollar kostet. Um sich diesen kaufen zu können, geht er betteln. Dabei beobachtet er, wie die mörderischen Brüder Ivan (Nick Bateman) und Slick (Gregory Smith), deren Vater „The Drake“ (Brian Downey) das Sagen in Hope Town hat, einen Jungen bedrohen. Nachdem die Prostituierte Abby (Molly Dunsworth) erfolglos eingreift, schnappt sich der Landstreicher Slick und bringt ihn zur Polizeistation. Aufgrund eines perfiden Korruptionssystems wollen ihm die Gesetzeshüter jedoch nicht helfen. So macht es sich der Landstreicher zur Aufgabe, sich selbst um das verbrecherische Gesindel zu kümmern – inklusive pädophiler Weihnachtsmänner und Drogendealer – und kauft sich für sein erbetteltes Geld keinen Rasenmäher, sondern eine Shotgun...
"Hobo With A Shotgun" ist genau das, was "Machete" gern sein wollte: ein Grindhouse- Film, ein Trashfilm. Es ist eie ins Groteske überzeichnete und mit den Stilmitteln des Splatter-Films umgesetzte Gesellschaftskritik. Die Botschaft, dass eine Gewaltherrschaft nur mit Gewalt bekämpft werden kann, mag Pazifisten ärgern, aber sie ist - im Sinne dieses Streifens - wahr. Der rechtsfreie Raum, in dem die Mächtigen dieser Stadt agieren, die Gewalt gegen das Volk, Brot und Spiele zur Ruhigstellung der Bürger und als ultima ratio das Aufeinanderhetzen der Massen - all das zeigt der Film in comic-artig verfremdeter und durch bestialische Gewaltorgien überspitzter Weise. "Hobo With A Shotgun" eröffnet damit eine (gefühlt) politisch angehauchte Botschaft, wenn es gelingt, den schweren Vorhang der plakativen Gewalt zu lüften und dahinter zu blicken. Rudger Hauer, der einzige große Name des Films, mimt den namensgebenden Penner mit Schrotflinte, welcher, erstmal in dieser Stadt angekommen, feststellen muss, dass er in einer, von Kriminellen beherrschten, Hölle gelandet ist. Er macht sich nun mit seiner Shotgun auf, die Stadt zu säubern. So weit so einfach.
Der Schluss ist da an Symbolkraft kaum zu überbieten, denn tatsächlich braucht hier eine Revolution die einfachen Leute , die Straße und das Ausschalten der korrupten Ordnungsmacht. Der Film ist bis zu diesem Zeitpunkt ein einziges Feuerwerk aus Overacting, Splatter und Zynismus. Einige Witze sind tatsächlich sehr makaber und sensiblen Menschen auf keinen Fall zu empfehlen. Auch der Gewaltgrad ist sehr hoch: abgerissene und abgeschossene Körperteile, Eingeweide und sonstige Unappetitlichkeiten am laufenden Band. Jeder der also eher aus dem Action- Bereich als dem Horror- Splatter-Bereich kommt sei hiermit gewarnt. Hier werden einige Grenzen überschritten. Vordergründig wurde der Film aufgrund des Vorwurfs der Gewaltverherrlichung beschlagnahmt, aber man kann sich beinahe sicher sein, dass dies aus Kalkül geschah.
7/10
Von Universum Film (LFG) kommt der Film in seiner ungeschnittenen (und indizierten) Fassung als "2-Disc Limited Editon" im Mediabook:
Sonntag, 30. Juli 2017
The Big Short (2015)
Wir schreiben das Jahr 2005. Tag für Tag werden an der Wall Street neue, waghalsige Börsengeschäfte getätigt und die Wirtschaft boomt. Vor diesem Hintergrund werden sogar Arbeitslose mit hervorragenden Renditen und minimalen Risiko zu Villenbesitzern. In der beseelten Atmosphäre des allgemeinen Wohlstands sieht nur der eigenwillige Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) voraus, dass die Finanzwelt unmittelbar vor einem gigantischen Crash steht. Als er mit seinen Prognosen bei den führenden Bankenbossen kein Gehör findet, fasst er einen perfiden Plan, mit dem er die großen Banken aufgrund ihres Mangels an Weitsicht und ihrer Gier vorführen will: Den „Big Short“. Mit anderen risikofreudigen Spekulanten wie dem Trader Steve Eisman (Steve Carell), dem Deutsche-Bank-Makler Greg Lippman (Ryan Gosling) und dem einstigen Star-Investor Ben Rickert (Brad Pitt) wettet er gegen das Finanzsystem, indem er Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken tätigt. Im Gegenzug winkt das große Geld...
Was könnte langweiliger und trockener sein als ein Film über die Anfänge der Finanzkrise 2007/2008 und eine Handvoll Hedgefond-Manager und Trader, die den Braten vor allen anderen gerochen und sich entsprechend zu positionieren versucht haben, im Endeffekt aber auf Kosten der breiten Bevölkerung und eines sprichwörtlich blind und korrupt gewordenen Systems die große Kohle machen? Eine ähnliche Frage dürfte sich auch Regisseur und Mit-Drehbuchautor Adam McKay bei seiner Verfilmung des gleichnamigen Sachbuches von Michael Lewis gestellt haben und so präsentiert er dem geneigten Zuschauer - in Vertretung durch Erzählerfigur Jared Vennett (Ryan Gosling) - nach guten zwanzig Minuten Margot Robbie im Schaumbad, um in direkter Ansprache an den Zuschauer einige Aspekte des amerikanischen Finanzwesens verständlich zu machen. Ein Kniff, der aufgeht, denn allein diese Einsprengsel lassen den satirischen Unterton erkennen, von dem "The Big Short" in seiner Gänze durchzogen zu sein scheint, während das Thema an sich ja eigentlich eine ernste Sache ist.
Der Film ist ein großes Stück wie eine Dokumentation aufgebaut, was natürlich gut zu dem Thema der Aufdeckung der großen Immobilienblase und Finanzkrise passt. Schauspieltechnisch hochklassig besetzt, mit einer spannenden, wenn auch bedrückenden Geschichte und wenn man es so recht bedenkt auch mit keinem zufriedenstellenden Ausgang. Seine wahren Stärken entfaltet er durch die Charakterdarstellung seiner Protagonisten mit all deren Stärken und Schwächen. Er zeigt damit, dass selbst Leute an der Wall Street normale Menschen sein können, die letztendlich nur ihr Wissen einsetzen um mit dem vom System gegebenen Mitteln ihr Geld zu verdienen."The Big Short" zeigt eindringlich, dass selbst die Leute, die das Ganze haben kommen sehen, ein enormes Risiko eingehen mussten um überhaupt daraus ihren Profit zu schlagen und zu diesem Ruhm zu gelangen. Klar, dieses Mitgefühl für Leute zu haben, die jährlich mehrere Millionen verdienen, kommt aus Sicht eines normalen Menschen nicht in Frage, das verstehe ich auch. das liegt oft daran, dass es für den Normalo auch nicht einfach nachzuvollziehen ist, welchem Risiko sich die Händler dabei aussetzen. Denn, für die Bank ist es womöglich ein Nullsummenspiel, weil sie am Ende gerettet wird, für den einzelnen Händler aber eben nicht. Wenn er nichts anderes gelernt hat, kann es für ihn das Ende seiner Existenz bedeuten.
Dass es besonders in dieser Branche viele schwarze Schafe gibt, ist nicht wirklich etwas neues, schade ist nur, dass diese schwarzen Schafe auf Kosten anderer eben so viel mehr verdienen als es in anderen Branchen möglich ist. Es wäre dennoch viel zu einfach sich einer simplen Kapitalismuskritik hinzugeben nach dem Motto: Die da an der Wall Street sind alle böse, da sie die Bauern ausnehmen. Der Film geht diesen Weg glücklicherweise nicht und stellt Gut und Böse innerhalb der Branche dar. Er bombardiert einen zu Anfang mit fachbegriffen, die man als Outsider nicht kennen kann und braucht damit etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Und trotz dieser kurzen Überforderung schafft er es, interessant zu bleiben, auch gerade weil man weiß, wie sehr die beschriebenen Inhalte der Wahrheit entsprechen und man so auch nicht drumherum kommt, immer wieder mit dem Kopf zu schütteln. Und das ist in jeder einzelnen Sekunde genial.
8,5/10
Freitag, 28. Juli 2017
The Guardian - Das Kindermädchen (1990)
Die Eheleute Phil (Dwier Brown) und Kate Sterling (Carey Lowell) müssen arbeitsbedingt von Chicago nach Los Angeles ziehen, nachdem sie gerade ein Baby bekommen haben. Dort angekommen machen sie sich sogleich auf die Suche nach einem Kindermädchen für die Betreuung ihres neugeborenen Sohnes und finden schon bald eine junge Studentin, die für den Job wie geschaffen scheint. Als diese plötzlich bei einem Unfall ums Leben kommt, entscheidet sich das Paar für das freundliche Kindermädchen Camilla (Jenny Seagrove). Doch die Fassade täuscht: Die teuflische Nanny hat keine guten Absichten und das Ehepaar ahnt noch nicht, welche schrecklichen Pläne die sympathisch wirkende Dame in Wahrheit verfolgt. Erst als sie von den verschwundenen Kindern in der Gegend hören, werden Phil und Kate langsam misstrauisch...
Wie kann diese 'Guardian Angel'-Agentur überhaupt noch legal bestehen, wenn ihre Angestellten immer wieder Babies stehlen und von der Polizei gesucht werden? - Ach egal, immerhin hatte Friedkin seinen exploitativen Spaß mit dieser trivialen Auftragsarbeit, einem abstrusen Okkultthriller der käsigsten Sorte - voll blöde-blutigen Effekten und Jahrmarkts-Jumpscares, bei denen er sich im Regiestuhl wahrscheinlich totgelacht hat, so plump sie hier doch aufspringen. Ursprünglich sollte übrigens Sam Raimi hier Regie führen - man merkt's, vor allem im Finale, in welchem ein lebender, mörderischer Baum dank dem Griff zur Kettensäge in Blutfontänen explodiert.
Alles in allem ist "Das Kindermädchen" ein simpler Horrorfilm, den man nicht guckt um sich intensiv unterhalten zu lassen, sondern einfach um etwas Spaß zu haben. Sieht man von der absurden Story ab, dann hat das Drehbuch auch ein paar gute Ideen gehabt, die Darsteller spielen ordentlich und die Figurenzeichnung ist okay. Außerdem ist das handwerklich sauber gemacht, die Atmosphäre stimmt und der Unterhaltungswert ist hoch. Abgerundet wird das Ganze von starken Effekten und ein paar recht derben Szenen. Mehr braucht es manchmal nicht.
7/10
Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
Journey To The Center Of The Earth - Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (2008)
http://www.imdb.com/title/tt0373051/
Trevor Anderson (Brendan Fraser) ist Vulkanologe und soll für einige
Tage auf seinen 13-jahrigen Neffen Sean (Josh Hutcherson) aufpassen.
Nichts leichter als das - wären da bloß nicht einige geheime
Aufzeichnungen von Trevors Bruder (Jean Michel Paré). Sie deuten darauf
hin, dass die Werke von Jules Vernes auf Tatsachen beruhen. Trevor und
Sean machen sich auf den Weg nach Island, wo Professor Lidenbrock, der
Held des Romans, leben soll. Doch der ist längst verstorben. Stattdessen
treffen Trevor und sein Neffe auf Lidenbrocks Tochter Hannah (Anita
Briem), die das Duo als erfahrene Bergführerin zu einem Vulkankegel
geleitet. Dort zwingt ein elektromagnetischer Sturm die Gruppe,
Unterschlupf zu suchen. Dabei werden die drei verschüttet und von der
Außenwelt abgeschnitten. Es bleibt nur die Flucht durch stillgelegte
Minengänge, immer tiefer ins Erdinnere hinab...
Brendan Fraser blieb seinem Erfolgsgenre Fantasy-Abenteuer-Action
treu und produzierte direkt nach dem letzten, vergleichsweise schwachen Teil der "Mumie" seine entrückte Version dieses Jules Verne-Klassikers, natürlich
mit sich selbst in der Hauptrolle. Das Ergebnis ist leidernicht berauschend, trotz des beachtlichen Budgets
von 45 Mio.$. und wirkt sogar etwas bieder, phasenweise beinahe schon
hölzern, wozu auch die teils billig wirkenden Effekte beitragen (vor
allem beim Stürzen/Fallen, Monstern, etc.). Allerdings ist die Story ansprechend und hat über das Acting einen gewissen Charme,
was wiederum überzeugt - man darf diesen Film eben nicht allzu ernst nehmen. Eindeutig hervor sticht auch der Score von Andrew Lockington, doch er kann
den Streifen nicht auf ein höheres Level wuchten, obwohl er eindeutig
besser ist als die Bilder. "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" ist endeutig ein reiner Kinderfilm vom Regisseur Eric Brevig. Vergleichbar mit
einem Besuch in Disneyland, wo man mal eben eine rasante 3D-Fahrt vor
einer Leinwand im wackelnden Sessel macht. In diesem Punkt erfüllt er seinen Zweck.
Als Erwachsener aber beinahe unerträglich anzuschauen, etwa wenn es in
rasanter Fahrt durch die Mine geht wie einst bei Steven Spielberg, aber hier einfach
nur billig getrickst aussieht, und sich die Darsteller in der
todeslastigen Schussfahrt auch noch fröhlich-lakonische Kommentare
zuwerfen. Mit Jules Verne hat das nichts mehr zu tun. Leider.
4,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Donnerstag, 27. Juli 2017
[KINO] Dunkirk (2017)
Mai 1940, der Zweite Weltkrieg tobt. Die Nazis haben die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt und kündigen mit Flugblättern den Bewohnern und den dort stationierten Soldaten ihre scheinbar ausweglose Lage an. Denn durch die feindlichen Truppen auf der einen Seite und das Wasser auf der anderen, scheint es keine Chance zu geben, zu überleben. Doch in Großbritannien ersinnt man eine kühne Rettungsmission, von der zuerst nur die wenigsten glauben, dass sie Aussicht auf Erfolg haben kann. Doch einige verwegene und mutige Männer machen sich daran, ihre Kameraden zu retten. Denn schließlich warten auf den Stränden vor Dünkirchen fast 400.000 Mann auf ihre Hilfe...
Nach den beiden letzten großartigen Filmen von Erfolgsregisseur und Bank Christopher Nolan kommt nun ein Film, den man so von ihm nie erwartet hätte. "Dunkirk" erzählt von der Evakuierungsaktion Operation Dynamo, durch die während des Zweiten Weltkrieges britische, belgische und französische Soldaten aus der von deutschen Truppen eingekesselten Stadt Dünkirchen (engl.: Dunkirk) befreit wurden. Operation Dynamo war der Codename für eine militärische Evakuierungsaktion der britischen Admiralität im Zweiten Weltkrieg. Im Rahmen der Operation konnten vom 26. Mai bis zum 4. Juni 1940 mit 85 Prozent das Gros des britischen Expeditionskorps (BEF) und Teile der französischen Armee, die von deutschen Truppen bei Dünkirchen eingekesselt waren, per Schiff nach Großbritannien transportiert werden. Bis zum 4. Juni wurden insgesamt 338.226 alliierte Soldaten, davon etwa 110.000 Franzosen, unter Zurücklassung fast des gesamten Materials evakuiert. So viel zum Background.
"Dunkirk" verzichtet auf Exposition, Überlänge, lässt Bilder (und grossartig konsternierte Hauptfiguren) für sich sprechen und wirft den Zuschauer gleich mitten ins Geschehen. In einer Art Episodendrama, natürlich mit verschiedenen Timelines, so viel Nolan muss sein, lässt "Dunkirk" die Qualen des Krieges und einer der raren Lichtblicke des zweiten Weltkriegs fassbar werden. Und - was beinahe unglaublich erscheint - das fast ohne "typische" Kriegsszenarien zu zeigen, wie sie gern bei "Der Soldat James Ryan", "Band Of Brothers" oder Mel Gibsons "Hacksaw Ridge" gezeigt werden. Was heißen soll: es gibt keine wirklichen Mann-gegen-Mann-Kampfhandlungen. Was man eigentlich von einem Kriegsfilm erwarten würden. Aber Nolan stellt mal eben das Genre auf den Kopf alles einmal um und erschafft mit "Dunkirk" einen ganz eigenen Kriegsfilm, in dem eben die Rettung der Soldaten an erster Stelle steht und die Kriegshandlungen lapidar Mittel zum Zweck sind. Dabei sind vor allem die Luftkämpfe zwischen Messerschmidt und Spitfire hervorragend eingefangen und so spannend inszeniert, sodass der Zuschauer zu jeder Sekunde mitfiebert. Und auch der Soundtrack trägt einen erheblichen Teil dazu bei. Auf Hans Zimmer ist immer Verlass, aber wenn er mit Nolan zusammenarbeitet übertrifft er sich selbst noch einmal.
Der Film erzählt auf eben drei Zeitebenen und drei Sichtweisen die "Dunkirk"-Evakuierung im zweiten Weltkrieg. Dabei richtet er nicht über Gut und Böse, Nazis oder Alliierte. Nein, er zeigt einen intimen, dramatischen Überlebenskampf. Der Krieg an sich mit allen historischen Hintergründen spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Ein dramaturgischer Kniff, der in diesem Genre so noch nicht dagewesen ist. Technisch ist der Film natürlich auch allererste Güte. Nolan nutzt kaum CGI oder die Sicherheit eines Studios. Er dreht am Originalschauplatz, mit realen Schiffen, Flugzeugen und tausenden Statisten. Alles wirkt umso realistischer und verschlingt den Zuschauer förmlich. Von der ersten Minute an ist man mit am Strand eingekesselt und fiebert mit den Figuren ums Überleben. Dieses Gefühl wird durch die geniale Kameraarbeit noch verstärkt. Optisch und drehbuchtechnisch ist der Film bis auf das obligatorische Zusammentreffen der Protagonisten am Ende also herausragend. Die Hauptdarsteller, allen voran Kenneth Branagh, Tom Hardy und Cillian Murphy sind großartig besetzt und gespielt. Ein Wermutstropfen ist die durch die Distanz gewahrte Charakterzeichnung emotionale Tiefe. Das ist etwas schade, aber eben auch Teil des Werkes.
"Dunkirk" würde gar für die Liga der besten Kriegsfilme überhaupt reichen, hätte der Film in den letzten Minuten nicht noch eine Pathos-Bombe abgeworfen.
9/10
Dienstag, 25. Juli 2017
Burnt Offerings - Landhaus der toten Seelen (1976)
Das Ehepaar Rolf (Karen Black, Oliver Reed) bezieht samt Sohn und Tante Elizabeth (Bette Davis) für den Sommer das Landhaus des recht seltsamen Ehepaars Allardyce. Das Haus ist recht günstig, einzige Auflage ist die Versorgung der alten Mrs. Allardyce im Dachzimmer des Hauses, die man jedoch nie zu Gesicht bekommt. Doch schon bald verwandelt sich die Idylle in einen Alptraum. Ben Rolf träumt von einem alptraumhaften Chauffeur, die Stimmung unter den Rolfs wird angespannt, Tante Elizabeth stirbt plötzlich und dann ertrinkt der Sohn beinahe im Swimming Pool. Als die Familie in Panik das Haus verlassen will, geschieht Unglaubliches...
"Landhaus der toten Seelen" ist ein Film der durch sein gemächliches Tempo es perfekt versteht die Zuschauer in die Geschichte finden zu lassen und dabei einen Sog entwickelt, dem man sich nur wieder schwer entziehen kann. Die Atmosphäre wirkt den ganzen Film über albtraumartig, verdeutlicht durch das wohl platzierte Einstreuen surrealistischer Sequenzen und der simplen aber perfekten musikalischen Untermalung. "Landhaus der toten Seelen" ist eben ein klassisch erzählter, deswegen natürlich auch vorhersehbarer, charmant und recht kunstfertig erzählter Film. Ein kurzweiliger, alter Grusel zwischen Traum und Albtraum (Wasser, Blumen - dekorativ und archetypisch) mit dem typischen Flair der 70er Jahre. Die ansprechende Besetzung und cartoonartige Nebenrollen, selbst die eigene Bildsprache sprechen eine deutliche Sprache. Speziell auf der Figurenzeichnung liegt - für so einen Genrefilm - ein hohes Mass an Bedeutung.
Irren heute oft mindestens ein halbes Dutzend austauschbarer Pappfiguren durch ein Spukhaus, nur um im Minutentakt als Kanonenfutter herzuhalten, braucht "Landhaus der toten Seelen" gerade mal vier Hauptfiguren, deren Ableben nicht mal selbstverständlich erscheint. Das Mitfiebern mit ihnen bezieht sich nicht auf die Frage, wer von ihnen wohl überleben wird, sondern ob es sie überhaupt erwischen muss. Ihre Charakter-fokussierte Darstellung und Entwicklung während des Films lässt eine tiefere Bindung zu ihnen aufbauen, als in vergleichbaren Beiträgen üblich. Dementsprechend wichtig ist der Cast. Karen Black (mit ihrem manchmal irritierenden Silberblick) und Oliver Reed als sich in verschiedene Richtungen entwickelndes Ehepaar sind hervorragend, das Highlight ist jedoch abermals Bette Davis, obwohl nur mit einer Nebenrolle ausgestattet. Der Wahnsinn und die Besessenheit die allmächlich die Familie beschleichen wird durch die wirklich hervorragenden Schauspieler gekonnt transportiert.
Zudem weiß der Film, wann es auch mal keine Musik und kein Action braucht, das ist im gleichen Maße entspannend (im Vergleich zu neuerem/schlechteren Horror) und nervenaufreibend. Einfach toll. Schade, dass so etwas heute keinem mehr hinter dem Ofen hervorlockt.
7/10
Von NSM Records kommt der Film hierzulande ungeschnitten und in HD im auf 333 Stück limitierten Mediabook:
Montag, 24. Juli 2017
The Dark Half - Stephen Kings Stark (1993)
Der renommierte Schriftsteller Thad Beaumont begeistert mit seinen Romanen die Kritiker. Doch das große Geld verdient er mit reißerischer Horror-Lektüre, die er unter dem Pseudonym George Stark verfasst. Sein literarisches Doppelleben droht ein plötzliches Ende zu nehmen, als ein Erpresser auftaucht, der Thads zweite Identität enttarnen könnte. Aus der Not heraus beschließt Thad, dem Erpresser zuvorzukommen und sein Alter Ego selber zu enthüllen. George Stark wird dabei im Rahmen der Enthüllungsstory symbolisch zu Grabe getragen. Doch Stark scheint nicht einfach so sterben zu wollen – im Gegenteil, er nimmt körperliche Gestalt an und entsteigt seinem Grab. Kurz darauf geschehen in Thads Umfeld einige Morde, die auf ihn als Täter hindeuten...
"The Dark Half" ist guter und atmosphärisch dichter Stoff, welcher Zombie-Meister George A. Romero hier abliefert. Auch wenn man "The Dark Half" an jeder Ecke die "Direct-to-Video"-Qualität ansieht, versprüht er doch diesen gewissen Charme den viele der alten King-Verfilmungen mitbringen. Filme und Bücher sind dazu ja auch immer ein heikles Thema. Da tut es oft gut, wenn man den Film unabhängig von der Buchvorlage einordnet. Und "Stark" ist mal eine recht spannende Stephen King-Adaption geworden, die gleich mit zwei tollen Hauptdarstellern sowie einer düsteren Atmosphäre punkten kann. Allein schon Timothy Hutton mimt seine Figuren Thad/George sehr passend. Die Story wird ohne Langeweile erzählt und hat schicke Morde sowie einen ziemlich fiesen Killer zu bieten. Nur leider wurden mir zuviele Hintergründe und Informationen aus dem Buch nicht übernommen, das ist bei fast allen Verfilmung das Problem - daher auch das losgelöste Betrachten.
Der Film gehört dann zu den wenigen, wirklich sauber verarbeiteten und inszenierten Filmen des Stephen King. Die Story wird Mystiker wohl mehr ansprechen als Horror-Fans. Der Score verdient dabei besondere Erwähnung, denn das, was Christopher Young hier abliefert geht unter die Haut und ins Hirn. Er versteht es einfach jederzeit perfekt die Stimmung zu unterstreichen. Alles in allem und in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um einen Film ohne großes Budget handelte ist es doch ein recht guter Streifen geworden, den man Mystery- und Horrorfans gleichermaßen empfehlen kann.
7/10
Von OfDb Filmworks erschien der Film als ungeprüfte und ungeschnittene Fassung als "Collector's Edition" im DigiPak. Allerdings ist die Auflage stark limitiert.
Sonntag, 23. Juli 2017
xXx: Return Of Xander Cage - xXx: Die Rückkehr des Xander Cage 3D (2017)
Auf Bitten seines Kontaktmannes Agent Augustus Eugene Gibbons (Samuel L. Jackson) kehrt der für tot gehaltene Extremsportler Xander Cage (Vin Diesel) aus seinem selbstauferlegten Exil zurück, um erneut als Geheimagent für die US-Regierung zu arbeiten. Dieses Mal muss er eine ebenso unaufhaltbare wie zerstörerische Waffe namens „Die Büchse der Pandora“ bergen. Zeitgleich machen sich jedoch auch der sinistre und mit Waffen wie Fäusten tödliche Xiang (Donnie Yen) und dessen Schergen daran, die todbringende Technologie in ihren Besitz zu bringen. Zusammen mit seinem neuen Team kampfbereiter adrenalinsüchtiger Profis (u.a. Deepika Padukone, Ruby Rose, Rory McCann und Nina Dobrev) findet sich Xander schon bald in einer tödlichen Verschwörung wieder, in die sogar Repräsentanten auf Regierungsebene verwickelt sind...
Mit „xXx: Return Of Xander Cage“ kehrt ein Franchise in die Kinos zurück, mit dessen Fortsetzung 12 Jahre nach dem Sequel des Auftakts vermutlich eher die wenigsten gerechnet hätten. Auch wenn Hauptdarsteller Vin Diesel im Jahr 2002 nach seinem Mitwirken im ersten "The Fast And The Furious" mit "xXx" Chancen auf ein potentielles zweites Standbein hatte, blieb sein Auftritt als Extremsportler und Geheimagent Xander Cage ein einmaliger. Das drei Jahre später gefolgte Sequel mit Ice Cube in der Hauptrolle geriet zur finanziell enttäuschenden Angelegenheit, von dem Diesel bereits vorab Abstand nahm, nachdem selbst ihm das Drehbuch nicht zusagte. "xXx: State Of The Union" war ein Film, über den man angesichts seiner Qualität ohnehin lieber schnell den Mantel des Schweigens hüllte und der ebenso schnell wieder in Vergessenheit geriet.
Nachdem sich die "The Fast And The Furious"-Filmreihe zum kommerziellen Kassenschlager entwickelte und einen Teil auf den anderen folgen ließ, versuchen sich Paramount Pictures im Jahr 2017 nun mit Diesel als zugkräftigen Star an einer Wiederbelebung des "xXx"-Franchise. Obwohl Xander Cage im zweiten Teil eigentlich für tot erklärt wurde, zeigt sich dieser in "xXx: Return Of Xander Cage" quicklebendig. Sein offensichtliches Wohlbefinden wird dadurch untermauert, dass er zu Beginn mit Skiern durch den Dschungel der Dominikanischen Republik brettert, sich auf einem Skateboard von einem Auto über die Straße ziehen lässt und anschließend, nachdem er seinen Verfolgern entkommen ist, die vermutlich attraktivste Frau der gesamten Region ins Bett bekommt.
Nach diesem Auftakt von D. J. Carusos Film könnte man meinen, dass das bisherige Konzept von Xander Cages Lebensstil mit voller Absicht keinen Veränderungen unterzogen wurde, doch der Regisseur dreht zusätzlich sämtliche Regler auf Anschlag. In "xXx: Return Of Xander Cage" wird nicht einfach nur dem altbewährten "größer, schneller, lauter"-Rezept gefolgt, das für zahlreiche Fortsetzungen im Blockbuster-Sektor zum Einsatz kommt, sondern ein völlig bizarres Paralleluniversum entworfen, das mit der Realität kaum noch etwas gemeinsam hat.
Die Jagd nach einem Gerät, mit dem sich Satelliten manipulieren und zum Absturz bringen lassen und das in falschen Händen somit zur mächtigen Waffe geraten könnte, entwickelt sich ab der Hälfte des Films zum fast schon kindlichen Wettstreit zwischen zwei Teams von Geheimagenten, die aus unterschiedlichen Gründen agieren. Dialoge, bei denen gefühlt jeder zweite Satz aus einer lässigen Bemerkung, einer gewitzten Anspielung oder abgebrühten Machismen besteht, Figuren, die sich vornehmlich in coolen Posen üben und Action-Setpieces, die sämtliche Grenzen der Logik aushebeln, physikalische Gesetzmäßigkeiten an den Rand des Wahnsinns befördern und Greenscreen-Effekte, die matschige Texturen aus dem Computer geradezu zelebrieren, sind die Bausteine dieses grellen Spektakels.
Auch wenn das Drehbuch von F. Scott Frazier deutlich zu lange braucht, um sämtliche Mitglieder des illustren Ensembles zusammenzuführen, aufeinander einzuspielen und im Schatten von Diesel, der sich nach wie vor als eher klobiger Sympathieträger aufspielt, von der Leine zu lassen, versprüht "xXx: Return Of Xander Cage" aufgrund der konsequent haarsträubenden Vermengung pubertärster Schauwerte, auf Krawall gebürsteter Stereotypen und einer sichtbaren Freude am irrationalen Exzess einen infantilen Unterhaltungswert, der in den besten Momenten durchaus ansteckend ist.
Wenn sich drei der Figuren in einer Konfliktsituation entschärfte Granaten wie bei einem ausgelassenen Brettspiel über den Tisch zurollen, Kämpfe in einem Flugzeug trotz eines Verlusts der Schwerkraft ausgetragen oder Motorräder zu Jetskis umfunktioniert werden, während Caruso alles wie ein protziges Musikvideo inszeniert, schwingt sich dieser Film in Höhen auf, in denen selbst die realitätsfremden letzten Teile der "The Fast And The Furious"-Reihe vergleichsweise wie subtile Charakterstudien wirken. Sicherlich hätte es den dritten Teil, der sein gesamtes Potential an Größenwahnsinn nicht einmal voll ausschöpft, nicht unbedingt gebraucht. Kurzweiligen Spaß kann man mit diesem Abenteuerspielplatz des albernen Schwachsinns und freudig zelebrierten Irrsinns aber trotzdem haben.
5,5/10
Samstag, 22. Juli 2017
See No Evil 2 (2014)
Die Medizinstudentin Amy (Danielle Harris) arbeitet nebenbei im Leichenschauhaus der Stadt und verbringt einen Großteil ihrer Zeit daher mit toten Körpern. Als ihr Geburtstag ansteht, wollen ihre Freunde um Tamara (Katharine Isabelle) die Studentin an ihrem Arbeitsplatz im Krankenhaus mit einer großen Party überraschen. Die Rechnung geht auch auf, die Freude ist entsprechend groß, doch wenig später sind sie selbst die Überraschten. Denn im Untergeschoss des Gebäudes erwacht die einäugige Leiche des Psychopathen Jacob Goodnight (Glenn Jacobs) wieder zu neuem Leben. Mit Messer und Säge erweitert der Haken-Killer sein Arsenal und verwandelt die Geburtstagsparty der Freunde in ein grausames Schlachtfest...
Nach der Tragödie im Blackwell Hotel werden die Körper vom vermeintlich toten Killer Jacob Goodnight (WWF-Star Glenn 'Kane' Jacobs) und neun seiner Opfer in das Leichenschauhaus überführt, wo die Mitarbeiter gerade eine Geburtstagsfeier feiern. Natürlich wird die Party von ihm gestört. Der erste Teil war ein ordentlicher Slasher, der nur wegen seiner unglaublichen Over-the-top-Morde in Erinnerung blieb. Obwohl nicht sonderlich kommerziell erfolgreich, bekommt der Streifen Jahre später eine Fortsetzung. Regie führten (überraschenderweise) die Soska-Schwestern, die sich mit "American Mary" bei Genre-Fans einen Namen gemacht haben.
Leider ist das Ergebnis definitiv ein künstlerischer Schritt zurück. Sie opferte ihren vormals hoch entwickelten Stil für einen moderaten, durchschnittlichen Flick. Die Tötungen sind unterwältigend und die Schwestern schaffen es nie, die labyrinthische Struktur des Leichenhauses kreativ oder überhaupt zu nutzen. Wrestling-Star Kane poltert im Walk'n'Kill-Modus wie zufällig durch die Gänge und wirkt dabei wie ein netter Kerl, der zufällig sieben Fuß groß ist und aus Versehen Schlachtwaffen in der Hand hat. "See No Evil 2" will und wird kein Klassiker sein, aber er versucht zumindest durch einen langsamen Spannungsbogen und etwas Gemetzel die Uralt-Formeln des Slashers zu bedienen. Das ist dann eher redundant und kann wohlwollend als Hommage an all die Myers, Kruegers und Voorhees gesehen werden - oder als reines pflichtschuldiges Vergnügen der Soska Sisters.
4,5/10
Von NSM Records kommt der Film hierzulande ungeschnitten und in HD im Mediabook:
Donnerstag, 20. Juli 2017
[KINO] Valerian And The City Of A Thousand Planets - Valerian und die Stadt der tausend Planeten 3D (2017)
Im 28. Jahrhundert sorgen der Spezialagent Valerian (Dane DeHaan) und seine Kollegin Laureline (Cara Delevingne) für Recht und Ordnung in der Galaxis. Ihr neuester Auftrag, den sie vom raubeinigen Commander Arün Filitt (Clive Owen) bekommen haben, führt die beiden ungleichen Gesetzeshüter in die gigantische Metropole Alpha, in der unzählige unterschiedliche Spezies aus verschiedensten Teilen des Universums zusammenleben. Mit der Zeit haben sich die Bewohner der Stadt einander so stark angenähert, dass sie all ihr Wissen vereint haben und dies zum Vorteil für alle nutzen. Allerdings kann sich längst nicht jeder mit den herrschenden Verhältnissen anfreunden. Einige schmiedeten insgeheim Pläne, die nicht nur Alpha, sondern die gesamte Galaxis ins Chaos stürzen könnten. Valerian und Laureline setzen alles daran, das drohende Unheil abzuwenden...
Man könnte Luc Bessons neues Science Fiction-Epos "Valerian und die Stadt der tausend Planeten" im Grunde knapp zusammenfassen: "Das fünfte Element" trifft "Avatar". Genau 20 Jahre nach Luc Bessons Mega-Hit "Das fünfte Element" hat sich der Franzose wieder an eine ähnlich geartete Thematik herangewagt, die außerdem auf dem Comic "Valerian" aus den sechziger Jahren basiert. Eigentlich wollte Besson den Comic bereits viel früher verfilmen, doch die Thematik galt lange Zeit als schlichtweg unverfilmbar. Und bereits der malerische Anfang zeigt auch eindrucksvoll warum: die Szenarien sind so phantasievoll, dass das Intro nahezu 100% CGI sind. Das ist einerseits gut, da sich Besson so auch voll in 3D ausleben kann, andererseits wirkt der Film dadurch etwas steril und geradezu zu sauber.
Schön aber zu sehen, dass Besson nicht gleich Megastars als Protagonisten besetzte. Die beiden Spezialagenten Valerian (Dane DeHaan, dem eigentlich aufgrund seines Auftretens eher die Rolle eines Schurken zu Gesicht steht) und Laureline (Cara Delevingne, aufreizend, sexy und unglaublich faszinierend) sind angenehm frische Gesichter mit einer starken Präsenz und erfrischend passend. Das liegt auch am perfekten Zusammenspiel der beiden - man nimmt ihnen schlicht alles ab. Ein großer Kritikpunkt sind allerdings die fehlenden Background-Infos zu den Hauptfiguren Valerian und Laureline. Der Film fühlt sich an als wäre er bereits der zweite Teil einer Weltraumsaga.
Aber wie bei "Das fünfte Element" ist "Valerian" ein echtes Design-Monster. Jedes Detail, Szenario und Kostüm ist derart stilvoll, dass es den Zuschauer fast schon erschlägt. Kein Wunder, schließlich hatte Besson eine clevere Idee: er suchte zusammen mit Joe Zee, Chefredakteur von Yahoo Style, sowie Olivier Bériot, dem Kostümbildner des Films, öffentlich rund 20 talentierte Designer, die als Lohn für die besten Einsendungen 1.000 Dollar sowie die Umsetzung des Kostüms im Film bekamenund wer ganz genau hinschaut, entdeckt sogar Aliens (und Unterarten) aus "Das fünfte Element".
Darüber hinaus ist "Valerian" rein techniscch betrachtet 'State of Art', da die Grenze zwischen CGI und realen Charakteren so gut gelungen ist, dass man Unterschiede zwar wahrnimmt, sich diese aber hervorragend in das Geschehen einfügen. Allerdings müssen CGI-Hasser auf der anderen Seite auch damit leben, dass nahezu jedes Bild in irgendeiner Art mit CGI behaftet ist. Die größte Schwäche des Films ist aber der Plot, denn ein richtiger Spannungsbogen entsteht nicht. Soll heißen: man weiß, worauf das alles hinauslaufen wird. Die starke moralische Botschaft (Weltfrieden und Liebe) wird dem Zuschauer außerdem fast schon aufgezwungen. Das ist nicht unbedingt schlecht und hat in dieser Form auch schon in "Das fünfte Element" funktioniert, hinterlässt aber den Geschmack eines etwas altbackenen Brotes.
Der bis dato "teuerste Film Europas" gewinnt aber dennoch ganz schnell die Herzen der Zuschauer. Bessons Kreativität strahlt von jeder Szenerie, besonders in den ersten zwei Akten des Films. Er hat die schönsten und fantasievollsten Bilder, die man seit Langem in einem Science-Fiction-Film zu sehen bekommen hat und man kann schon sagen, dass man ein solches Wunderwerk an Phantasie und überbordender visueller Imagination im Kino lange nicht mehr gesehen hat. Toll.
7,5/10
Der Film war von UNIVERSUM FILM auch im limitierten Steelbook erhältlich:
Quellen:
Inhaltsangabe: Universum Film
Poster/Artwork: EuropaCorp