Der Straßendieb Aladdin (Mena Massoud) macht am liebsten mit seinem Affen Abu die Straßen von Agrabah unsicher. Auf den Basaren der Stadt ist kein noch so wertvoll aussehender Gegenstand vor ihm sicher. Doch er möchte dieses Leben als kleiner Gauner gerne hinter sich lassen, da er der festen Überzeugung ist, zu etwas Größerem bestimmt zu sein. Bei seinen Streifzügen lernt er eines Tages die Prinzessin Jasmin (Naomi Scott) kennen. Um sich in der Öffentlichkeit unerkannt bewegen zu können, verkleidet sich die Prinzessin und hat so auch die Möglichkeit, mit den Bewohnern ihrer Stadt in Kontakt zu treten. Nachdem sich Aladdin unsterblich in sie verliebt, setzt er alles daran, sie wiederzusehen - und das ist gar nicht so einfach. Er wird schließlich bei dem Versuch, die Mauern ihres Palastes zu überbrücken, erwischt und landet kurzerhand im Kerker. Da tritt der zwielichtige Jafar (Marwan Kenzari) auf den Plan. Denn der bietet Aladdin an, ihn zu befreien, wenn er ihm im Gegenzug die berühmte Wunderlampe aus einer sagenumwobenen Höhle stiehlt. Doch der Großwesir denkt gar nicht daran, sein Versprechen einzuhalten. Er will nur an die Lampe kommen, damit sie ihm die nötige Macht verleiht, um das Land an sich zu reißen und als alleiniger Herrscher darüber regieren zu können.
Es hat alles angefangen, als Disney 2016 mit "Das Dschungelbuch" entdeckt hat, dass Realverfilmungen von Kinder-Zeichentrick-Filmen beim Publikum ebenso beliebt sein könnten, wie die Klassiker im Zeichentrickgenre. Die neueste Technik macht es möglich die alten Geschichten im schönsten Gewand auferstehen zu lassen. Danach folgten "Die Schöne und das Biest" (2010), "Dumbo" (2019) aus der Hand Tim Burtons und "Der König der Löwen" (2019). Bevor es "Mulan" als reale Figur im Jahr 2020 in die Kinos schaffen wird, nimmt der Regisseur Guy Ritchie den Zsuchauer auf sein buntes Morgenland-Spektakel "Aladdin" mit.
Bei den bisherigen Umwandlungen von Zeichentrickfilmen in Realfilme haben sich besonders die Stoffe angeboten, die man mit früherer Technik so hätte nicht umsetzen können – dabei standen vor allem Tiere oder auch sprechende Gegenstände im Fokus. Der 1992 entstandene Zeichentrickfilm "Aladdin" besitzt eine lange Vorgeschichte. Als Teil der Märchensammlung "Tausendundeine Nacht", gehörte er zum festen Geschichtenkanon. Doch in dem ursprünglichen Buch stand diese Geschichte gar nicht drin. Der Orientalist Antoine Galland (1646–1715) der die Geschichtensammlung im Jahre 1701 erwarb, machte aus den ursprünglich 282 teils sehr erotischen Erzählungen 1001 auf ein westliches Publikum zugeschnittene Geschichten, die sich auch für junge Leser und Zuhörer eigneten. Es wurden nicht nur "Ali Baba und die 40 Räuber" und "Sindbad der Seefahrer", sondern auch "Aladdin" ergänzt. So ist die Geschichte des Straßenjungen per se immer bereits westlich gewesen und legt ihren Blick auf einen Fantasie-Orient. Disney übernahm den Stoff und verwandelte schon mit dem Eingangssong den Stoff in einen bunten Morgenlandspaß. Doch wie sollte das in die heutige Zeit adaptiert werden? Der Regisseur Guy Ritchie entschied sich dafür, den Stoff nicht zu modernisieren oder politisch zu problematisieren, sondern den Zeichentrickfilm mit all seiner Unbeschwertheit nahezu 1:1 als Realfilm umzusetzen. Dabei wählt er die richtige Mischung aus actionreichen Szenen, der Liebesgeschichte und einer großen Packung Humor, für die vor allem der Dschinni und der Teppich sorgen.
Die Filmaufnahmen, die Ritchie wählt, sind wunderbar angelehnt an den Zeichentrick von 1992 und den Spielfilmklassiker "Der Dieb von Bagdad" (1924) mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle. Die Filmaufnahmen sind dabei träumerisch und malerisch und absichtlich weitab jeder Realität. Der Disney-Zuschauer soll sich hier wohlfühlen. Und das tut er: es ist fantastisch, bunt und voller Hollywood-Klischees über die arabische Welt. Reflexionen und Modernitätsansprüche sind hier nicht erwünscht und so kann man sich in die Kostüme und die überdimensionalen Kulissen verlieben ohne ein politisch schlechtes Gewissen zu bekommen. Einzig und allein bei der Schauspielerwahl wurde penibel auf die richtige Besetzung geachtet, nachdem bekannt wurde, dass manche Rollen mit weißen Schauspielern besetzt werden sollten. Doch mit dem Newcomer Mena Massoud als Aladdin und der scheinbar perfekt ausgewählten Jasmin-Darstellerin Naomi Scott bauten sie einen zwar unbekannten aber überzeugenden Cast auf. Auch Will Smith, der in letzter Zeit eher in langweiligeren Rollen aufgefallen ist, überzeugt hier mit Spielfreude als Dschinni. Auch wenn man ihn sich vorher nicht in dieser Rolle vorstellen konnte, bereitet diese Besetzung am Ende die meiste Freude. Auch musikalisch, wobei wunderbar die Disney-Songs übertragen wurden, überzeugt der Film und animiert zum Mitsingen. Leider sind die musikalischen Einlagen zu überdimensioniert, man hätte sich auf zwei, drei bekannte Stücke aus dem Zeichentrickfilm beschränken können und sollen. Der Rest des Films wird vor allem durch die überzeugenden VX-Effekte bestimmt, die den Unterhaltungsfaktor abrunden.
Die Realverfilmung des Zeichentrickklassikers "Aladdin" von 1992 ist eine gute Adaption, die nicht modernisiert, sondern einfach neu auflegt wurde, aus der Hand des Actionregisseurs Guy Ritchie. Dabei richtet dieser sein Augenmerk auf die gleichen Aspekte wie einst der Trickfilm und schuf eine unproblematisierte, auf alten romantischen Bildern beruhende arabische Fantasie-Welt und füllt sie mit sympathischen Charakteren, viel Humor und mitreißenden Songs. Bis auf die Besetzung, bei der viel Sorgsamkeit an den Tag gelegt wurde, modernisiert der Film nichts, sondern bietet genau das, was jeder von Disney erwartet und damit gleichermaßen wunderbare Unterhaltung.
6,5/10
Von WALT DISNEY Studios Home Entertainment gab es den Film exklusiv bei zavvi im limitierten Steelbook. Die Erstauflage beinhaltet den Film in 4K im Halbschuber.
Quellen:
Inhaltsangabe: Disney
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