Montag, 9. April 2018

Under Sandet - Land Of Mine - Unter dem Sand (2015)

http://www.imdb.com/title/tt3841424/

Mai 1945: Der Krieg ist zwar zu Ende, doch nicht jeder kann in sein normales Leben zurückkehren. Eine Gruppe junger Soldaten, fast noch Kinder, befindet sich in dänischer Kriegsgefangenschaft und wird vor eine lebensbedrohliche Aufgabe gestellt: Die jungen Männer, darunter auch Helmut (Joel Basman) und Wilhelm (Leon Seidel), sollen einen Nordseestrand von Nazi-Tretminen säubern. Rund 45.000 Minen sind im Sand vergraben und keiner weiß, wo und wann die nächste hochgehen wird. Der Truppe fehlt es an Ausbildung und Ausrüstung, ihre Arbeit verrichten die Gefangenen auf gut Glück. Der dänische Kommandant Carl (Roland Møller) hat ihnen nach Ableistung dieses Dienstes die Freiheit versprochen und ihnen bleibt nichts weiter übrig, als seinem Wort zu glauben. Doch dann geschieht ein tragisches Unglück...

Der dänische Film "Unter dem Sand" war bei den Oscars 2017 vertreten und zwar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film. "Nicht noch ein Film mit 2. Weltkriegsthematik" könnte man jetzt denken. Aber der Streifen "Under Sandet" beleuchtet einen kleinen und eher unbekannten Teil deutscher Nachkriegsgeschichte.  Dass die Skandinavier sehr oft, sehr gute Filme (besonders Thriller) machen können, haben sie sehr oft bewiesen. Einen skandinavischen Kriegsfilm hat man da eigentlich noch nie gesehen. Doch "Unter dem Sand" ist ein beeindruckender und nachhaltiger Film, der fast alles richtig macht. Der Film widmet sich einem Thema, über das nicht allzu oft berichtet wird. Unter dem Sand fordert seine Zuschauer sehr mit unangenehmen Bildern, denn zu jeder Sekunde kann es explosiv werden. Im Mai 1945 werden nach der Niederlage ein Dutzend deutsche jugendliche Kriegsgefangene dazu beauftragt, den Strand der westlichen Küste Dänemarks von deutschen Landminen zu befreien. Während der dänische Feldwebel, welcher die Verantwortung für die Gruppe übernimmt und ihr anfangs noch mit äußerster Brutalität begegnet, damit beginnt, mit den Jungen zu sympathisieren, stoßen diese bei ihrer unmenschlichen Aufgabe an ihre psychischen und physischen Grenzen.


Anfangs ist man durchaus überrascht, dass der Film fast ausschließlich auf Deutsch gedreht wurde. Das macht das ganze sehr authentisch und auch die dänischen Darsteller überzeugen mit einer guten deutschen Sprache. "Unter dem Sand" ist ein unfassbar intensiver Film, bei dem man es teilweise vor Spannung kaum aushält. Gerade beim Minen entschärfen muss man permanent Angst haben, dass es gleich mächtig rummst und das sorgt für elektrisierenden Nervenkitzel. Der Film übermittelt ein sehr realistisches Bild und fängt das trostlose Gebiet mit einer tollen Kameraarbeit ein. Hier und da wirken ein paar dramatische Szenen etwas zu künstlich, aber das verzeiht man diesem Film spätestens beim atemberaubenden Schlussakt. "Unter dem Sand" ist insgesamt eben ein beeindruckender und leider zu unbekannter Antikriegsfilm, dessen grandios gefilmten Bilder von Dänemarks sonnendurchfluteten Dünenlandschaften nicht die Abgründigkeit seiner Geschichte überdecken können. Allein die Anfangssequenz, in der die jungen Gefangenen im Kriegslager zur Vorbereitung auf den Strandaufenthalt echte Landminen entschärfen müssen und welche dabei völlig ohne Musikuntermalung auskommt, ist einer der spannendsten Szenen, die man seit Langem gesehen hat.


So wie in der Story, überzeugen die Darsteller auch als gesamtes Team. Es ist selten, dass man sagen kann, dass gerade die deutschen Schauspieler vollends überzeugen, aber jeder einzelne von ihnen spielt unfassbar echt und glaubwürdig und keiner wird grundlos in den Mittelpunkt gedrängt und alle haben den gleichen Stellenwert. Der Cast aus eher unbekannten deutschen Jungschauspielern (u.a. Louis Hofmann) agiert jederzeit authentisch, der heimliche Star dieses Films ist aber Oberfeldwebel Rasmussen, der brutal gut von Roland Møller verkörpert wird und alle Facetten von knallhart und gewalttätig bis sensibel und aufopfernd verkörpert. Er macht eine ziemlich interessante Entwicklung durch, die hin und wieder zwiespältig, aber dadurch sehr glaubwürdig wirkt. Auf der einen Seite empfand ich ihn als unfassbar hart und böse, doch je länger der Film geht, umso mehr lernt man auch seine menschliche Seite kennen und die schwer beeindruckt. Auch wenn die Läuterung eben dieses Mannes, welcher sich von dem deutschen-hassenden Verächter der Gefangenen zu einer Art Vaterfigur der Gruppe entwickelt (in einer Szene spielen sie am Strand glücklich zusammen Fußball), bisweilen etwas unglaubwürdig verläuft und dem Drama auch ein gewisser Betroffenheits-Kitsch nicht abzusprechen ist, so ist dem dänischen Regisseur Martin Zandvliet unterm Strich dennoch ein tiefgreifender Appell an die Menschlichkeit gelungen, welcher auf eine klare Unterteilung von Gut und Böse verzichtet und dessen Spannung stellenweise geradezu explosiv ist. Ansonsten ist Mikkel Boe Følsgaard als Ebbe Jensen, der aber im Vergleich zu Rasmussen ein konsequenter Fiesling ist, sehr erwähnenswert.

An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass manche Szenen nur schwer verdaulich sind und sich regelrecht in die Netzhaut einbrennen. Schockierend, mitfühlend und explosiv. "Unter dem Sand" erwischt den Zuschauer eiskalt und sorgt für viel ungewohnten Nervenkitzel. Alle Darsteller agieren erstklassig und das Zeitalter wird perfekt dargestellt. Nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter, aber dringend empfehlenswert. Ein Film, der komplett berührt und fasziniert und somit war die Oscarnominierung total gerechtfertigt. "Unter dem Sand" geht einfach unter die Haut. Nicht verpassen!

8,5/10

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