Donnerstag, 17. Oktober 2019

The Shining - Shining (Extended TV Version) (1980)

http://www.imdb.com/title/tt0081505/

Der Schriftsteller Jack Torrance (Jack Nicholson) erhält ein praktisches Job-Angebot: Als Hausmeister soll er während der für Gäste geschlossenen Winterzeit das Overlook Hotel in den Bergen von Colorado betreuen. Da er gerade an einem neuen Buch schreibt und die Abgeschiedenheit gelegen kommt, zieht er mit seiner Frau Wendy (Shelley Duvall) und dem gemeinsamen Sohn Danny (Danny Lloyd) in das riesige Gebäude. Der Koch Hallorann (Scatman Crothers) erkennt sofort die besondere Fähigkeit von Danny, dieser verfügt nämlich über das Shining, eine hellseherische Fähigkeit. Und diese Fähigkeit zeigt Danny auch bald, dass schlimme Dinge im Overlook Hotel geschehen sind. Dinge, die seinen Vater bald in den Wahnsinn treiben und ihn und seine Mutter in tödliche Gefahr bringen.

Stanley Kubricks "The Shining" ist zweifelsohne einer der besten Horrorfilme aller Zeiten. So schlicht und ultimativ kann man sein Meisterwerk bezeichnen - und das, obwohl der Autor, kein geringerer als Stephen King selbst, die Verfilmung seines Romans als grotteschlecht empfand. Die Kamera schwebt über die schier unendlichen Weiten des Glacier National Park in Montana. Über den Seen. Über den Wäldern. Über den Bergen. Ganz ruhig. Wunderschön. Untermalt von den Requiemsmelodien Dies Irae: "Tage des Zorns. Tage des jüngsten Gerichts". Wunderschön, und bedrohlich zugleich. Dann plötzlich: das Overlook Hotel. Mitten in der Natur. Im nichts. Ganz unscheinbar wirkt es. Es fügt sich in die natürliche Umgebung. Als wäre es nichts besonderes, etwas ganz normales. Doch eigentlich ist nichts normal an diesem Ort, im Gegenteil alles ist surreal. Dort gelten die Gesetze der Natur nicht. Es ist ein Ort jenseits von Raum und Zeit. Ein Ort voller Schrecken. Ein Ort des jüngsten Gerichts. Ein Ort paradoxer Geschehnisse. Die Vergegenständlichung der Angst selbst, des Wahnsinns. Zu dieser schwindelerregenden Kameraführung und der dröhnend-warnenden Musik von Wendy Carlos gesellen sich die genialen, manisch agierenden Darsteller. Zusammengefügt bilden sie einen beängstigenden Trip, ein surrealer Alptraum, dessen Schrecken auch bei mehrmaligem Ansehen nicht abnimmt, sondern genau das Gegenteil bewirkt.

Verschiedenste Interpretationsansätze, sogar Verschwörungstheorien ranken sich um die Bedeutung dieses Films und jeder Zuschauer muss seine eigene Erklärung suchen. Es ist nicht nur ein einfacher Horrorfilm. Es steckt soviel dahinter. Es ist ein Werk über das Übernatürliche, das Unerklärbare, das Wahnsinnige. Eine Charakterstudie. Jack Nicholson ist hier einfach legendär und furchteinflößend. Die raschen Kamerafahrten durch die Gänge des Overlook Hotels wunderschön anzusehen und gleichzeitig klaustrophobisch. Da wird das Hotel zum eigentlichen Irrgarten. Die schnellen Zooms sind schockierend und unglaublich effektiv. Kubrick liefert hier wieder ein cinematographisches Fest ab, das seinesgleichen sucht. Die nervenzerreibende musikalische Untermalung schafft eine wahrhaft bedrohliche Atmosphäre, die von Anfang bis Ende andauert.

Viele wissen jedoch nicht, dass "The Shining" in den USA über 20 Minuten länger läuft als bei uns. Als "The Shining" in den Export ging, schnitt Kubrick seinen Film noch einmal um, nahm einige Szenen heraus. Die gesamte Thematik um Jacks Alkoholsucht oder seinen physischen Auseinandersetzungen mit Danny wurden fallengelassen. Auch die in Besitznahme des imaginären Freundes bei Danny fehlt komplett in den Europafassungen. Größtenteils schnitt Kubrick nur erklärende Handlungsszenen aus seinem Film heraus. Er meinte, die Europäer wären cleverer als die Amerikaner, und sie bräuchten den zusätzlichen Stoff nicht, um sich in der Story zu orientieren. Wobei ganz klar gesagt werden muss, dass keine der beiden Versionen als besonders bevorzugt angesehen wurde. Beide tragen Kubricks Erlaubnis, beide Versionen sind von ihm abgesegnete, geschnittene "Director's Cuts". Ist die europäische Version eine intensivere, kompaktere Filmerfahrung, gibt es in der hier besprochenen US-Fassung ein paar wirklich beängstigende Szenen und eine wunderschöne Tracking-Kamerafahrt durch das Overlook-Hotel mehr.Welche Version lohnt? Beide, doch die Langfassung ist irgendwie etwas ganz besonderes, sozusagen das Sahnehäubchen auf der Torte.

8,5/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film in UK auch als "Limited 3-Disc-Edition" mit Ultra HD Blu-ray und Blu-ray. 

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