Dienstag, 30. Oktober 2018

Beyond Re-Animator (2003)

https://www.imdb.com/title/tt0222812/

Nachdem Dr. Herbert West (Jeffrey Combs) im vorangegangenen Teil der "Re-Animator"-Reihe mit seinen fragwürdigen Experimenten aufgeflogen ist, fristet er ein Dasein im Knast. Aber die Frage, ob sich der Tod besiegen lässt und Menschen wiederbelebt werden können, hat ihn auch hinter den Gefängnismauern nicht losgelassen. Mit bescheidenen Mitteln führt West Tierversuche durch, bis ein alter Fan seiner Arbeiten bei ihm auftaucht. Der neue Gefängnisarzt Dr. Howard Phillips (Jason Barry) wurde nicht zufällig in die Anstalt versetzt, in der West einsitzt. Er möchte erreichen, dass West seine Experimente fortsetzen kann. Deswegen versorgt er den inhaftierten Forscher mit dem legendären grünen Mittel, das der Schlüssel für die Wiederbelebungen ist. Aber trotz einiger Fortschritte kommt es erneut zu einer Katastrophe. Unter den Gefangenen bereitet sich die Seuche aus, die West und Phillips verursacht haben. Ein gewalttätiger Aufstand ist die Folge...

Ganze 13 Jahre ließ sich Brian Yuzna Zeit, um seine "Re-Animator"-Reihe abzuschließen. Mit der dem ersten und zweiten Teil zugrundeliegenden Geschichte von H.P. Lovecraft hat dieser Teil nun überhaupt nichts mehr zu tun und verwendet nur noch die Figur des Herbert West. Damit ging auch ein Wechsel des Handlungsortes einher, denn um zu erklären, was West die letzten 13 Jahre gemacht hat, verfrachtete man ihn kurzerhand in ein Gefängnis. Immerhin der Prolog knüpft direkt ans Ende des zweiten Teils an (erklärt aber wie sein Vorgänger nicht, wie West sich aus der eigentlich tödlichen Situation von dessen Ende retten konnte) und zeigt, wie die zweite Hauptfigur des Films, ein junger Arzt, als Kind seine ältere Schwester durch einen von West wiedererweckten Toten verliert und dessen Reagenz findet, das er die folgenden Jahre aufbewahrt und diesem, als die Haupthandlung einsetzt, wieder zurückgibt. Mit den zu erwartenden katastrophalen Konsequenzen.

"Beyond Re-Animator" unterscheidet sich vor allem durch seinen Handlungsort von seinen Vorgängern, was die Handlung und Charakterkonstellation angeht, wirkt er aber fast wie eine Kopie des ersten Teils. Der Arzt Howard Phillips ähnelt Dan Cain, die Reporterin Laura, in die er sich verliebt, Cains Freundin Megan und der sadistische, notgeile Gefängnisdirektor fungiert quasi als Ersatz für Dr. Hill. Dem dritten Teil fehlt damit leider die Originalität, welche die Reihe zuvor auszeichnete. Allerdings werden die Charaktere von durchaus talentierten Schauspielern dargestellt. Allen voran natürlich Jeffrey Combs, der wieder in seiner Paraderolle zurückkehrt und West genau so herrlich arrogant und getrieben verkörpert, als wäre kaum ein Tag seit dem zweiten Teil vergangen. Abgesehen von ihm ist keiner der Darsteller aus den Vorgängern mehr dabei; wegen des Drehortes besteht fast die gesamte restliche Besetzung aus Spaniern, von denen es aber einige ebenfalls zu Berühmtheit gebracht haben. So sieht man als Laura die hübsche Elsa Pataky. Den Gefängnisdirektor spielt der altgediente Simón Andreu, der immer mal wieder in kleineren und größeren Nebenrollen in spanischen und internationalen Produktionen auftritt. Besonders im Gedächtnis bleibt aber Santiago Segura, Stammschauspieler von Álex de la Iglesia, zu diesem Zeitpunkt bereits durch seine "Torrente"-Reihe in Spanien zum Filmstar geworden, als durchgeknallter Junkie. Durch seine überdrehte Art bereichert er so gut wie jeden Film. Sein Auftritt hier hätte durchaus noch größer ausfallen können. Und zuletzt sieht man noch den vor allem in Nebenrollen aktiven Jason Barry, der neben Combs als einziger nicht aus Spanien stammt, als Howard Phillips, der seinen Charakter auch durchaus glaubhaft verkörpert. Was die Besetzung angeht, kann man sich also nicht beschweren.

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern hält man sich hier in Sachen Splatter-Effekte und Verrücktheiten anfangs noch zurück (weswegen dieser Teil wohl, im Gegensatz zu ihnen, nie indiziert wurde). Mit dem Nanoplasma, also praktisch einer wissenschaftlichen Umschreibung der Seele, mit dem West die Wiedererweckten gänzlich wiederherstellen will, hat man hier allerdings ein neues, eigentlich schon in den Fantasy-Bereich gehendes Element, das mal wieder falsch angewendet wird, um letztendlich zur Katastrophe zu führen. Und in den letzten 30 Minuten wird man dann für die noch eher unspektakuläre erste Stunde belohnt. Herumfliegende Gedärme, sich aufblähende und explodierende Körper, ein rachsüchtiger Häftling mit halbiertem Körper, ein beschränkter Wärter, der auch noch über den Tod hinaus stumpf die Befehle seines Direktors befolgt, ebenjener Direktor, der in seinem Aussehen und Verhalten immer mehr einer Ratte gleicht und ein wiedererweckter Häftling, der zwischen religiöser Verzweiflung und aggressivem Kannibalismus hin- und herschwankt und Gefallen an den nackten Tatsachen einer Krankenschwester findet, sind nur einige der Verrücktheiten, die Yuzna am Ende auf den Zuschauer loslässt. Das japanische Special-Effects-Mastermind Screaming Mad George, seit "Society" sowieso bei fast jedem Film von Yuzna dabei, zeigt hier mal wieder sein ganzes Können. Die Musik zum Film stammt diesmal zwar nicht mehr von Richard Band und auch der ikonische Vorspann wurde von anderen Leuten gestaltet, allerdings entstand beides doch mit einem Gespür für die Qualitäten der Vorgänger und passt als stilistische Weiterführung. Außerdem werden hier auch erstmals während der Haupthandlung ausgefallenere Schnitttechniken wie Split-Screens und Überblendungen genutzt. Wenn auch nur in einer Szene.

Das Ende des Films liefert dann einen gelungenen Abschluss für die Reihe und hält sich sogar eine Hintertür für eine mögliche weitere Fortsetzung offen. Hiermit wurde aber ein würdiger Schlusspunkt gesetzt und man kann sich mit diesem Teil als Abschluss für die Reihe zufrieden geben. Ihm fehlt zwar der Charme der Vorgänger, aber das völlig abgedrehte letzte Drittel bleibt definitiv im Gedächtnis und generell können auch hier die meisten Gags und schrägen Einfälle unterhalten. Somit bleibt "Re-Animator" eine der wenigen Filmreihen, die quasi durchgängig qualitativ überzeugen kann.

6,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film nun endlich auch hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:

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