https://www.imdb.com/title/tt1485796/Als P.T. Barnum (Hugh Jackman) seine Arbeit verliert, treiben ihn und seine Frau Charity (Michelle Williams) Existenzsorgen um. Doch dann hat der zweifache Vater Barnum eine Geschäftsidee: Er gründet ein Kuriositätenkabinett, für das er unter anderem eine bärtige Frau und einen kleinwüchsigen Mann anheuert. Doch er will seinen zahlenden Gästen nicht nur Kurioses bieten, sondern auch eine atemberaubende Show mit Akrobaten wie der Trapezkünstlerin Anne Wheeler (Zendaya) und spektakulären Tänzern. Gleichzeitig sehnt Barnum sich nach dem Respekt der feinen Gesellschaft, die hochnäsig auf seinen Zirkus herabsieht. Er tut sich daher mit dem seriösen Theatermacher Phillip Carlyle (Zac Efron) zusammen und als er bei einer königlichen Audienz der schwedischen Opernsängerin Jenny Lind (Rebecca Ferguson) begegnet, wittert er die Chance darauf, endlich auch in der High Society und in der Kunstszene ernstgenommen zu werden. Er geht mit Jenny auf Amerika-Tournee...
"The Greatest Showman" basiert sehr lose auf dem Leben des legendären Showmans und unverbesserlichen Publikumslieblings, Politiker, Unternehmers und Zirkuspioniers Phineas T. Barnum, des Mannes, der im 19. Jahrhundert möglicherweise die Unterhaltung erfand, wie man sie heute kennt. Hugh Jackman ist in diesem fröhlichen Musical am nahbarsten, dass er genau in der Mitte der Straße steht, als ob ihn ein unglaublich ausgeklügeltes wissenschaftliches Gerät dorthin gebracht hätte und der Film schafft es damit, gleichzeitig kitschig und süßlich zu sein. Ein anderer Filmtyp könnte versuchen, Parallelen zwischen dem frechen Impresario Barnum - der verzweifelt falsche oder jedenfalls unzuverlässige Nachrichten über die Fidschi-Meerjungfrau, die älteste Frau der Welt oder bärtige Damen verbreitete - und einer anderen fragwürdigen amerikanischen Berühmtheit der Gegenwart zu ziehen. Aber dies ist ein Barnum, hinter dem das Publikum stehen könnte. Er ist ein Unternehmer, ein Träumer, ein Familienmensch, ein Idealist, ein Außenseiter, ein protomoderner Evangelist für Vielfalt (er hat Zirkusauftritte in allen Formen und Größen) und er ist jemand, für den die Vorlage für das konventionelle weiße Körperbild nicht das A und O ist.
Barnums Karriere wird interessanterweise als etwas dargestellt, das zeigt, wie sich das Showbusiness von den Rändern in den Mainstream bewegte: von einem verrückten Zirkuszelt zu etwas im Zentrum des amerikanischen Lebens. Hier ist das lärmende und fröhlich verrufene Varieté, mit dem Barnum sein Vermögen gemacht hat: die makabren Wachsfiguren historischer Persönlichkeiten und exotischer ausgestopfter Tiere, das Kabinett seltsamer Kuriositäten, die menschlichen Freaks, deren Hintergründe und anatomische Leistungen er vielleicht ein klein wenig übertrieben hat. Und erst dann sieht man die Live-Action-Zirkusnummern, die er als nächstes versuchte. Barnum ist anspruchslos und stolz darauf. Aber hier wird gezeigt, dass er die intellektuelle Ebene respektiert. Barnums junge Tochter strebt danach, eine große Balletttänzerin zu werden. Doch der wahre Bösewicht des Stücks ist die kulturelle Note, die dazwischen liegt: Mittelmaß. Barnum wird gezeigt, wie er seinen Ruf aufs Spiel setzt, indem er die "schwedische Singdrossel" Jenny Lind, gespielt von Rebecca Ferguson, promotet, die ihre anspruchslosen Balladen trällert, irgendwo zwischen dem ungesunden Schund, mit dem Barnum sein Vermögen gemacht hat, und der gehobenen Kost, die Barnum bewunderte. Phineas setzt viel von seinem eigenen Geld aufs Spiel, indem er eine Tournee für Jenny promotet. Vielleicht hat er auch sein häusliches Glück aufs Spiel gesetzt, indem er möglicherweise seine Frau und Kinder betrog, indem er eine Affäre mit ihr hatte, obwohl dieser Film es unklar lässt, ob er tatsächlich Ehebruch begangen hat.
Hugh Jackman ist der frischgesichtige, aber arme junge Mann, der nach einem Weg sucht, sein Vermögen zu machen. Michelle Williams spielt Charity, seine Frau und Jugendliebe, die ihr Schicksal mit ihm teilte: aus Liebe zu heiraten und zwei Töchter mit ihm zu haben. Nachdem Barnum die Möglichkeit entdeckt hat, ein Vermögen zu machen, indem er sozusagen den Geschmack des amerikanischen Publikums unterschätzt, erkennt er, dass er jemanden braucht, der ihm Zugang zu der gehobeneren Kundschaft verschafft. Also geht er eine Partnerschaft mit einem jungen Mann ein, den dieser Film als eine unerfahrene, wohlhabende Person darstellt, die im seriösen Theater einige Erfolge erzielt hat: ein gewisser Philip Carlyle, gespielt von Zac Efron. Er ist eine fiktive Person, nicht zu verwechseln mit dem realen James Anthony Bailey, der tatsächlich am Ende von Barnums Karriere mit ihm in Verbindung stand.
Dieser Carlyle ist jemand, dessen Zweck es ist zu zeigen, wie sich der Film mit den Randgruppen und Entrechteten identifiziert: Efrons Figur verliebt sich in die schöne afroamerikanische Trapezkünstlerin Anne Wheeler (Zendaya) - zum Entsetzen seiner bigotten und wohlhabenden Eltern. "The Greatest Showman" ist ein Film, der in gewisser Weise an Baz Luhrmanns "Moulin Rouge" aus dem Jahr 2001 erinnert: eine feierliche und euphorische Unterhaltung, die sich nicht übermäßig um dramatische oder psychologische Konsistenz bemüht. Es geht um die Stimmung, das Gefühl, den allgemeinen Zuckerrausch der Euphorie. Ich kann mir vorstellen, dass die frühe Karriere des großen Theatermagiers Orson Welles genauso behandelt wird. Und Hugh Jackman ist absolut die richtige Besetzung für diese Figur - zumindest so, wie er hier dargestellt wird. Eine weniger träumerische Dramatisierung könnte die Rolle Paul Giamatti oder Toby Jones geben. Auf jeden Fall verleiht Jackman dem Film das nötige muskulöse Gewicht. Er hat das Talent für Musicals und den nötigen filmischen Pfiff, um ihn zu verkaufen; er ist ansprechend gutaussehend und seine Gesangsstimme ist leicht, angenehm, aber dennoch stark und kompetent. Es ist kein Film, der ausgetretene Pfade bricht oder Grenzen austestet. Doch Jackmans Charme reißt einen einfach so mit.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Poster/Artwork: Twentieth Century Fox/TSG Entertainment/Bona Film Group
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