http://www.imdb.com/title/tt0100157/
Paul Sheldon (James Caan) ist ein berühmter Roman-Autor, der in einer
entlegenen Berghütte die Fortsetzung zu seiner Bestseller-Reihe "Misery"
verfasst. Als er wieder nach New York zurückkehren will, wird er von
einem Schneesturm überrascht. Durch die schwierigen Wetterverhältnisse
kommt sein Auto von der Straße ab und wird zerstört. Die ehemalige
Krankenschwester Annie Wilkes (Kathy Bates) rettet Sheldon aus dem
Autowrack und pflegt ihn wegen des anhaltend schlechten Wetters bei sich
zu Hause gesund. Aus Dankbarkeit lässt Sheldon die Frau, die zu seinen
größten Fans gehört, das Manuskript des neuen Romans lesen. Doch Annie,
deren fanatische Begeisterung so weit geht, dass sie sogar ihr
Hausschwein Misery genannt hat, ist nicht gerade zufrieden, als sie vom
Tod der Hauptfigur liest. Ihr Unmut bringt Sheldon schon bald in Gefahr.
Mit der Verfilmung von Stephen
Kings Roman "Misery" wurde nicht bloß ein spannendes Horrorerlebnis
abgeliefert, deren Hauptdarstellerin sich neben Mrs. Denvers und Nurse
Ratched mühelos in die Riege der angsteinflößendsten weiblichen
Gegenspielern einreihen darf, sondern auch ein Film über die einsame
Kluft in der Kunst - der sich auftuende Abgrund zwischen Autor, Werk und
Rezipient.
Dreh- und Angelpunkt des Films ist die fanatische Beziehung zwischen
Paul Sheldon (James Caan) - einem bekannten Buchautor, der vor allem für
seine "Misery"-Buchreihe Berühmtheit erlangt hat - und seinem größten
Fan Annie Wilkens (Kathy Bates), welche ihn aus einem erzwungenen Zufall
heraus nach einem Autounfall rettet und seine schweren Verletzungen bei
sich Zuhause pflegt. In dieser Obhut voll der Pflege und der Komplimente für
sein Genie braucht es anfangs eine Weile bis es jedoch dämmert, dass Sheldon
im Grunde gegen seinen Willen festgehalten wird. Diese Erkenntnis wird
aber nicht sanft über ihn gehüllt, sondern in rapiden Ausbrüchen des
Fanatismus, die immer wieder bezeugen, mit welch psychopathischer
Person er hier eingesperrt ist. Die launischen Wechsel zwischen der
komplimentierenden und merkwürdig liebenswerten Annie Wilkens erfolgen
hier ohne Vorwarnung hart und scharfkantig. Wenn sie zu einer weiteren
Hasstirade beispielsweise über Profanität ausholt, begibt sich die
Kamera in eine derartig frontale Position, dass sich unter einer
großartigen Performance von Kathy Bates all ihre Gesichtsmuskeln zu
verzerren drohen und man ihren Atem förmlich auf der eigenen Haut spüren
kann. Interessanterweise scheint sie sich ihrer Wirkung nach einem
Moment der Abkühlung durchaus bewusst zu werden und versucht selber
oftmals wieder die Situation zu deeskalieren, was aber eine noch viel
größere Unsicherheit mit sich zu bringen scheint. Gepaart mit dem
sprichwörtlich ans Bett gefesselten Autor, der sie hier zu enträtseln
versucht und manchmal ihre Spielchen mitspielt, in der Hoffnung seine
Lage dadurch verbessern zu können, weiß man nie ganz genau, wie ehrlich
die beiden in einzelnen Interaktionen miteinander umgehen oder vielmehr,
wieviel Theater sie gewillt sind vom anderen zu ertragen. Diese
Uneindeutigkeit in ihrer Beziehung befeuert und strapaziert die Nerven
hier umso mehr.
Weiterhin wird ein Großteil der Spannung natürlich auch daraus
generiert, dass der hier durch seine Unfallverletzungen gezeichnete
Autor in seiner Immobiltät der Peinigerin und Pflege fast gänzlich
ausgeliefert ist und das Gefühl der Hilflosigkeit gnadenlos seines Weges
waltet. Jeder Ausbruchsversuch entlädt sich dadurch in einem
anstrengendem Kraftakt, der in spannungsgeladenen Parallelmontagen zur
nervenaufreibenden Zuschauer-Tortur wird.
Letztlich ist seine körperliche Paralyse aber bloß die Weiterführung
seiner kreativen Unbeweglichkeit. Der Titel "Misery" ist für diese
fiktionale Buchreihe hierbei sicherlich nicht zufällig gewählt, bedeutet
sie doch für den Autor eine Misere, in der er sich kreativ gefangen
fühlt und nicht ausbrechen darf. Während er sich in anderen Werken viel
lieber ausleben würde, fordern die Fans hier eine Fortsetzung nach der
anderen und verhimmeln ihn für etwas, in was nicht mal sein gesamtes
schöpferisches Herzblut geflossen ist. Dieses Paradoxon muss man im Film
nicht unbedingt sehen, aber wenn der Autor hier sprichwörtlich dazu
gezwungen wird, eine Fortsetzung des Publikumlieblings aufs Papier zu
bringen, während er zudem noch stetig Medikamente angereicht bekommt,
die ihn darin zu ertränken drohen, bringt dies neben dem Horror eine
zweite Ebene hinein, die den Ausbruch am Ende nicht bloß körperlich,
sondern auch schöpferisch gestalten. Genial.
9/10
Von Eightyfour Entertainment kommt der Film auch im auf 999 Stück limitierten Mediabook.
Letztlich ist seine körperliche Paralyse aber bloß die Weiterführung seiner kreativen Unbeweglichkeit. Der Titel "Misery" ist für diese fiktionale Buchreihe hierbei sicherlich nicht zufällig gewählt, bedeutet sie doch für den Autor eine Misere, in der er sich kreativ gefangen fühlt und nicht ausbrechen darf. Während er sich in anderen Werken viel lieber ausleben würde, fordern die Fans hier eine Fortsetzung nach der anderen und verhimmeln ihn für etwas, in was nicht mal sein gesamtes schöpferisches Herzblut geflossen ist. Dieses Paradoxon muss man im Film nicht unbedingt sehen, aber wenn der Autor hier sprichwörtlich dazu gezwungen wird, eine Fortsetzung des Publikumlieblings aufs Papier zu bringen, während er zudem noch stetig Medikamente angereicht bekommt, die ihn darin zu ertränken drohen, bringt dies neben dem Horror eine zweite Ebene hinein, die den Ausbruch am Ende nicht bloß körperlich, sondern auch schöpferisch gestalten. Genial.