Es sind schon viele Jahre vergangen, nachdem Tarzan (Alexander Skarsgård) den afrikanischen Dschungel hinter sich gelassen hat. Jetzt lebt er unter seiner neuen Identität als britischer Adliger John Clayton III, Lord Greystoke, mit seiner geliebten Frau Jane (Margot Robbie) ein standesgemäßes Leben in der Zivilisation. Eines Tages erhält er einen Auftrag direkt vom Parlament: Als Sonderbotschafter für Handelsfragen soll Tarzan zurück in den Dschungel vom Kongo geschickt werden. Noch ahnt er allerdings nicht, dass er dabei nur als Schachfigur in einer gefährlichen Intrige aus Rache und Habgier missbraucht werden soll, die der Captain Leon Rom (Christoph Waltz) aus Belgien eingefädelt hat. Aber auch er und die anderen Drahtzieher haben noch keinen blassen Schimmer, was für eine tödliche Lawine sie mit ihrem diabolischen Plan ins Rollen bringen.
"The Legend Of Tarzan" macht den
Eindruck einer Fortsetzung zu einem Film, den man überhaupt nicht gesehen hat. David Yates versuchte sich mit "Legend Of Tarzan" an einer Fortsetzung des altbekannten Stoffes von Edgar Rice Burroughs um Tarzan, Herr der Tiere und des Dschungels. Wenn man nun diesen Streifen hier betrachtet könnte das alles schon fast Stoff für einen neuen Superhelden sein, denn genau so kommt der titelgebende Held daher. Mit beinahe übermenschlichen Kräften ausgestattet, wendig und geschickter als alle anderen um ihn herum und Kontrolle über beinahe jedwedes Lebenwesen im Dschungel, lacht man bald, wenn ihm ein ganzes Zugabteil an Soldaten gegenübersteht, die ja doch nicht mal an der Oberfläche des Helden kratzen können.
Seis drum und darüber könnte man noch großmütig hinwegsehen, denn immerhin unterhält "Legend Of Tarzan" über fast die gesamte Laufzeit. Anfangs ist es tatsächlich sehr schwer, den ganzen Geschehnissen Aufmerksamkeit zu widmen, zu viel wird viel zu schnell herunter gerattert. Hier zeigt
sich dann die Wichtigkeit von Samuel L. Jacksons Charakter George Washington Williams. Williams ist der Ankerpunkt für den
Zuschauer, denn er wird ebenso ins kalte Wasser geschmissen, ist ob der
Geschehnisse ebenso verwirrt, verwundert und beeindruckt. Des Weiteren
hatte er glücklicherweise den ein oder anderen lustigen Spruch parat, um
die Atmosphäre aufzulockern, denn der "cheesy-Faktor" ist aufgrund des
Drehbuchs in Kombination mit der ernsthaften Auslegung der
Tarzan-Thematik schon ziemlich hoch. Da gibt es Momente, in denen man sich wahrhaftig wünscht, dass die Tiere sprechen könnten. Zudem verschenkt der Film viel an Potential und das Regisseur Yates es besser kann, hat er in seinem neuesten Streifen "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" eindrucksvoll bewiesen. Zudem ist der Einsatz von CGI in einem Film wie diesem hier vermutlich unumgänglich (zumindest in der heutigen Zeit), jedoch wird es schnell blöde, wenn man schon in der Opening-Sequenz sieht, was da überhaupt alles CGI ist. Dass es in einem Film namens "Tarzan" eben vor allem auf die Tiere ankommt, ist wohl bei den Produzenten ein wenig unter den Tisch gefallen. Wie es besser geht, zeigte erst kürzlich Disney mit "The Jungle Book".
Dennoch gehören die Aufnahmen des afrikanischen Dschungels und die
Tierszenen zu den Highlights des Films und davon hätte man etwas mehr bieten müssen. Im grunde einen Vorgängerfilm, welcher nur die
Origingeschichte Tarzans erzählt. Wie er unter den Affen aufwächst, wie
er die Sprachen des Dschungels lernt, wie er sich mit den Tieren
anfreundet, wie er zum Herrscher des Dschungels emporsteigt, seine
Auseinandersetzung mit dem Eingeborenenstamm, sein Zusammentreffen mit
Jane, ihrem Vater und Clayton und schließlich die Konfrontation mit
seiner wahren Herkunft. Kurzum: Die Erzählung der Legendenbildung. Diese
Origin-Geschichte hätte dem Zuschauer eine Vielzahl der Charaktere
nähergebracht, sodass sich "Legend Of Tarzan" tatsächlich zu einem
großen, atmosphärischen Wiedersehensfest entwickelt hätte, so wie es ja
eigentlich angedacht war.
Positiv ist der für große und kleine Momente stets passende Soundtrack von Rupert Gregson-Williams hervorzuheben, der oft an größere Soundtracks und epischere Szenen erinnert. Bei den Schauspielern gibt es hingegen noch etwas zu beklagen, denn Christoph Waltz spielt die x-te Interpretation seines Hans Landa. Seine Charakterrollen, wenn er denn schon einen weiteren Schurken spielen soll, benötigen dringend mehr Tiefe oder gleich einen anderen Schauspieler. Auch wirkt Djimon Hounsou als Ureinwohnerhäuptling etwas verschwendet, da er kaum Gelegenheit hat sein Potential auszuschöpfen. Positiv hingegen wirkt Margot Robbie als Jane, die weit weniger kreischende Jungfrau ist, als man anfänglich vielleicht befürchtet hatte. Letztlich ist "Legend Of Tarzan" der Hollywood-typische Blockbuster geworden. Glattgebügelt, schick und opulent, wie man es erwarten würde. Keinesfalls schlecht, aber sicher auch kein Meisterwerk.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.