https://www.imdb.com/title/tt1590193/
Michael MacCauley (Liam Neeson) ist Versicherungsmakler und führt ein
beschauliches Leben. Seit zehn Jahren pendelt er jeden Tag mit dem Zug
aus dem verschlafenen Vorort, in dem er mit seiner Familie lebt, nach
Manhattan. Doch eines Tages wird seine Routine gestört: Er trifft
während der morgendlichen Zugfahrt auf eine mysteriöse Fremde namens
Joanna (Vera Farmiga), die sich zu ihm setzt und ihn in ein Gespräch
verwickelt. Nach und nach offenbart sie Michael, dass sie nicht einfach
nur an Smalltalk interessiert ist. Wenn er mit Hilfe von zwei vagen
Hinweisen einen bestimmten Passagier an Bord des Zuges findet, dann
winkt ihm eine hohe Belohnung. Sollte er sich jedoch weigern, ist nicht
nur das Leben aller Mitreisenden in Gefahr, sondern auch das von
Michaels Familie. Ihm bleibt keine andere Wahl, als Joannas Spiel
mitzuspielen – und er hat nur eine Stunde Zeit...
Regisseur Jaume Collet-Serra hat
es nicht so mit der Logik, das hat der Zuschauer bereits in "Unknown Identity" gesehen. Er ist sicher talentiert,
aber bedient eben auch gerne den Popcorn-Eimer. Hauptsache es
rummst gewaltig. Hier werden ganze Action-Passagen durchs CGI gejagt.
Schon fast comichaft, wie Liam Neeson die verrücktesten Stunts fast
ohne Blessuren überlebt. Da wird ihm 100x die Visage poliert, er wird
umhergeschleudert, wehrt Messerattacken ab und segelt mit voller Wucht
gegen Wände. Doch mehr als ein paar Schrammen und eine blutige Nase hat
er nicht. Sauber gekontert Herr Neeson. Neeson kämpft hier mit 66 Jahren wie ein Jungspund - Respekt. Dass er
sich das noch antut, denkt man als Erstes. Aber es wirkt glaubwürdig,
sein Kampfeinsatz ist physisch erstaunlich präsent, wenn auch manche
Stunts purer CGI-Schwachsinn sind und eher an die Comic-Generation
gerichtet. Neeson bleibt Neeson, das ist wie ein Qualitätssiegel.
Dennoch sollte er aufpassen, dass er den Actioner nicht zulange macht.
Die Grenze zur Peinlichkeit ist hier nämlich fließend. Spätestens wenn ein Kampf nur noch an der
Schneidemaschine gewonnen wird wie bei Seagal, ist das ein Signal zum
Aufhören. Doch Neeson überzeugt hier trotz seines fortgeschrittenen
Alters.
Der Score von Roque Baños ist grundsolide, aber irgendwie auch ein
Action-Score von der Stange. Die hahnebüchene Handlung darf man ebenso in Frage stellen wie die
psychologisch fragwürdig erscheinenden Reaktionen der anderen
Zug-Passagiere. Spätestens wenn im Showdown anscheinend jeder bereit
ist, für den anderen zu sterben und ähnlich wie einst das Heer der
Überlebenden in "
Spartacus" ruft "Ich bin Spartacus" – nur eben hier "Ich bin Prynne" - wird der kindische Ansatz überdeutlich. Das geht
entschieden zu weit. Denn Neeson ist nicht Kirk
Douglas, und verkörpert noch lange nicht das unendliche Leid eines
Spartacus, dem das Heer der Sklaven bereitwillig in den Tod folgt. Der herrliche Einfall, mit einer E-Gitarre auf den Gegner einzudreschen, kann sich jedoch sehen lassen. "The Commuter" ist ein vor sich hin plätschernder Streifen, ohne viel Überraschung. Wer gute Drehbücher liebt, kann sich mit
diesem zusammengereimten Unsinn nicht zufrieden geben. Daher leider
Punktabzug.
5/10
5/10