https://www.imdb.com/title/tt3829266/
Die tödlichsten Jäger des Universums kehren nach den Ereignissen in "Predator" und "Predator 2" zurück und sie sind gefährlicher und besser gerüstet als je zuvor. Nachdem ein Junge es den Predators versehentlich ermöglichte, wieder auf die Erde zu gelangen, wird die Menschheit von einer besonderen Form dieser todbringenden Spezies gejagt, die ihnen nicht nur technisch weit voraus ist: durch den Einsatz von Fremd-DNA sind sie auch genetisch überlegen. Nun liegt die Hoffnung der ganzen Welt auf dem gesamten Können eines griesgrämigen Wissenschaftlers einer geheimen Regierungsorganisation, die sich "Project Stargazer" nennt und sich auf die Fahne geschrieben hat, die außerirdischen Jäger zu untersuchen, und einer bunt zusammengewürfelten Truppe
von Soldaten...
Es fühl sich eigentlich irgendwie wie ein angenehmer Rückkopplungseffekt an, dass ausgerechnet Shane Black, der im allerersten "Predator" den Charakter Hawkins spielte, knapp 30 Jahre später auf den Regiestuhl Platz nahm, um den vierten (und eigentlich siebten) Auftritt der außerirdischen Jäger auf die Leinwand zu bringen. Black machte auch kein Geheimnis daraus und freute sich regelrecht "The Predator" zu schreiben, um auch - wie er selbst sagte - ein Gefühl verlorengegangener Jugend zu entfachen. Was, vielleicht nicht gänzlich überraschend, bedeutet, dass dieser vierte (nicht-xenomorphe Crossover) Eintrag in der Serie eine dreiste Übung im übermäßigen Drücken des Nostalgie-Buttons ist. Shane Black and Fred Dekkers Drehbuch ist mit vielen frechen Verweisen zum ersten Film geradezu überzogen. In einer Szene wiederholt Olivia Munn (als Evolutionsbiologe Casey Bracket) Arnold Schwarzeneggers Ausruf, als sie den unmaskierten Predator sieht ("You're one... *ugly* motherfucker!"), in einer anderen zeigt Nebraska (Trevante Rhodes) auf eine Reihe von bequem platzierten Harley-Davidsons und schreit: "Get to the Chopper!" (und persifliert damit Schwarzeneggers Ruf "Get to da Choppa!" ("Lauf zu dem Helikopter!"). Leider funktioniert dies aber nur in der O-Ton-Fassung, denn bei der deutschen Synchro hat man diesbezüglich schlichtweg geschlampt und offensichtlich nicht kapiert, auf was Shane verweisen wollte.
Die Geschichte beginnt in einem Waldstück (im ersten Film war es noch ein Dschungel) und zieht dann schnell in die Stadt (wie der zweite Teil). Die Geschichte dreht sich um den Sniper Quinn McKenna (Boyd Holbrook), der bei einem Einsatz zufällig auf einen der Predatoren trifft, diesen um Teile seiner Ausrüstung erleichtert und fortan gejagt wird, weil er auch noch intelligent genug war, diese Teile zu sich nach Hause und seiner Familie (inklusive autistischem Sohn) zu senden. Und wer an dieser Stelle noch nicht mit den Augen gerollt hat, der wird es vermutlich bald. Denn spätestens wenn Quinn mit ein paar sehr merkwürdigen und wild zusammengewürfelten Haufen ehemaliger Soldaten, die eher unsensibel als
"Gruppe B" bezeichnet werden, wird es richtig blöde. Thomas Jane gibt einen unter Tourette leidenden Ex-Marine namens Baxley, der immer zur falschen Zeit ein blödes Schimpfwort fallen lässt, was spätestens beim dritten Mal beginnt zu nerven. Auch der Charakter Coyle (Keegan-Michael Key) lässt einen blöden Witz nach dem anderen los, dass man nur mit dem Kopf schütteln möchte. Und spätestens wenn die Biologin Casey sich eine (Betäubungs-)Waffe schnappt und dem ausgebrochenen Predatoren plötzlich wie ein gut ausgebildeter Marine folgt, verliert die Story zusehends an Glaubwürdigkeit - selbst im Rahmen eines SciFi-Actioners. Da war es nur gut, Jake Busey zu sehen, der als Wissenschaftler unauffällig spielt, aber einem irgendwie ein Lächeln ins Gesicht treibt.
Wie alle vorherigen "Predator"-Teile geht es ansprechend zur Sache, Blut und Gedärm gibt es zuhauf zu sehen - trotz der merkwürdig anmutenden FSK-16-Freigabe. Als jemand, der sich einst am scharfen Ende einer hervorschnellenden Klinge befand, weiß Black eben, dass die Eingeweide fliegen müssen. Und
das tun sie, sogar recht oft, in einer ab und zu recht treibenden, Action, die stark beginnt. Leider sind die Protagonisten so unsympathisch (und austauschbar) - und sogar der Junge samt Mutter ist einem egal - dass man kaum mitfiebern kann. Shane vergisst schlichtweg, dass es für einen "Predator"-Film auch Sympathieträger benötigt, die die nötige Atmosphäre aufbauen und den Zuschauer die Gefahr spüren lassen müssen, die von dem Jäger ausgehen muss. "The Predator" ist einmal mehr ein seelenloser Kampf Mensch gegen Alien, dass nur davon getoppt wird, dass das "Upgrade", so der deutsche Zusatz zum Film, eben ein dreineinhalb Meter großer Killer-Predator ist, der neben dem flüchtigen Predator nun auch die verrückten Ex-Soldaten jagt, die wie durch ein Wunder ganz plötzlich mit allerlei Waffen ausgestattet sind und sich gegen das Monster wehren.
Was Schwarenegger damals seine ganze Crew, die wesentlich besser in Form und dazu knallhart waren, kostete, wird hier mit - so hat man den Eindruck - mal eben mit einem Fingerzeig gemacht. Black hat zwar eine bösartige Freude an der Gewalt, aber alles andere lässt er dafür auf der Strecke. Auch wenn die Soldaten nach und nach dezimiert werden und man im Verlauf des Films, der zwar noch schön mit den originalen Klängen von Alan Silvestris Soundtrack des orginalen Predators unterlegt und von Henry Jackman sehr gut untermalt wird, mehr und mehr Action geboten bekommt, wird man das Gefühl nicht los, nicht Fisch, nicht Fleisch zu sehen. Der ganze Film wirkt wie ein von vielen Köchen zusammengerührte Suppe, genau wie die Soldatentruppe - zurückzuführen vermutlich aufgrund der zahlreichen Nachdrehs. Die Handlung damit als "schlampig" zu bezeichnen wäre noch geprahlt, die Schnitte sind oft zu hektisch und zu schnell und lassen so Details vermissen. Der Boden wird dem Film aber von den sinnfreien Witzchen weggezogen, die einfach unnötig sind und in einem solchen Film rein gar nichts zu suchen haben. Ein kleiner Gag, ein kerniger One-Liner - ja, bitte. Aber nicht "Deine Mutter"-Witze. Das geht gar nicht. Ein Stück weit profitiert der Film von einer rabiaten Anziehungskraft auf das Charakter-Zusammenspiel (wenn auch eher rückläufig in seiner Einstellung zu mentalen Krankheiten), mit einer soliden, gewinnbringenden Klasse, einschließlich Sterling K. Brown als schneidiger Predator-Jäger. Ansonsten ist "The Predator" weit, sehr weit hinter seinen Erwartungen zurück geblieben und man sehnt sich beim Abspann geradezu nach einem "Aliens vs. Predator 2" - was durchaus was heißen will.
4/10
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