Freitag, 19. Oktober 2018

The Commuter (2018)

https://www.imdb.com/title/tt1590193/

Michael MacCauley (Liam Neeson) ist Versicherungsmakler und führt ein beschauliches Leben. Seit zehn Jahren pendelt er jeden Tag mit dem Zug aus dem verschlafenen Vorort, in dem er mit seiner Familie lebt, nach Manhattan. Doch eines Tages wird seine Routine gestört: Er trifft während der morgendlichen Zugfahrt auf eine mysteriöse Fremde namens Joanna (Vera Farmiga), die sich zu ihm setzt und ihn in ein Gespräch verwickelt. Nach und nach offenbart sie Michael, dass sie nicht einfach nur an Smalltalk interessiert ist. Wenn er mit Hilfe von zwei vagen Hinweisen einen bestimmten Passagier an Bord des Zuges findet, dann winkt ihm eine hohe Belohnung. Sollte er sich jedoch weigern, ist nicht nur das Leben aller Mitreisenden in Gefahr, sondern auch das von Michaels Familie. Ihm bleibt keine andere Wahl, als Joannas Spiel mitzuspielen – und er hat nur eine Stunde Zeit...

Regisseur Jaume Collet-Serra hat es nicht so mit der Logik, das hat der Zuschauer bereits in "Unknown Identity" gesehen. Er ist sicher talentiert, aber bedient eben auch gerne den Popcorn-Eimer. Hauptsache es rummst gewaltig. Hier werden ganze Action-Passagen durchs CGI gejagt. Schon fast comichaft, wie Liam Neeson die verrücktesten Stunts fast ohne Blessuren überlebt. Da wird ihm 100x die Visage poliert, er wird umhergeschleudert, wehrt Messerattacken ab und segelt mit voller Wucht gegen Wände. Doch mehr als ein paar Schrammen und eine blutige Nase hat er nicht. Sauber gekontert Herr Neeson. Neeson kämpft hier mit 66 Jahren wie ein Jungspund - Respekt. Dass er sich das noch antut, denkt man als Erstes. Aber es wirkt glaubwürdig, sein Kampfeinsatz ist physisch erstaunlich präsent, wenn auch manche Stunts purer CGI-Schwachsinn sind und eher an die Comic-Generation gerichtet. Neeson bleibt Neeson, das ist wie ein Qualitätssiegel. Dennoch sollte er aufpassen, dass er den Actioner nicht zulange macht. Die Grenze zur Peinlichkeit ist hier nämlich fließend. Spätestens wenn ein Kampf nur noch an der Schneidemaschine gewonnen wird wie bei Seagal, ist das ein Signal zum Aufhören. Doch Neeson überzeugt hier trotz seines fortgeschrittenen Alters.

Der Score von Roque Baños ist grundsolide, aber irgendwie auch ein Action-Score von der Stange. Die hahnebüchene Handlung darf man ebenso in Frage stellen wie die psychologisch fragwürdig erscheinenden Reaktionen der anderen Zug-Passagiere. Spätestens wenn im Showdown anscheinend jeder bereit ist, für den anderen zu sterben und ähnlich wie einst das Heer der Überlebenden in "Spartacus" ruft "Ich bin Spartacus" – nur eben hier "Ich bin Prynne" - wird der kindische Ansatz überdeutlich. Das geht entschieden zu weit. Denn Neeson ist nicht Kirk Douglas, und verkörpert noch lange nicht das unendliche Leid eines Spartacus, dem das Heer der Sklaven bereitwillig in den Tod folgt. Der herrliche Einfall, mit einer E-Gitarre auf den Gegner einzudreschen, kann sich jedoch sehen lassen. "The Commuter" ist ein vor sich hin plätschernder Streifen, ohne viel Überraschung. Wer gute Drehbücher liebt, kann sich mit diesem zusammengereimten Unsinn nicht zufrieden geben. Daher leider Punktabzug.

5/10

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