http://www.imdb.com/title/tt3841424/
Mai 1945: Der Krieg ist zwar zu Ende, doch nicht jeder kann in sein
normales Leben zurückkehren. Eine Gruppe junger Soldaten, fast noch
Kinder, befindet sich in dänischer Kriegsgefangenschaft und wird vor
eine lebensbedrohliche Aufgabe gestellt: Die jungen Männer, darunter
auch Helmut (Joel Basman) und Wilhelm (Leon Seidel), sollen einen
Nordseestrand von Nazi-Tretminen säubern. Rund 45.000 Minen sind im Sand
vergraben und keiner weiß, wo und wann die nächste hochgehen wird. Der
Truppe fehlt es an Ausbildung und Ausrüstung, ihre Arbeit verrichten die
Gefangenen auf gut Glück. Der dänische Kommandant Carl (Roland Møller)
hat ihnen nach Ableistung dieses Dienstes die Freiheit versprochen und
ihnen bleibt nichts weiter übrig, als seinem Wort zu glauben. Doch dann
geschieht ein tragisches Unglück...
Der dänische Film "Unter dem Sand" war bei den Oscars 2017
vertreten und zwar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film. "Nicht noch ein Film mit 2. Weltkriegsthematik" könnte man jetzt denken.
Aber der Streifen "Under Sandet" beleuchtet einen kleinen und eher unbekannten Teil
deutscher Nachkriegsgeschichte. Dass
die Skandinavier sehr oft, sehr gute Filme (besonders Thriller) machen können, haben
sie sehr oft bewiesen. Einen skandinavischen Kriegsfilm hat man da eigentlich noch nie gesehen. Doch "Unter dem Sand" ist ein beeindruckender und nachhaltiger Film, der fast alles richtig
macht. Der Film widmet sich einem Thema, über das nicht allzu oft
berichtet wird. Unter dem Sand fordert seine Zuschauer sehr mit
unangenehmen Bildern, denn zu jeder Sekunde kann es explosiv werden. Im Mai 1945 werden nach der Niederlage
ein Dutzend deutsche jugendliche Kriegsgefangene dazu beauftragt, den
Strand der westlichen Küste Dänemarks von deutschen Landminen zu
befreien. Während der dänische Feldwebel, welcher die Verantwortung für
die Gruppe übernimmt und ihr anfangs noch mit äußerster Brutalität
begegnet, damit beginnt, mit den Jungen zu sympathisieren, stoßen diese
bei ihrer unmenschlichen Aufgabe an ihre psychischen und physischen
Grenzen.
Anfangs ist man durchaus überrascht, dass der Film fast ausschließlich auf
Deutsch gedreht wurde. Das macht das ganze sehr authentisch und auch
die dänischen Darsteller überzeugen mit einer guten deutschen Sprache.
"Unter dem Sand" ist ein unfassbar intensiver Film, bei dem man es
teilweise vor Spannung kaum aushält. Gerade beim Minen entschärfen muss
man permanent Angst haben, dass es gleich mächtig rummst und das sorgt für
elektrisierenden Nervenkitzel. Der Film übermittelt ein sehr realistisches Bild und
fängt das trostlose Gebiet mit einer tollen Kameraarbeit ein. Hier und
da wirken ein paar dramatische Szenen etwas zu künstlich, aber das
verzeiht man diesem Film spätestens beim atemberaubenden Schlussakt. "Unter dem Sand" ist insgesamt eben ein beeindruckender und leider zu unbekannter
Antikriegsfilm, dessen grandios gefilmten Bilder von Dänemarks
sonnendurchfluteten Dünenlandschaften nicht die Abgründigkeit seiner
Geschichte überdecken können.
Allein die Anfangssequenz, in der die jungen Gefangenen im
Kriegslager zur Vorbereitung auf den Strandaufenthalt echte Landminen
entschärfen müssen und welche dabei völlig ohne Musikuntermalung
auskommt, ist einer der spannendsten Szenen, die man seit Langem gesehen hat.
So wie in der Story, überzeugen
die Darsteller auch als gesamtes Team. Es ist selten, dass man sagen kann, dass gerade die deutschen
Schauspieler vollends überzeugen, aber jeder einzelne von ihnen spielt
unfassbar echt
und glaubwürdig und keiner wird grundlos in den Mittelpunkt gedrängt und
alle haben den gleichen Stellenwert. Der Cast aus eher unbekannten deutschen Jungschauspielern (u.a.
Louis Hofmann) agiert jederzeit authentisch, der heimliche Star dieses Films
ist aber Oberfeldwebel Rasmussen, der brutal gut von Roland Møller
verkörpert wird und alle Facetten von knallhart und gewalttätig bis
sensibel und aufopfernd verkörpert. Er macht eine ziemlich interessante Entwicklung durch,
die hin und wieder zwiespältig, aber dadurch sehr glaubwürdig wirkt. Auf
der einen Seite empfand ich ihn als unfassbar hart und böse, doch je
länger der Film geht, umso mehr lernt man auch seine menschliche Seite
kennen und die schwer beeindruckt. Auch wenn die Läuterung eben dieses Mannes, welcher sich von dem
deutschen-hassenden Verächter der Gefangenen zu einer Art Vaterfigur der
Gruppe entwickelt (in einer Szene spielen sie am Strand glücklich
zusammen Fußball), bisweilen etwas unglaubwürdig verläuft und dem Drama
auch ein gewisser Betroffenheits-Kitsch nicht abzusprechen ist, so ist
dem dänischen Regisseur Martin Zandvliet unterm Strich dennoch ein
tiefgreifender Appell an die Menschlichkeit gelungen, welcher auf eine
klare Unterteilung von Gut und Böse verzichtet und dessen Spannung
stellenweise geradezu explosiv ist. Ansonsten ist
Mikkel Boe Følsgaard als Ebbe Jensen, der aber im Vergleich zu Rasmussen
ein konsequenter Fiesling ist, sehr erwähnenswert.
An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass manche Szenen nur schwer verdaulich
sind und sich regelrecht in die Netzhaut einbrennen. Schockierend, mitfühlend und explosiv. "Unter dem Sand" erwischt den Zuschauer eiskalt und sorgt für viel ungewohnten Nervenkitzel.
Alle Darsteller agieren erstklassig und das Zeitalter wird perfekt
dargestellt. Nicht unbedingt
etwas für zarte Gemüter, aber dringend empfehlenswert. Ein Film, der komplett berührt und fasziniert und somit
war die Oscarnominierung total gerechtfertigt. "Unter dem Sand" geht einfach unter die Haut. Nicht verpassen!
8,5/10
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