Sonntag, 2. September 2018

La Vita è Bella - Life Is Beautiful - Das Leben ist schön (1997)

https://www.imdb.com/title/tt0118799/

Toskana 1939: Guido verliebt sich in die schöne Lehrerin Dora. Jahre später zerstören die Nazis das gemeinsame Glück, als Vater und Sohn Giosué deportiert werden. Aus Liebe folgt Dora, die nicht jüdisch ist, den beiden ins Konzentrationslager. Guido ist wild entschlossen, seinen Sohn vor den Schrecken zu schützen und unter unmenschlichsten Bedingungen behält er seinen Witz, seine Fröhlichkeit und seine Fantasie. Denn Giosué soll weiter daran glauben, dass das Leben schön ist!

Filme über den zweiten Weltkrieg gibt es viele und das in etlichen Variationen, man könnte also meinen, alles wurde schon erzählt und gezeigt. "Das Leben ist schön" schlägt dabei aber einen komplett anderen und neuen Weg ein, der im ersten Moment als naiv und banal angestempelt werden könnte. Aber mit diesen Mut und dieser Perspektive hat sich bisher kein anderer Film an dieses grausame Thema gewagt, weil es bei einer schlechten Verfilmung oder einem schlechten Drehbuch enorme Kritik hätte geben können. Man muss sehr viel Feingefühl und Können in die Waagschale werfen, um einen solchen Film qualitativ hochwertig auf die Leinwand zu bringen.

Wenn man einen Film bewertet , dann nicht nur nach Inszenierung, Schauspielerischer Leistung  und ähnlichem, sondern natürlich auch nach der Aussage des Films. Und schon da liegt "Das Leben ist schön" weit vorn. Zum Meisterwerk wird er aber durch seine filmische Genialität. Roberto Benigni behandelt mit seinem Ausnahmefilm "La Vita è Bella" das grausamste Verbrechen des Jahrhunderts, die unvorstellbare Tat des Holocaust und beweist den Zuschauern wie schön und wertvoll das Leben ist und wie ein Film ein so sensibles Thema mit unglaublich viel Herz behandeln kann und dabei dennoch nicht die Augen vor dem Unheil verschließt. Benigni präsentiert einen im Grunde zweigeteilten Film. Die erste Hälfte sprüht nur so vor Witz und ist herzerwärmend, komisch und romantisch. Hier zeigt sich, dass der Komiker Benigni ein begnadeter Clown und Witzbold ist. Die Geschichte wie er das Herz seiner "geliebten Prinzessin" erobert ist einfach unglaublich süß und platzt fast vor Lebensfreude. Es treibt einem einfach ein Lächeln ins Gesicht, wenn man mit ansieht, wie Guido seine Angebetete immer wieder mit verrückt-genialen Nummern beeindruckt. Da werden Hüte vertauscht und auf Wunsch erscheint ein Mann der einen sagt wann man ein Eis essen soll. Das alles ist im Aufbau so perfekt abgestimmt, dass es beinahe unmöglich ist zu beschrieben und man es einfach gesehen haben muss. Und dennoch liegt hier in einigen Szenen bereits dieser dunkle Schatten, dieses Unheilvolle, über der Szenerie und man ahnt was in der zweiten Hälfte passieren wird.

Diese zweite Hälfte ist eine Gratwanderung. Benigni zeigt hier das Grauen des Holocaust weniger direkt als es etwa ein "Schindlers Liste" tut, sondern wählt hier einen ganz anderen Ansatz. Er stellt die Liebe des Vaters zu seinem Sohn in den Vordergrund und dessen Bemühen, die Unschuld seines Sohnes im Angesicht der Gräueltaten zu wahren. Guido und sein Sohn kommen in ein Konzentrationslager. Natürlich hätte man jetzt das alles realistisch hart zeigen können. Nur warum? Um das Publikum zu schocken? Für kurze Zeit, ohne bleibenden Eindruck? Wenn das Leben im KZ als Spiel dargestellt wird und Guido seinem Sohn die Regeln erklärt, das beispielsweise derjenige Punkte verliert der Hunger hat, dann wird auf grotesk-geniale Weise gezeigt wie unmenschlich das alles ist. Diese Szenen gehen jedem Zuschauer mit nur einem Quentchen Mitgefühl nahe - besonders, wenn die Naivität über die Brutalität siegt. "Aus uns machen Sie Knöpfe und Seife!" sagt Giosué zu seinem Vater, der daraufhin entgegnet,wie absurd das wäre und das man sich so etwas ja wohl erstmal vorstellen müsse. Spätestens hier steckt dann wohl jedem der Kloß im Hals. Und so zieht es sich fort. Obwohl "Das Leben ist schön"die Thematik grandios behandelt, ist es praktisch so, dass einem das Lächeln mehr und mehr im Halse stecken bleibt, man aber doch begeistert zusieht wie "Prinz Guido" alles tut um seinen Sohn zu schützen. So schafft es der Film einen auf eine Art zu berühren wie wohl wenige sonst.

"Das Leben ist schön" ist ein liebevolles, lustiges und herzerwärmendes Plädoyer für die menschliche Unschuld und den unschätzbaren Wert des Lebens selbst im Angesicht der unvorstellbaren Unmenschlichkeit dieses Urverbrechens des 20. Jahrhunderts. Roberto Benigni, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller, verbindet beeindruckend die beiden Genres Komik und Tragik. Die anfangs lockere Komödie entwickelt sich zu einem herzergreifenden Drama und einem kleinen Meisterwerk. Benigni nähert sich filmisch dem Thema Holocaust mit dem nötigen Respekt und verdiente sich zurecht drei Oscar-Auszeichnungen. Ein Klassiker, den jeder mal gesehen haben sollte. Ein ergreifendes Meisterwerk!

10/10

Quellen
Inhaltsangabe: Paramount

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